Quartiertreff in der Baselstrasse

Public Viewing im «Stadion-Untergrund»: Sentitreff in Luzern wird zur Stadtoase

Gemeinsam mit Menschen aus dem Quartier haben Luzerner Studentinnen den Innenhof des Sentitreffs neugestaltet. (Bild: zvg)

Eine Gruppe Studenten hat mit Quartierbewohnern zusammen den Innenhof des Sentitreffs neu gestaltet. Die Wünsche und Ideen der Anwohner standen beim Projekt im Zentrum. Nun soll die EM im neuen Ambiente genossen werden. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber dennoch.

Heidi Rast kommt direkt vom Mittagstisch, als sie sich zum Interview mit zentralplus ins Zoom-Meeting einklinkt. Die Leiterin des Quartiertreffpunkts Sentitreff in der Luzerner Baselstrasse ist sichtlich froh, können das gemeinsame Mittagessen und der damit verbundene Austausch wieder stattfinden.

Genau dieser fehlte so oft im vergangenen Corona-Jahr. Trotzdem war von Stillstand im Sentitreff keine Spur. «Es war das anstrengendste Jahr, seit ich hier arbeite», meint Rast: «Kaum hatten wir ein Schutzkonzept erstellt, mussten wir es schon wieder verwerfen.» Kommt dazu, dass eine grössere Veränderung in Planung war: Der Innenhof sollte umgestaltet werden.

Den «Spirit» einfangen

Federführend für die Umgestaltung waren Ivan Djotlo, Michael Suter, Chantal Altorfer und Manuel Martinez, die im Rahmen ihres Studiums an der Höheren Fachschule für Gemeindeanimation das Projekt leiteten. Doch die Hauptrolle gaben die Studierenden ab. Sie wollten nicht für die Menschen, denen der Sentitreff ein zweites Zuhause bietet, entscheiden, sondern mit ihnen eine Lösung finden. «Es sollte ein partizipatives Projekt werden», meint Djotlo.

Den Vorgang erklärt er so: Zunächst galt es den «Spirit» des Sentitreffs kennenzulernen. Dazu trafen sich die Studierenden mit den Menschen vor Ort, führten Gespräche und fragten nach ihren Wünschen für den Innenhof. Diese wurden im Rahmen eines Workshops vertieft und auf Skizzen festgehalten.

Kein Geld gegen den Matsch

Ein Problem tauchte auf den meisten zusammengetragenen Zetteln auf: der Boden. Bei schlechtem Wetter wird es dort schnell matschig. Ein Problem, das Heidi Rast bereits kannte – und wohl auch gerne beheben würde. Aber als Koordinatorin des Projekts sah sie sich gezwungen, Grenzen zu setzen. Eine Erneuerung des Bodens hätte das finanzielle Limit für die Umgestaltung des Innenhofs schnell gesprengt. In der Folge verfassten die Studentinnen und Studenten zusammen mit Rast einen Brief an die Stadt, in dem sie auf das Boden-Problem und die zur Verbesserung benötigten finanziellen Mittel hinweisen. Für die aktuelle Umgestaltung mussten sie sich jedoch auf kleinere Veränderungen beschränken.

Letztlich wurde in drei Projektteams mit den Namen «Deko», «Garten» und «Mobiliar» an drei Samstagen doch einiges umgesetzt. Aus den Paletten wurden mobile Sitzgelegenheiten und Blumenbeete gebaut, der stillgelegte Brunnen wurde bepflanzt und die vorhandenen Sitzgelegenheiten mit farbigen Kissen gemütlicher und gleichzeitig ansehnlicher gemacht. So wurde – unter der tatkräftigen Mitwirkung der Anwohner und Sentitreff-Besucher – aus dem grauen, tristen Hof eine kleine, bunte Wohlfühloase.

Längst nicht fertig

Ivan Djotlo, der stellvertretend für die am Projekt beteiligten Studenten spricht, ist zufrieden mit der Arbeit. Doch er betont zugleich, dass das Endresultat nur an zweiter Stelle steht. Viel wichtiger als die Möbel, die neu im Hof stehen, seien die Verbindungen, die in der Planung und der Umsetzung geknüpft wurden. Er erzählt vom Stolz, den die Menschen für die getane Arbeit haben.

Auch Heidi Rast ist glücklich, konnten die Arbeiten vor Ort durchgeführt werden. Denn wie erwähnt: Die lockeren, informellen Gespräche, die so wichtig für den Austausch seien, liessen sich während dem Lockdown nur schwer ins Internet verschieben. «Es fehlt einfach etwas», führt Rast aus, als unsere Internetverbindung plötzlich abbricht. Ja, es fehlt wirklich etwas. Glücklicherweise kann der neue Innenhof «in echt» betrachtet und genutzt werden.

Djotlo erklärt, der Umgestaltungsprozess sei längst nicht fertig und Rast fügt an, was als Nächstes geschieht: Eine Lichterkette wird installiert. Sie soll die langen Nächte neben der Feuerschale im Innenhof erhellen. Bald strahlt sie zudem mit dem Beamer um die Wette, wenn nun die Fussball-Europameisterschaft losgeht. Das Public Viewing im «Stadion-Untergrund» soll für Glanzmomente im neuen Sentitreff-Innenhof sorgen – und weiterhin viele Verbindungen schaffen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Bossart Daniel
    Bossart Daniel, 01.07.2021, 15:40 Uhr

    Hallo zusammen
    Ich würde gerne mit meiner Schwester zum PV kommen mögen gegen Spanien. Ich kenne das Senti und umgekehrt…

    Liebe Grüsse
    Daniel

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 14.06.2021, 08:32 Uhr

    Public Viewing = Aufbahrung. Wunderbarer Begriff.

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