Was ist los bei der BDP?

PR-Supergau für die Widmer-Schlumpf-Partei

Wahlbeilage der LZ: Graue Felder, wo die Fotos der BDP-Kandidaten prangen sollten.

(Bild: mbe.)

12 von 38 Kandidaten der Bürgerlich-Demokratischen Partei Luzern erscheinen in der Wahlbeilage der «Neuen Luzerner Zeitung» ohne Fotos und Statements. Man habe alles versucht, sagt die «NLZ». Die BDP räumt ein, dass diese Kandidaten medienscheue «Listenfüller» sind.

Ist den Verantwortlichen der «Neuen Luzerner Zeitung» der Geduldfaden gerissen? Die Macher der redaktionellen Wahlbeilage mit den 631 Kandidaten für die Kantonsratswahlen haben an der BDP ein Exempel statuiert. Zwischen den BDP-Kandidatenporträts mit Foto, Name und politischer Aussage finden sich zwölf leere Felder ohne Fotos. Darunter der Name des Kandidaten und «keine Angaben».

Termin verpasst

Also ein PR-Gau erster Güte für die Kleinpartei. «Die Parteileitung der BDP hat es trotz mehrmaliger schriftlicher und telefonischer Nachfrage nicht geschafft, Bilder und biographische Angaben von all ihren Kandidaten zu liefern», schreibt die «NLZ» in der Wahlbeilage. «Von 12 der 38 BDP-Kantonsratskandidaten erscheint in dieser Beilage deshalb kein Bild.»

Die Wahlbeilage hat eine Druckauflage von 75’500 Exemplaren. Gemäss Ueli Kaltenrieder, Leiter Lesermarkt der «NLZ», ist der Vorfall eine Premiere. «In diesem Ausmass hat es das noch nie gegeben. Dass einzelne Bilder einer Partei fehlten, kam schon vor, aber nicht ein Drittel aller Kandidatenporträts wie bei der BDP.»

Medienscheue Listenfüller

BDP schwer erreichbar

Die BDP zu erreichen ist gar nicht einfach. Die Webseite ist zwar gut gestaltet. Aber als Kontakt findet man nur eine Postfachnummer in Rothenburg. Dazu eine Mailadresse mit «Info» und eine Handynummer, ohne Namen. Es ist die Handynummer von Co-Präsident Denis Kläfigers. Immerhin: Nach einem Mail meldet er sich rasch und ruft zurück. Ein Sekretariat hat die Kleinstpartei nicht.

Verantwortlich für das Desaster ist Denis Kläfiger, der 24-jährige Co-Präsident der BDP Kanton Luzern. «Der Grund für die fehlenden Porträts ist, dass nicht alle unsere Kandidaten den Wunsch hatten, mit einem Foto in der Zeitung zu erscheinen. Ich wollte dies respektieren», sagt er. Der Zeitung habe man gemeldet, dass man noch daran sei, die Kandidaten anzufragen und «die Lücken zu füllen». Jetzt sehe es aus, ob als die Parteileitung inkompetent sei. Das tut ihm leid. «Ich war wohl etwas naiv. Das nächste Mal würde ich es anders machen», sagt er.

Die Partei sei seiner Meinung nach gut organisiert, findet Kläfiger. Im November habe die BDP einen neuen Parteivorstand aufgestellt und dann «zack-zack» die Kandidierenden gesucht. Die Partei präsentiert auffallend viele junge Gesichter. Denis Kläfiger räumt ein, dass viele BDP-Kandidaten «Listenfüller» seien. «Wir haben in unserem Freundes- und Bekanntenkreis Personen gesucht, die kandidieren wollen.»

«Ein gefundenes Fressen»

Auf Facebook wird das Missgeschick der BDP mit einer gewissen Schadenfreude diskutiert. Ein User schreibt zum Beispiel: «Endlich eine Partei, die alle versifften Bürger vertritt». Beleidigt? Kläfiger nimmts gelassen: «Die Leute, die das posten, sind meistens auch in einer Partei. Wenn wir in ein Fettnäpfchen treten, ist das natürlich ein gefundenes Fressen für sie.» Vor allem die Luzerner Jungfreisinnigen hätten die BDP nicht gerne.

Die BDP erhalte generell viele Negativschlagzeilen, fügt Kläfiger hinzu. Politexperten glauben, dass die BDP auch diesmal den Einzug ins Kantonsparlament verpasst; 2011 holte sie bloss 1,7 Prozent der Stimmen. Denis Kläfiger sieht das anders. «Ich glaube, dass ein Sitz drin liegt bei einem guten Wahlkampf in der Stadt.» Er spricht damit seine eigene Wahlchancen an. Kläfiger ist auf dem ersten Platz der BDP-Liste 16 Luzern Stadt.

Was ist sein Ziel? Er stehe ein für eine eine «gesellschaftstolerante Politik», sagt der gebürtige Urner. «Jung und alt, Frauen und Männer, Homosexuelle, Transmenschen, Menschen mit Behinderung sollten den gleichen Wert haben und gleichgestellt sein.» Er wünsche sich ausserdem mehr Mitsprache der Jungen in der Politik.

Kläfiger spricht ebenso von einem «gesunden Finanzhaushalt». Sparparkete bei den Behinderten, «den Schwächsten der Gesellschaft», und in der Bildung lehnt er ab. Aber ebenso «Prestigeobjekte», er erwähnt den Tiefbahnhof Luzern. Kein Tabu dürfe die Diskussion sein, ob die Unternehmensssteuerreform ihr Ziel verfehlt habe und man sie vielleicht wieder abschaffen müsste, so der Politiker in spe.

Was meinen Sie zu dieser Geschichte? Sollte die BDP Nachhilfeunterricht bei den grossen Parteien nehmen, wie man einen Wahlkampf organisiert? Oder ist das alles halb so wild? Benutzen Sie die Kommentarfunktion von zentral+.

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