Luzerner Festival bei Oligarchen sehr beliebt

Putins Arm in die Zentralschweiz?

Edgar Moreau & Marielle Labèque spielen hier am «Zaubersee 2015» das Opening Konzert im Hotel Schweizerhof. (Bild: zvg / Zaubersee)

Der russische Oligarch Viktor Vekselberg ist der neue Hauptsponsor des Festivals «Zaubersee» in Luzern. Und hat scheinbar gleich alle seine Schweizer Unternehmen zur Unterstützung verknurrt. Damit ist er der neue Kopf in einer umstrittenen Reihe von Sponsoren des russischen Festivals. Was geht da vor sich?

Wer hat schon Mal Viktor Vekselberg in Zug gesehen? Wir auch nicht – bis eben gerade. Dieser Tage ist der russische Oligarch endlich mal öffentlich in der Stadt Zug präsent. Natürlich nicht in natura, aber dennoch: Auf den Plakatwänden des russischen Musikfestivals «Zaubersee», das ab Mai in Luzern stattfindet.

Vekselberg ist Sponsor des Festivals, aber natürlich nicht der einzige: Sulzer, Schmolz & Bickenbach und die Firma Oerlikon unterstützen das Festival ebenfalls. Sie merkens? Alle diese Unternehmen werden von Vekselberg kontrolliert. Klarer Fall: Vekselberg hat seine Unternehmen offenbar auf Kurs gebracht – um einen konzentrierten Beitrag an die Verbreitung russischer Kultur zu leisten.

Und das nicht irgendwo: Beim Festival Zaubersee steht Vekselberg damit in einer langen Tradition umstrittener Sponsoren. «Was war zuerst da, die Idee oder das russische Geld?», schrieb die «Schweiz am Sonntag» im Juli 2015, als der letzte Sponsor zurückgetreten war. Der Titel des Artikels: «Putin dirigiert die Schweiz».

Vorgänger: Chef bei Rosukrenegro

Vekselberg war zwar damals schon Sponsor des Festivals, allerdings nur Nebensponsor. Der in Zug wohnhafte Konstantin Shmelev hatte das Festival lange unterstützt, bis er als Finanzchef der «Rosukrenegro» in die Schlagzeilen kam. Rosukrenegro ist eine Tochterfirma der russischen Staatsunternehmung «Gazprom» – sie wurde damals von der «Süddeutschen Zeitung» als undurchsichtige Geldmaschine bezeichnet, da sie alleine zwischen 2005 und 2007 ganze 2,33 Milliarden Dollar Gewinn gemacht hatte. Shmelev verschwand von der Bildfläche, auch als Sponsor bei Zaubersee.

Dafür kam, so die Recherche der «Schweiz am Sonntag», die Firma Ostchem hinzu – allerdings nicht für lange. Deren Besitzer Dimitri Firtasch wurde vom FBI verfolgt und 2014 in Wien mit dem Vorwurf der Bestechung und der Bildung einer kriminellen Organisation verhaftet – und aufgrund einer Kaution von 125 Millionen Dollar wieder freigelassen. Der letztjährige Hauptsponsor, der russische Milliardär Andrey Cheglakov, hat offenbar das Festival weitergegeben: Vekselberg ist jetzt Hauptsponsor – zusammen mit seinen Schweizer Firmen.

Yandex und der russische Geheimdienst

Wie freiwillig das Engagement für die russische Kultur bei Sulzer, Schmolz & Bickenbach und Oerlikon tatsächlich getragen wird, ist offen. Vekselbergs Co–Sponsor ist die russisch–niederländische Firma Yandex, die die gleichnamige Suchmaschine und den Internetbrowser betreibt. Yandex Europe hat ihren Sitz in Luzern (zentralplus berichtete). Auch sie ist kein unbeschriebenes Blatt – 2011 wurde bekannt, dass die Yandex in Russland vertrauliche Kundendaten aus dem vom Unternehmen entwickelten Bezahldienst an den russischen Geheimdienst übermittelt hatte. Das berichtete damals das «Wall Street Journal». Betroffen seien vor allem Leute gewesen, die einen Anti–Korruptionskämpfer mit Spenden unterstützt hatten.

«Keiner dieser Sponsoren hat aber einen weiteren Einfluss auf die Programmierung oder auf den Verlauf des Festivals.»

Gabriela Kälin, Sprecherin «Zaubersee»

Gleichzeitig hatte sich die Unternehmung auch wiederholt mit dem rusisschen Präsidenten Wladimir Putin angelegt – «es sei nicht immer einfach mit Yandex», wird Putin vom «Spiegel» zitiert.

Auch Vekselberg selber scheint momentan im Kreml unter Druck zu stehen, das schrieb die «NZZ am Sonntag» im März 2016 – er musste unter dem Druck Putins Vermögenswerte zurück nach Russland schaffen. Ob diese Unterstützung fürs russische Festival eine kleine Form der Besänftigung darstellt? Vekselbergs Management–Firma Renova AG war bis zum Erscheinen dieses Artikels nicht erreichbar. Auch die Frage, weshalb gerade dieses Festival unter russischen Milliardären als Sponsoring–Objekt so beliebt ist, bleibt offen.

«Traditionelle Schweizer Firmen»

Beim Festival selber ist man naturgemäss froh über die Sponsoren. «Mit Viktor Vekselberg konnten wir eine Person als Sponsor für Zaubersee gewinnen, dem sowohl die russische Kultur am Herzen liegt und der ebenfalls eng mit der Schweiz verbunden ist und deshalb das Kulturschaffen vor Ort fördern möchte.» Das sagt Gabriela Kälin, Sprecherin des Festivals. Zudem handle es sich bei den anderen Firmen um «traditionelle Schweizer Firmen», so Kälin. Dass diese sich alle unter der Kontrolle Vekselbergs befinden würden, möchte sie nicht weiter kommentieren. «Keiner dieser Sponsoren hat aber einen weiteren Einfluss auf die Programmierung oder auf den Verlauf des Festivals. Deshalb halten wir es auch für nicht weiter relevant, über sie im Zusammenhang mit dem Festival zu sprechen.»

«Das Land hat fantastische Komponisten und Künstler hervorgebracht, die man anerkennen sollte.»

Gabriela Kälin

Zudem sei Vekselberg schon seit dem letzten Jahr Mäzen des Festivals, sagt Kälin. «Das hat bisher noch niemanden gestört.» Sie ist überzeugt, dass das Publikum das ebenso sehen werde, «und unseren Fokus auf Russland wertschätzt. Denn das Land hat fantastische Komponisten und Künstler hervorgebracht, die man anerkennen sollte.» Klarer Fall, und das soll auch nicht bestritten werden. Aber dennoch – bei der geballten Ladung russischen Kapitals, die dahintersteckt, kommt das ganze schon etwas orchestriert daher.

Sie möchten mehr über den «Zuger» Oligarchen Viktor Vekselberg lesen? Hier geht es zu unserem Artikel: «Weshalb wird Vekselberg in Zug pauschalbesteuert?»

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1 Kommentar
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    BeatStocker, 29.04.2016, 19:33 Uhr

    Wieviel zahlen denn Vekselberg und seine Firmen?

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