Mysteriöser Vorfall in Luzern/Horw

Raub im Bireggwald: Tatsache oder Einbildung?

Der Bireggwald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Luzerner. (Bild: Picasa)

So viel ist unbestritten: Letzte Woche rannte ein Jogger verstört aus dem Bireggwald und erzählte, er sei ausgeraubt worden. Jedoch gibt es keine Beweise für die Tat. Die Polizei steht vor einer heiklen Aufgabe und versucht nun fieberhaft, den Fall zu klären. Derweil geht im Quartier die Angst um.

Es herrscht Verunsicherung im beschaulichen Luzerner Bireggquartier. Grund ist eine Story, die unter den Bewohnern derzeit rasend schnell die Runde macht. Inhalt: Kürzlich sei ein Mann aus dem Quartier beim Joggen von einem Unbekannten ausgeraubt worden. Über den Täter sei nichts bekannt. Der Mann sei völlig aufgelöst aus dem Wald zurückgekommen. Die Polizei sei ratlos. Viele Anwohner sowie Nutzer des Waldes stellen sich nun die Frage: Was ist genau passiert? Und wie sicher ist der bei Joggern und Spaziergängern sehr beliebte Bireggwald noch?

Jogger meldet Raub

Die Luzerner Polizei kennt den Fall, wie sie auf Anfrage von zentral+ sagt. Allerdings ist die Sache recht nebulös und entsprechend heikel. Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Polizei, erklärt: «Wir hatten eine Meldung von einem Jogger, welcher im Wald scheinbar überfallen wurde. Das Opfer hat den Einzeltäter nie gesehen. Ihm wurde – gemäss seinen Angaben – das Portemonnaie entwendet.» Passiert sein soll dieser Vorfall am Montag, 18. Januar, um 18 Uhr.

Ungefähr im rot markierten Bereich soll sich der angebliche Raubüberfall auf den Jogger ereignet haben.

Ungefähr im rot markierten Bereich soll sich der angebliche Raubüberfall auf den Jogger ereignet haben.

(Bild: local.ch)

Das angebliche Opfer, ein um die 30 Jahre alter Schweizer aus dem Quartier, gab konkret an, via Biregghalde in den Wald gejoggt zu sein. Die Biregghalde liegt gleich vis-à-vis der Luzerner Allmend mit dem FCL-Stadion, allerdings auf Horwer Boden. Nach etwa 100 bis 500 Metern habe er im Wald pinkeln müssen. Dabei sei er von einer unbekannten Person in den Rücken gestossen worden. Der Mann habe nur «Portemonnaie» gesagt und ihm dieses dann gestohlen. Anschliessend sei der Täter abgehauen. Das Opfer habe rein gar nichts von ihm gesehen und könne deshalb keine Beschreibung abgeben.

«Nach dem Vorfall hat die Polizei vergebens mit einem Spürhund nach dem angeblichen Täter gesucht.»

Simon Kopp, Luzerner Polizei

Der Jogger sei dann noch kurz liegen geblieben. Als keine weitere Gefahr mehr drohte, sei er zurückgerannt. Nach wenigen Minuten sei er auf Passanten gestossen, die sich seiner annahmen. Diese berichteten laut Polizei, dass er völlig aufgelöst gewesen sei. «Nach dem Vorfall hat die Polizei im Wald mit einem Spürhund versucht, die Fährte des angeblichen Täters aufzunehmen, allerdings erfolglos», so Kopp. Wie viel Geld dem Mann gestohlen worden sein könnte, ist unklar.

«Wollen nicht unnötig Ängste schüren»

Doch warum hat die Polizei nicht öffentlich über den Fall informiert? Will sie etwas unter dem Deckel halten? Und warum spricht sie davon, dass der Jogger «scheinbar überfallen» wurde? Betreffend Information sagt Kopp: «Wir entscheiden von Fall zu Fall, ob eine Medienmitteilung oder ein Zeugenaufruf zu einem Ereignis die Ermittlungen weiterbringt. Es gilt zudem zu  berücksichtigen, dass wir noch an Abklärungen zu diesem Vorfall sind. Zudem wollen wir im Quartier nicht unnötig Ängste schüren.» Ähnliche Vorfälle im Bireggwald seien der Polizei keine bekannt.

Die Zurückhaltung der Polizei hat viel mit dem Wort «scheinbar» zu tun. Denn offensichtlich ist die Polizei nicht restlos überzeugt, dass sich der Raubüberfall tatsächlich so abgespielt hat.

Das hat vor allem mit vielen offenen Fragen zu tun, unter anderem folgenden:

– Welcher Jogger geht mit einem Portemonnaie in den Wald?

– Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass der angebliche Täter genau zu jenem Zeitpunkt auftaucht, als der Jogger an einen Baum pinkelt?

– Welcher Täter sucht sich einen erwachsenen Jogger als Opfer eines Portemonnaieraubs aus?

– Wie kann es sein, dass das Opfer rein gar keine Angaben zum Täter machen kann, weder zur Stimme noch zum Äusseren?

– Wie kann es sein, dass im stark frequentierten Bireggwald sowie dem belebten Quartier rundum niemand etwas von dieser Tat mitbekommen hat?

Polizei patroulliert häufiger

All diese Fragen stellen natürlich nicht grundsätzlich die Aussagen des Opfers infrage. Aber die Polizei will verständlicherweise auf Nummer sicher gehen und sucht deshalb nach weiteren Indizien, bevor sie den Fall an die grosse Glocke hängt. Simon Kopp betont zudem, dass die Polizei die Aussagen des Joggers nicht anzweifelt: «Seine Aussagen sind absolut glaubwürdig gewesen.»

Fürs ganze Quartier sowie all die vielen Nutzer des Bireggwaldes wäre zweifellos wünschenswert, wenn dieser Fall schnell geklärt werden könnte. Kopp verspricht: «Wir bleiben dran.» Und er ergänzt: «Die Polizei hat im Gebiet nun die Kontrollen verstärkt.»

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