Luzerner Brauereien

Prost: Unser Bier ist beliebt wie nie

Den Gästen schmeckt's: «Luzerner Bier» und «Lozärner Bier» entwickeln sich als Unternehmen prächtig. (Bild: bra)

Die lokalen Brauereien wurden als Antwort auf den Eichhof-Verkauf an Heineken gegründet. In den letzten Jahren haben sie sich als mittelgrosse Unternehmen etabliert. Das kann sich sehen lassen. Und man stichelt auch gerne mal den Konkurrenten an – ganz wie die Grossen.

Angefangen hat alles im Jahr 2008. Der Verkauf der Brauerei Eichhof an Heineken bedeutete für viele Luzerner Bierliebhaberinnen und -liebhaber in Luzern einen herben Verlust. Für viele Konsumentinnen und Konsumenten ging die Identifikation mit der regionalen Bierkultur verloren. Die Marke Eichhof erlitt einen Image-Schaden. Die Kehrseite: Für viele kleinere Brauereien war diese Übernahme der Startschuss, um das heimische Bier fortan selber zu brauen. 

Erster kleiner Gewinn

Das ist nun sieben Jahre her. Seitdem sind unter anderem das «Luzerner Bier» (2008) und ein Jahr später das «Lozärner Bier» entstanden. Wie geht es diesen Brauereien inzwischen? Können sie sich neben den grossen Playern behaupten? zentral+ hat als Erstes bei David Schurtenberger nachgefragt.

Schurtenberger ist Geschäftsführer der Luzerner Bier AG – wichtig: die mit dem «u» und der Hand und dem roten Logo. Seit fünf Jahren ist «Luzerner Bier» nun im Geschäft und das Team ist mittlerweile auf elf Mitarbeiter angewachsen. «Es sieht gut aus. Wir konnten in diesem Jahr das erste Mal einen kleinen Gewinn verbuchen», freut er sich. Immerhin seien es 7’000 Franken. Und der Umsatz aus dem Bierverkauf wurde gegenüber dem letzten Jahr um 11 Prozent gesteigert, so der Geschäftsführer. 

«Wir sind leicht teurer»

Mittlerweile kann Luzerner Bier rund 60 Restaurants beliefern. «Tendenz steigend.» Auf der anderen Seite machen die grossen Konzerne, Carlsberg und Heineken, nach wie vor den grössten Teil des Marktes unter sich aus. «Dort haben wir als kleine Brauerei Nachteile beim Preisangebot. Wir sind leicht teurer und können nicht so tief gehen wie die grossen Industriebrauereien», sagt Schurtenberger. 

Das Unternehmen kennt inzwischen die Schwierigkeiten der Branche bestens: «Die ständig wachsende Konkurrenz aus dem Ausland, der immer kleiner werdende inländische Pro-Kopf-Bierkonsum und die Ausführungsbestimmungen zur so genannten Swissness-Vorlage gaben im vergangenen Jahr immer wieder zu reden. Die Verunsicherung ist in der Branche nach wie vor deutlich zu spüren», sagt Schurtenberger.

Das Luzerner Bier wird an der Bürgenstrasse 16 abgefüllt.

Das Luzerner Bier wird an der Bürgenstrasse 16 abgefüllt.

(Bild: Fabian Duss)

«Lozärner Bier ist ein Etikettenschwindler»

Nichtsdestotrotz hat seine Brauerei seine Nische finden können. Vermarktet wird es primär durch Mund-Propaganda. «Wir setzen vor allem auf die bieraffinen Wirte. Klar können wir nicht die ganze Stadt abdecken. Aber die Kunden, welche gerne ein Bier aus der Region trinken, mögen uns sehr.» Im Detailhandel wird Luzerner Bier bei Coop, Manor und ein paar kleineren Verkäufern angeboten.

Auf seinen Hauptkonkurrenten «Lozärner Bier» – mit o – angesprochen, findet Daniel Schurtenberger markige Worte: «Lozärner Bier ist gar keine Brauerei, sondern ein Getränkehändler. Sie sind keine echte Luzerner Brauerei, weil sie das Bier seit Jahren in Bern brauen lassen.» 

Brauereien bauen ist nicht so einfach

Die fantastischen Vier

Auch das «Ur-Bräu» und das Bier der Rathausbrauerei an der Reuss gelten mittlerweile als Mitglieder der regionalen Bierkultur. Damit haben sich vier lokale Biermarken etabliert, wobei man das Ur-Bräu nicht ganz zur den hier gebrauten Bieren zählen darf. «Das Bier wird in Bern gebraut», sagt Chef Fredy Wagner, Chef der Tavolago AG. 95 Prozent des Ur-Bräus werden in den Gastbetrieben der Luzerner Schifffahrtsgesellschaft SGV verkauft. «Es ist also fast ein geschlossener Kreislauf.»  

Das «Rathausbier» wird im alten Gemäuer unter der Egg im Restaurant gebraut. Dort ist zugleich die Schaubrauerei, wo Braumeister Rainhard Knispel seine Kunst zum Besten gibt. So sind die Gäste hautnahe dabei, wenn in den kupfernen Maisch- und Läuterbottichen brodelt. 1000 Liter sind es jeweils, welche zur Gärung und Lagerung ins Depot an der nahen Eisengasse hochgepumpt und nach der Reife wieder zurückgepumpt werden. In den Handel gelangt das Bier allerdings nicht. 

Bei «Lozärner Bier» nimmt man diese Aussage zur Kenntnis. Das Bier werde noch im bernischen Bargen gebraut. Aber der Vorwurf, ein Ettikettenschwindler zu sein, lässt Geschäftsführer Alain Meyer nicht gelten. Er antwortet: «Das wirft uns Herr Schurtenberger schon seit fünf Jahren vor. Tatsache ist, wir haben schon mehrmals versucht, eine eigene grosse Brauerei hier zu installieren. Eine Installation nach unseren Vorstellungen war aber nicht so einfach. Aber wenn die neue Brauerei bald steht, wird das kein Thema mehr sein.» 

Was Meyer meint: Im April ist die Lozärner Bier AG an ihren neuen Standort im Littauerboden gezogen. Die Baubewilligung für die neue Brauanlage seien erteilt und die Gespanne ausgesteckt. Abgesehen vom Etiketten-Zwist oder immer wiederkehrenden Namensverwechslungen mit dem Konkurrenten laufe das Geschäft auch beim Bier mit «o» und «ä» ganz rund, sagt der Geschäftsführer.  

«Wir haben bis jetzt unseren Bierabsatz jedes Jahr verdoppeln können», freut sich Meyer. Der Ausbau am neuen Standort koste einen 2-stelligen Millionenbetrag. Umsatzzahlen gibt der Geschäftsführer keine bekannt. «Wir planen langfristig für die nächsten Generationen und glauben an die Idee. Wir investieren jedes Jahr rund 150’000 Franken ins Marketing.» Das Team von Lozärner Bier zählt mittlerweile zwölf Personen. Als Investor agiert hinter den Kulissen Daniel Stalder, Mitinhaber von Stalder Immobilien. 

Surseer Bier: «Coming soon»

Bald soll auch die Stadt Sursee ihr eigenes Bier erhalten. Drei Luzerner wollen im Ort ihr «Soorser Bier» brauen. «Coming Soo.N!» steht auf der Website der Soorser Bier AG. «Im Moment sind wir noch auf Investorensuche», sagt Karin Wagemann, Geschäftsführerin der Sorseer Bier AG. Mit von der Partie sind auch Wagemanns Ehepartner Alexander Oleschinsky und Herbert Blum. «Wenn alles nach Plan verläuft, können wir unser erstes Bier im April oder Mai 2016 ausschenken.»

Bierige Betriebsbesichtigung
Die Brauerei Luzern AG, das «Luzerner Bier», feiert diesen Samstag Jubiläum. Zelebriert wird das Ganze mit einem Tag der offenen Tür, mit Festbetrieb, Essen und Musik. Um 15.00 Uhr geht’s los und das Fest dauert bis 22.00 Uhr. Ort: Bürgenstrasse 16, 6005 Luzern

Eichhof? «Alles supi.»

Angaben über Marktentwicklungen in der Region Luzern werden keine erhoben. Einen Überblick über die gesamtschweizerischen Kräfteverhältnisse geben die unten stehenden Zahlen. Übrigens: Eine konkrete Antwort über lokale Verhältnisse war von Eichhof, oder von Heineken Schweiz, nicht zu erhalten. Die Pressestelle von Heineken Schweiz ging nicht auf die Fragen ein, wies dafür wiederholt auf die «ausgezeichnete Qualität» ihrer Produkte hin.

Marktanteile Schweizer Bierproduzenten (in %)

Quelle: Schätzungen Wirteverband Basel Stadt

Quelle: Schätzungen Wirteverband Basel Stadt


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1 Kommentar
  • Profilfoto von Werner Raymond Duss
    Werner Raymond Duss, 13.06.2015, 13:50 Uhr

    Ein Bier das sich «Lozärner Bier» nennt aber in Bern gebraut wird? Das ist in der Tat Etikettenschwindel und geht gar nicht. Und wieso nennt man sein Bier praktisch gleich wie die Konkurrenz? Die waren ja anscheinend zuerst da. Bis jetzt wusste ich übrigens auch nicht dass «Lozärner Bier» und «Luzerner Bier» nicht dasselbe ist.

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