Wie geht es im Kanton Zug weiter?

Postschliessungen: Die Gemeinden könnten zusammen mehr erreichen

Die kleine Migros-Filiale an der Zuger Grabenstrasse. Sie will ab Frühling 2018 auch postalische Dienstleistungen anbieten.

(Bild: Google Earth/Mirjam Fetz)

Die Post-Politik auf nationaler Ebene ist in Bewegung geraten. Was bedeutet das für die verbliebenen Zuger-Postfilialen? Und was kann das immer noch aktuelle Post-Postulat zweier CVP-Kantonsräte in dieser Frage bewirken?

«Wenn die Postfilialen weiter in diesem Tempo geschlossen werden, besteht in wenigen Jahren nur noch die Hauptpost in Bern», meinte vor einiger Zeit ein Leserbriefschreiber in einer Schweizer Tageszeitung. Der Hintergrund der Aussage ist klar: Das Poststellennetz in der Schweiz wird zurzeit radikal umgebaut. Die Post möchte bis ins Jahr 2020 rund 600 klassische Poststellen schliessen. Diese sollen vorab durch sogenannte Postagenturen ersetzt werden.

Nun aber nimmt sich die nationale Politik der Sache an. Der Ständerat hat jedenfalls kürzlich drei Motionen zugestimmt. Diese fordern unter anderem regional statt national festgelegte Erreichbarkeitskriterien und eine Verbesserung der Angebote bei den Agenturen. Der Bundesrat hat nun zwei Jahre Zeit, diese Forderungen umzusetzen.

«Poststellen-Postulat»

Angesichts dieser neuesten Entwicklungen stellt sich die Frage, was wohl aus dem «Poststellen»-Postulat der beiden Zuger CVP-Kantonsräte Anna Bieri und Remo Peduzzi werden wird. Ende August hatte es der Zuger Kantonsrat deutlich abgelehnt, diesen Vorstoss abzuschreiben.

Durch das Postulat wird der Zuger Regierungsrat beauftragt, sich bei der Post für ein flächendeckendes und leistungsfähiges Poststellennetz einzusetzen. Man erinnert sich: Dies geschah gegen den erklärten Willen der Zuger Regierung. Diese stellte sich ihrem damaligen Bericht vollumfänglich hinter das bisherige Vorgehen der Post.

Hoffen auf Bericht mit «Fleisch am Knochen»

Wird die Entwicklung auf eidgenössischer Ebene nun auch Auswirkungen auf die Post-Politik im Kanton Zug haben? Anna Bieri (CVP) Hünenberg ist überzeugt, dass die geschilderte Entwicklung grossen Einfluss auf das weitere Vorgehen der Post haben wird. Immerhin sei eine Sensibilisierung und verbesserte Kommunikation seitens der Post bereits wahrnehmbar. Anna Bieri wertet dies als positive Folge all dieser politischen Vorstösse.

«Ich bin überzeugt, dass die Post und die Zuger Regierung eine fruchtbare Kooperation finden werden. Ich gehe davon aus, dass die Volkswirtschaftsdirektion in die aktuellsten Entwicklungen eingebunden wird und uns abschliessend einen Bericht mit Fleisch am Knochen vorlegen kann.»

Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel erklärt, der Regierungsrat habe sich aufgrund dieses Vorstosses bei der Post gemeldet und sich für das im Postulat beschriebene Poststellennetz eingesetzt. Zudem habe der Kanton Zug ein Schreiben diverser Kantone an die Post unterzeichnet, worin bis zum Vorliegen eines Berichtes der Post zum künftigen Poststellennetz keine Poststellen aufgehoben werden sollten. «Wenn klar ist, wie das künftige Poststellennetz im Kanton Zug nicht nur bis 2020, sondern mittelfristig aussehen wird, wird der Regierungsrat dem Kantonsrat wiederum Bericht erstatten.»

Uri macht es vor

Stellt sich die Frage, ob das alles genügt, um konkret etwas erreichen zu können. Was sich dank geschlossenem Auftreten bewirken lässt, kann am Beispiel des Kantons Uri aufzeigt werden.

Jedenfalls hat im Kanton Uri die Politik erreicht, dass die Post schon jetzt und ganz konkret diverse Zugeständnisse machen musste. Der Gemeindeverband Uri, also die Vertreterinnen und Vertreter der Urner Gemeinden, hatten von der Post in Anbetracht der Entwicklungen auf der nationalen Ebene ein Moratorium in Sachen Schliessung verlangt.

«Mit einem geschlossenen Vorgehen lässt sich etwas erreichen.»

Markus Frösch, Gemeindepräsident Bürglen UR

Der Urner Regierungsrat unterstützte die Bestrebungen der Gemeindevertreter. Und siehe da: In einer Medienmitteilung teilte die Post im vergangen Oktober mit, dass die Filialen in Altdorf, Erstfeld und Andermatt bis mindestens ins Jahr 2020 bestehen bleiben. Zudem sicherte die Post in dieser Mitteilung zu: «Zur Klärung des Postangebots in Bürglen, Schattdorf und Wassen erarbeiten nun die Post und die Arbeitsgruppe des Urnergemeindeverbandes gemeinsam an einem Tisch bedürfnisgerechte Lösungen.»

Schliessungsgespräche wurden sistiert

Markus Frösch, Gemeindepräsident von Bürglen UR und Vorsitzender der Arbeitsgruppe «Poststellennetz Uri» freut sich: «Mit einem geschlossenen Vorgehen lässt sich etwas erreichen. Wir sprachen als Arbeitsgruppe für alle Urner Gemeinden und hatten die Regierung hinter uns.» Man habe sich mit der Post darauf einigen können, dass die «Schliessungsgespräche» bis im Sommer 2018 sistiert wurden. Dies komme dem geforderten Moratorium nahe.

Wichtig sei auch gewesen, dass man seitens der Urner Gemeinden nicht bloss gefordert habe, sondern auch Gesprächsbereitschaft gezeigt habe. Bis zum Sommer 2018 möchte man aufzeigen, dass ein Abbau von Poststellen für den ländlichen Raum mehr Auswirkungen habe, als dies bisher bekannt sei.

Könnte das Vorgehen des Kantons Uri auch dem Kanton Zug als Beispiel dienen? Der Zuger Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel meint, dass sich im urbanen Kanton Zug das Problem weniger stark stelle als in anderen Kantonen: «Gemäss den Voten im Kantonsrat zur Unterstützung des Postulats ging es vor allem darum, den Gemeinden den Rücken zu stärken; die Zuger Gemeinden könnten hier gemeinsam noch stärker auftreten als bisher.

In Oberägeri steht der Entscheid noch aus

Derweil nimmt in den Zuger Gemeinden der Abbauprozess der Post seinen Lauf. Aktuell geht es um die Poststelle Zug 1 am Postplatz und um die Poststellen Menzingen und Oberägeri. In allen drei Fällen hatte die Post die entsprechenden Verfahren schon eingeleitet oder abgeschlossen, bevor das Zuger «Poststellen-Postulat» eingereicht und behandelt wurde.

«Zurzeit können wir noch keine Prognose abgeben.»

Markus Werner, Post-Sprecher

Wobei: Im Falle von Oberägeri ist der definitive Entscheid noch nicht gefallen. «Zurzeit können wir noch keine Prognose abgeben, bis wann mit einem Entscheid zu rechnen ist», erklärt Postsprecher Markus Werner.

Die Postfiliale ist Oberägeri ist somit noch immer in Betrieb. Der Gemeinderat setze sich für den Erhalt der Postfiliale ein, erklärt Gemeindeschreiberin Jirina Copine. «Wir sind zurzeit mit der Post CH AG im Gespräch.» Die Gemeinde behalte bei ihrem Einsatz für eine gute Lösung auch die Entwicklung von Oberägeri im Auge. Gemeindeschreiberin Copine erwähnt in diesem Zusammenhang das neben der Poststelle liegende Ägeribad. Dort erwartet die Gemeinde nach der Eröffnung im Herbst 2018 bis zu 130’000 Gäste pro Jahr.

Menzinger Post ab Frühjahr beim Grossverteiler

Schon entschieden ist hingegen die Schliessung der Postfiliale Menzingen. Gemäss Medienmitteilung der Post vom November wird die Post am 23. April 2018 bei der Coop-Verkaufsstelle in Menzingen eine Agentur eröffnen. Das bedeutet das Ende der bisherigen Postfiliale Menzingen. Der Gemeinderat habe sich von Anfang an und mit Beharrlichkeit für den Erhalt der bisherigen Filiale eingesetzt, meint Petra Poletti, Gemeindeschreiberin von Menzingen. «Der Gemeinderat bedauert den Entscheid der Post, ist aber auch froh, dass mit der künftigen Postagentur eine gute Lösung gefunden werden konnte.»

Schliesslich wird die Post ab Frühjahr 2018 an der Grabenstrasse in Zug eine Agentur einrichten. Diese Neueröffnung besiegelt quasi das endgültige Ende der traditionsreichen Zuger Post am Postplatz. Momentan gibt es nämlich noch eine kleine Auswahl von Postdienstleistungen am Postplatz 1 in Zug. Damit wird im nächsten Frühling Schluss sein. Die eigentliche Schalterhalle wurde bereits im November 2015 definitiv geschlossen. 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Beat Faehndrich
    Beat Faehndrich, 23.12.2017, 15:36 Uhr

    Gut recherchiert. Wir sind der Post ja gar nicht ganz ausgeliefert!

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