Emmen hat erstmals eine Gemeindepräsidentin

Ramona Gut-Rogger freut sich auf ihre «Probezeit»

Zieht in den Schoggiturm: Ramona Gut-Rogger, neue Gemeindepräsidentin von Emmen. (Bildmontage: zentralplus)

Ramona Gut-Rogger (FDP) wird die erste Gemeindepräsidentin von Emmen – kampflos. Bereits im März 2020 stehen wieder Wahlen an. Die 37-Jährige sagt im Interview, was die kurze erste Amtszeit für sie bedeutet und wohin sie die zweitgrösste Gemeinde des Kantons steuern will.

Was die Stadt Luzern bislang nicht hatte, erhält Emmen: Eine Frau an der Spitze. Ramona Gut-Rogger übernimmt die Nachfolge von Rolf Born, der aus beruflichen Gründen zurückgetreten ist. Bis am Montag hat sich kein Gegenkandidat gemeldet, weshalb die FDP-Einwohnerrätin in stiller Wahl ins Amt rückt (zentralplus berichtete).

Damit bleibt das Präsidium in Emmen in FDP-Hand. In einem liberalen Elternhaus aufgewachsen, ist die 37-Jährige vor sieben Jahren auf Anhieb in den Einwohnerrat gewählt worden. Wann die zweifache Mutter und Schulleiterin das Amt antreten wird, ist noch offen.

zentralplus: Ramona Gut-Rogger, die Wahl vom 20. Oktober in Emmen wurde mangels Gegenkandidat abgesagt. Bedauern Sie, dass es keinen Wahlkampf gibt?

Ramona Gut-Rogger: Wir hatten FDP-intern ein Auswahlverfahren, in dem ich mich gegen zwei Gegenkandidaten durchgesetzt habe. Ein wenig Wahlkampf gab es also schon. Aber es hat sicher mit der speziellen Ausgangslage zu tun, dass im Frühling 2020 Gesamterneuerungswahlen stattfinden.

zentralplus: Sie sagen es: Ihnen bleiben maximal sieben Monate, dann stehen bereits wieder Wahlen an. Wie wird sich das auswirken?

Gut-Rogger: Ich war mir allen Chancen und Risiken bewusst, als ich mich für die Kandidatur entschieden habe. Ich gebe mein Bestes, um nächstes Jahr das Vertrauen des Stimmvolkes gewinnen zu können.

zentralplus: Dann dürften Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit Konkurrenz haben. Es ist quasi wie Ihre Probezeit.

Gut-Rogger: Ja, diese wenigen Monate sind die Chance, mich zu bewähren.

«Emmen soll seine Qualitäten weiterhin stärken. Auf der einen Seite das Urbane, auf der anderen Seite das Ländliche.»

zentralplus: Sie sind die erste Frau im Amt als Emmer Gemeindepräsidentin: Was bedeutet Ihnen das?

Gut-Rogger: Ich möchte nicht gewählt werden, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich die entsprechenden Fähigkeiten und Qualifikationen mitbringe. Aber es macht mich schon stolz, als erste liberale Gemeindepräsidentin der Gemeinde Emmen vorzustehen. Gleichzeitig ist die Aufgabe mit Respekt verbunden. Denn es gibt grosse Herausforderungen, die auf unsere Gemeinde zukommen oder mit denen wir bereits konfrontiert sind.

zentralplus: Eine davon sind die finanziellen Schwierigkeiten. Auf welches Rezept setzen Sie?

Gut-Rogger: Das Ja zur kantonalen Aufgaben- und Finanzreform 18 diesen Frühling wird hoffentlich seinen Teil dazu beitragen. Mit dem Wachstum kommen Infrastrukturkosten auf Emmen zu, wo wir gut schauen müssen, wie wir sie tragen können. Da gilt es, auch alternative Finanzierungsmodelle zu prüfen. Wenn wir an die Schulbauten denken, ist das sicher ein wichtiger Punkt.

zentralplus: Was schwebt Ihnen konkret vor? Dass Private die Schulhäuser zahlen?

Gut-Rogger: Das wäre eine Möglichkeit, ja. Aber es ist noch zu früh für konkrete Ideen.

zentralplus: Man könnte auch das Wachstum bremsen, wie es die SVP will (zentralplus berichtete).

Gut-Rogger: Für viele Quartiere haben wir bereits Bebauungspläne oder konkrete Projekte. Da können wir den Investoren nicht sagen, sie müssen sich wieder zurückziehen. Die Gemeinde muss eine Verlässlichkeit bieten. Und ein massgeblicher Teil des Wachstums wird ja nicht durch Neuzuzüger verursacht, sondern durch geburtenstärkere Jahrgänge der ansässigen Bevölkerung.

zentralplus: Wohin soll Emmen mit Ihnen an der Spitze steuern?

Gut-Rogger: Emmen soll seine Qualitäten weiterhin stärken. Auf der einen Seite das Urbane, auf der anderen Seite das Ländliche. Beide helfen mit, dass wir ein lebenswertes, attraktives und vielfältiges Emmen haben und alle Menschen Orte finden, wo sie sich wohlfühlen, wo sie ihre Freizeit und ihre Arbeitszeit verbringen können.

«Emmen hat bislang kein eigentliches Dorfzentrum – das könnte sich rund um die Viscosistadt entwickeln.»

zentralplus: Worauf möchten Sie einen besonderen Fokus legen?

Gut-Rogger: Die Entwicklungen rund um die Viscosistadt mit der Ansiedlung der Hochschule oder mit dem Tramhüsli: Dass hier Leben einkehrt, begrüsse ich sehr. Emmen hat bislang kein eigentliches Dorfzentrum – das könnte sich rund um den Seetalplatz und die Viscosistadt entwickeln.

zentralplus: Noch ist unklar ist, welche Direktion Sie übernehmen: Vom beruflichen Hintergrund her wäre die Bildung prädestiniert. Ihr Favorit?

Gut-Rogger: Ich bin sehr offen für diese Zuteilung. Das wird an der konstituierenden Sitzung, frühestens Mitte September, entschieden. Erst dann werde ich auch wissen, wann ich das Amt antrete.

zentralplus: Nach Brahim Aakti hat Emmen mit Ihnen innert Kürze eine zweite Person in der Exekutive, die noch keine 40 Jahre alt ist. In Luzern oder Kriens ist die jüngere Generation nicht in der Exekutive vertreten. Was können die Städte von Emmen lernen?

Gut-Rogger: Das Alter war bis anhin nie ein Thema, dafür die politische Erfahrung, die ich mitbringe. Ich kann jedoch nur für mich sprechen: Man muss sich engagieren, einbringen und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort stehen. Wenn man mich Anfang Jahr gefragt hätte, was 2019 bringt, hätte ich auch nie darauf getippt, dass ich Gemeindepräsidentin werde. Denn der Rücktritt von Rolf Born kam für uns überraschend. Ich bin aber fest überzeugt, dass man Herausforderungen dann packen muss, wenn sie einem geboten werden.

zentralplus: Als Frau in einer Führungsposition und mit zwei kleinen Kindern haben Sie betreffend Vereinbarkeit eine Vorbildfunktion. War das oft Thema und wie meistern Sie diese Herausforderung?

Gut-Rogger: Den Job als Schulleiterin gebe ich natürlich ab. Und was die Familie betrifft: Meine beiden Kinder sind sich bereits gewöhnt, dass ich berufstätig bin. Bislang waren sie in der Kita betreut, nun haben wir – unabhängig vom Gemeinderat – für die Betreuung eine Nanny angestellt.

zentralplus: Und wenn Sie mal eine freie Minute haben, wo trifft man Sie dann?

Gut-Rogger: Dann bin ich mit meinen Kindern unterwegs. Wir nehmen oft und gerne an gesellschaftlichen Anlässen in der Gemeinde teil, wie etwa die Emmer Dorfchilbi.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Edi,
    Edi,, 03.09.2019, 19:04 Uhr

    für Emmen braucht es die CVP, man hat ja Gesehen wo die FDP hinführte, hoffe es findet sich noch jemand, der Dame trotz alledem alles Gute.

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