Asylbewerber gehen ins Kloster

«Präventive Massnahmen wären unprofessionell»

Oktober: Das Kloster Baldegg will 25 Asylsuchenden Unterschlupf gewähren. Damit entlasten die Schwestern die Gemeinde Hochdorf. (Bild: zvg)

Im Kloster Baldegg finden ab Ende Jahr bis zu 25 Asylsuchende eine Unterkunft. Eine enorme Entlastung für die Gemeinde Hochdorf, die bis am 31. Dezember noch 16 Plätze hätte organisieren müssen. Doch der Standort birgt auch Konfliktpotenzial. Wie stellt man sich zu Sicherheitsmassnahmen?

67 der 83 Luzerner Gemeinden müssen innert kurzer Zeit Plätze für Asylsuchende schaffen (zentral+ berichtete). Es sind jene, die das vom kantonalen Verteilschlüssel vorgesehene Aufnahme-Soll nicht erfüllen. Zu diesen Gemeinden gehört auch Hochdorf. Das 9’000-Seelen-Dorf muss gemäss des Schlüssels insgesamt 36 Asylsuchende beherbergen (4 pro 1’000 Einwohner) – momentan sind es lediglich 20.

Tatkräftige Unterstützung erhält die Gemeinde dabei von Seiten der Geistlichen. Die Schwestern des Klosters Baldegg stellen ihr Gästehaus zur Verfügung, um ab Ende dieses Jahres 15 bis 25 Asylsuchende unterzubringen. Diese werden voraussichtlich aus Eritrea und Syrien stammen. Damit hilft das Kloster der Gemeinde, ihr Soll zu erfüllen.

Asylunterkünfte stossen oftmals auf regen Widerstand – wie die Erfahrungen bei der Unterkunft in Fischbach oder Eichhof gezeigt haben. Dass das künftig als Asylunterkunft dienende Gästehaus in unmittelbarer Nähe zur Kantonsschule Seetal liegt, könnte zusätzliches Konfliktpotenzial mit sich bringen.

«Vorhaben ist unterstützungswürdig»

Marc Meyer, Rektor der Kantonsschule Seetal, erklärt: «Ich gehe davon aus, dass der Schulbetrieb störungsfrei weitergeführt werden kann.» Die Schule selbst wurde heute Morgen brieflich über die Asylplätze im Kloster Baldegg informiert. «Als Kantonsschule ist man auch einem ethischen Grundsatz verpflichtet. Deshalb sehe ich dieses Vorhaben als unterstützungswürdig», so Meyer. Als Schulleiter sei ihm die Umgebung der Bildungsinstitution wichtig. «Aufgrund von Vorurteilen gegenüber Asylanten vorgängig Massnahmen zu ergreifen, wäre jedoch falsch», so Marc Meyer.

Aufgabe der Gemeinde

Seit Juni 2014 muss der Kanton Luzern monatlich 60 bis 80 neue Plätze für Asylsuchende schaffen. 67 der 83 Luzerner Gemeinden – darunter auch Hochdorf – müssen bis Ende Jahr eine gewisse Anzahl Plätze zur Verfügung stellen. Konkret sind dies 4 Plätze für Asylsuchende pro 1000 Einwohner. Somit sind es deren 36, die Hochdorf bis Ende Jahr zu offerieren hat. 20 gibt es bereits, wobei die Gemeinde in den rund zwei Monaten noch 16 zusätzliche Asylplätze hätte vermitteln müssen. Es ist Aufgabe der Gemeinde, als Vermittler die geforderten Plätze in Privathaushalten oder bei Vermietern zur organisieren.

Für die Betreuung der Asylsuchenden hat der Kanton die Caritas beauftragt. Als «unbedenklich» stuft Urs Odermatt, Sprecher der Caritas Luzern, die Situation ein. «Die Erfahrungen mit dem Asylzentrum Eichhof, das in unmittelbarer Nähe zu einem öffentlichen Park und einem Altersheim lag, waren durchwegs positiv.» Es sei davon auszugehen, dass bei einer Asylunterkunft dieser Grösse keine Konflikte auftreten werden. «Ob die Gemeinde zusätzliche Sicherheitsmassnahmen – beim Eichhof war dies ein Angestellter der Securitas – ergreifen wird, weiss ich nicht», so Odermatt.

Offen für zusätzliche Sicherheitsmassnahmen

«Ich glaube, das ist ein guter Standort», erklärt Gemeinderat Daniel Rüttimann auf Anfrage. «Das Gästehaus ist etwas Abseits im Grünen gelegen», was auch Übersicht gewähre. Die Frage, ob es eine Massnahme benötige, um zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten, sei verfrüht gestellt. «Es wäre unprofessionell, im Vornherein eine Massnahme zu veranlassen, obwohl es diese möglicherweise gar nicht braucht», so Rüttimann. Doch von Seiten der Gemeinde sei man offen für Gespräche bezüglich der Sicherheit. «Wenn die Caritas der Meinung ist, dass eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme nötig ist, sind wir dafür offen.»

Gemeinde kann aufatmen

Die Gemeinde freut sich über den Schritt des Klosters. Denn viel Zeit hätte Hochdorf nicht mehr gehabt, um die Plätze auf 36 Asylsuchende aufzustocken. Daniel Rüttimann erklärt: «Bis am 31. Dezember dieses Jahres hätten wir als Vermittler diesen Platz zur Verfügung stellen sollen. Da wäre noch eine grosse Herausforderung auf uns zugekommen.» Glücklicherweise habe Rüttimann schon vor längerer Zeit das Gespräch mit den Schwestern im Kloster Baldegg gesucht. «Nach längerer Bedenkzeit hat sich das Kloster schliesslich dazu bereit erklärt, Raum für Asylsuchende bereit zu stellen.» Rüttimanns Erleichterung ist deutlich spürbar. «Ich hoffe, dass wir dadurch auch ein positives Signal an andere Gemeinden senden.» Für den Entscheid der Aufnahme erntete das Kloster von allen Seiten durchwegs positive Reaktionen.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon