Zwischen Dorfclub und Challenge League

Präsident des SC Kriens: «Wir machen einen Spagat»

Werner Baumgartner mit dem Trikot seines Herzensclubs.

(Bild: les)

Während Fussball-Clubs mit Millionen um sich werfen, bäckt der SC Kriens wesentlich kleinere Brötchen. Eine Budgeterhöhung um rund 150’000 Franken fällt da bereits ins Gewicht. Und man schraubt an den Trainingszeiten, damit die Spieler früher ins Bett kommen, wie Clubpräsident Werner Baumgartner im Interview erklärt.

Der SC Kriens hat sich in der Challenge League halten können. Nun steht die Planung des anspruchsvollen zweiten Jahres an. SCK-Präsident Werner Baumgartner hat dabei mehrere Herausforderungen zu bewältigen. Zu Beginn musste der frischgebackene CVP-Nationalratskandidat aber über Politisches Auskunft geben.

zentralplus: Werner Baumgartner, welches «C» ist Ihnen näher. Das C in SCK oder das C in der CVP?

Werner Baumgartner: lacht. Das sind zwei unterschiedliche Sachen. Der Sportclub Kriens ist mir sehr nahe. Es ist ein Verein, der mir sehr am Herzen liegt. Das C im Sinne von christlich würde mir von meiner Grundeinstellung schon näher liegen.

zentralplus: Ist der SC Kriens eigentlich politisch? Der FC Winterthur oder Sankt Pauli sind beispielsweise auf diesem Feld sehr aktiv.

Baumgartner: Wir halten uns bewusst aus der Politik raus. Das ist der Entscheid des Vorstands. Das soll auch so bleiben. Aber es gibt durch unsere Vereinsarbeit natürlich immer wieder Berührungspunkte mit gesellschaftspolitischen Themen. Wir stehen für Werte wie Offenheit oder Toleranz. Menschen aus 35 Nationen sind beim SC Kriens aktiv, da wäre alles andere komisch. Ich habe grossen Respekt vor politischen Vereinen. Sie wollen eine Alternative zum herkömmlichen Fussball bieten.

«Ja, ich wurde nervös.»

zentralplus: Nun zum Sportlichen. Was ist der grössere Erfolg: der Aufstieg oder der Ligaerhalt?

Baumgartner: Rein sportlich vermutlich eher der Ligaerhalt. In früheren Saisons stieg meist ein Club aus wirtschaftlichen Gründen ab, aber diese Saison stand das Sportliche im Zentrum. Es ist grossartig, konnten wir die Liga halten.

zentralplus: Im Herbst liess die Mannschaft oft unglücklich Punkte liegen, startete dann stark in die Rückrunde und liess gegen Ende der Saison nach. Wie war Ihre Gefühlslage? Als Präsident können Sie ja nicht einfach Spiel für Spiel schauen, sondern müssen auch einen allfälligen Abstieg in ihre Überlegungen miteinbeziehen.

Baumgartner: Es wäre fahrlässig, den Abstieg nicht auch im Auge zu behalten. Die Gefühlslage war ein Auf und Ab. Ich glaube, über die gesamte Saison sind wir verdient oben geblieben. Ein Unentschieden – wir holten 15 davon – gibt zwar nur einen Punkt, aber es zeigt, dass die Kräfteverhältnisse ausgeglichen sind. Ich denke auch, dass wir mehr Punkte mit Pech verloren als mit Glück gewonnen haben. Gegen Ende ging uns tatsächlich die Luft aus. Und ja, ich wurde nervös.

zentralplus: War die Mannschaft körperlich oder mental müde?

Baumgartner: Ich denke beides. Bereits in der Vorrunde ging uns gegen Ende etwas die Puste aus.

«Dass man etwas anstehen muss, ist auch in anderen Stadien der Fall.»

zentralplus: Die erste Mannschaft etabliert sich in der Challenge League. Hat sich das Umfeld des Clubs schon an das höhere Niveau gewöhnt?

Baumgartner: Ja, ich glaube schon. Ganz wichtig diesbezüglich ist der Einzug ins neue Stadion. Aber es ist schon auch so: Mit einem Bein wollen wir als Verein Breitensport fördern und unsere familiäre, persönliche Atmosphäre beibehalten. Andererseits wollen wir uns sportlich in der Challenge League festbeissen. Man kann durchaus das Bild des Spagats verwenden.

zentralplus: Bewährt sich das neue Stadion?

Baumgartner: Eindeutig.

zentralplus: Es gab Reklamationen, das Licht sei zu hell, die Schlange vor dem Imbissstand versperre den Zugang zum Frauen-WC und erst kürzlich musste die Gemeinden einen Nachtragskredit sprechen.

Baumgartner: Uns ist völlig bewusst, dass noch nicht ganz alles stimmt, oder dass das LED-Licht blenden kann, wenn es nicht richtig eingestellt ist. Gerade diese Woche wurden aber Blenden montiert, die die Licht-Emissionen weiter eindämmen. Die operativen Geschichten kennen wir und werden sie wo nötig und möglich baulich beheben. Bis zu unserem Zuschauerschnitt von 1’500 funktioniert alles gut. Mit mehr Leuten wird es kritisch, aber dass man bei vielen Zuschauern etwas anstehen muss, ist auch in anderen Stadien der Fall.

Beim Kredit braucht’s eine differenzierte Betrachtung. Wir haben sinnvoll einen Mehrwert geschaffen. Man darf die Zusatzausgaben auch positiv erwähnen, denn die Unterhaltskosten der Gemeinde sinken langfristig. Wir würden es wieder ähnlich machen. Ich bin auch überzeugt, dass nirgends Geld «verlocht» wurde. Das Wichtigste ist, dass das Stadion Kleinfeld eine hohe Akzeptanz weit über den SCK hinaus geniesst.

«Die Budgetzahlen unserer Mitkonkurrenten sind teilweise zehn Mal höher.»

zentralplus: Das zweite Jahr in einer Liga ist immer das schwierigste. Was sind die Pläne des SC Kriens?

Baumgartner: Das ist uns sehr bewusst. Ich glaube, wir wollen unsere Tugenden weiter leben: Bescheiden bleiben und trotzdem weiterkommen. Das Budget wird ganz leicht erhöht. Hier sprechen wir von 150’000 Franken. Bisher liegt unser Budget zwischen 1,35 und 1,4 Millionen. Künftig starten unsere Trainings bereits um 17 Uhr statt wie bisher um 18.30 Uhr. Damit erhalten die Spieler abends mehr Zeit, um sich zu erholen.

zentralplus: Wer ist der Treiber dieser Entwicklung: die Spieler, der Trainer oder der Präsident?

Baumgartner: Der Vorstand und auch ganz viele Leute im Verein, die ihre Freizeit dem SCK widmen. Ohne sie würde es nicht gehen im Kleinfeld. Wir haben zwar keinen Tabellenrang als Ziel herausgegeben, wollen aber selbstverständlich die Liga halten. Schön wäre, wir müssten nicht bis zur letzten Runde zittern. Aber wir wissen, dass es nächstes Jahr wieder ein Gerangel geben wird.

zentralplus: Bei einem Club wie Kriens gibt es in jeder Sommerpause viele Wechsel. Muss sich die Mannschaft jedes Jahr neu erfinden?

Baumgartner: Das gehört dazu und so viele Wechsel sind es bei uns ja gar nicht. Wir wollen nach unseren Möglichkeiten professioneller werden. Dies ohne Verschuldung und ohne Mäzen. Die Budgetzahlen unserer Mitkonkurrenten sind teilweise zehn Mal höher. Bei GC wissen wir nicht genau, wie es weitergeht. Aarau, Lausanne und Winterthur sind uns finanziell auch überlegen. Vaduz, Chiasso, Wil, Schaffhausen und Aufsteiger Lausanne-Ouchy sind wohl unsere direkten Konkurrenten.

zentralplus: Mit Igor Tadic hat der SC Kriens einen 32-jährigen Routinier verpflichtet. Im letzten Sommer holte man nur junge Spieler. Warum haben Sie diesen Transfer eingetütet?

Baumgartner: Wir setzen nach wie vor auf Junge. Wir haben aber gemerkt, dass es im Team auch Routine braucht. Solche Persönlichkeiten sind auch für die Jungen wichtig.

Werner Baumgartner diskutiert nebst Sport auch gerne über Politik.
Werner Baumgartner diskutiert nebst Sport auch gerne über Politik. (Bild: les)

zentralplus: Wirbelt ein solcher Zugang nicht auch das Mannschaftsgefüge durcheinander? Er wird wohl kaum der günstigste Spieler sein.

Baumgartner: Igor kommt zum SC Kriens zurück, weil er seine Rückkehr ins Berufsleben vorantreiben will. Vom Verdienst bei uns kann er nicht leben.

zentralplus: Der Vertrag von Trainer Bruno Berner läuft noch ein Jahr. Wie geht es mit ihm weiter?

Baumgartner: Er weiss, dass er seinen Marktwert gesteigert hat. Er ist ein attraktiver Trainer in der Schweiz und wird eines Tages den nächsten Schritt machen, was ich ihm sehr gönnen würde. Er plant diesen aber sehr sorgfältig. Wir hatten diese Woche ein zweistündiges Gespräch und er ist hundertprozentig vom SC Kriens überzeugt. Wir sind uns auch bewusst, dass der auslaufende Vertrag in der nächsten Saison eine Herausforderung sein wird.

Hinweis: Im zweiten Teil des Interviews spricht Werner Baumgartner über den FC Thun, die Zusammenarbeit mit dem FCL und seine Aussagen nach den GC-Fanskandal.

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