Post in Zug auf dem Rückzug

«Postplatz ohne Post, das tut weh»

Bald nur noch Fassade: Das Zuger Postgebäude verliert seinen Namensgeber - die Post zieht aus. (Bild: Wikimedia.org)

Das schmerzt Zug: Die Post verlässt den Postplatz. Zumindest ihr angestammtes Gebäude. Dagegen hat sich der Stadtrat gewehrt und seine Unterschrift verweigert. Nun hat er eine neue Strategie.

«Ein Postplatz ohne Post», sagt Stadtpräsident Dolfi Müller, «das müssen wir erst Mal verdauen.» Die Post hat am Freitag bekanntgegeben, dass sie die Hauptfiliale am Postplatz schliessen und durch eine Agenturlösung in einem Laden ersetzen will (zentral+ berichtete). Zudem sollen die Poststellen an der Baarerstrasse und am Bahnhof aufgelöst und in einer neuen Poststelle im Laubenhof zentralisiert werden.

«Die Hauptstelle im Laubenhof, das gibt sicher eine gute Lösung», sagt Müller. «Aber der Postplatz ohne Post, das tut weh. Diese Nachricht ist im Stadtrat sehr schlecht angekommen.»

Stadt hat stumpfe Waffen

Man stehe mit der Post seit längerem im Gespräch, es habe sich abgezeichnet, dass es in diese Richtung gehen würde. «Der Stadtrat hat mögliche Interventionen geprüft, leider sitzt er am kürzeren Hebel», sagt Müller. Die Post sei zwar gesetzlich verpflichtet, bei den Behörden für solche Entscheide eine Einverständniserklärung abzuholen. «Aber diese Waffen sind stumpf. Wir haben die Einverständniserklärung verweigert. Das machen wir nicht mit.»

Die Verweigerung der Stadt bleibt aber ohne Folgen – eine Beschwerde hätte keinen Sinn. «Nur 15 Prozent der Beschwerden werden von Postcom gutgeheissen, und Städte, wo die Grundversorgung gewährleistet ist, haben praktisch keine Chance», sagt Müller.

«Unser einziges Mittel ist die Verhandlung»

Der Entscheid der Post sei zwar aus betriebswirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar, sagt Müller: «Aber hier stehen Tradition versus Betriebswirtschaft.» Man habe deshalb auch schon Gespräche mit der Post-Immobilien-Abteilung aufgenommen. Das Haus gehört der Post.

Wenn schon die Post aus dem Postgebäude verschwinde, dann solle wenigstens eine attraktive Nachfolgenutzung entstehen, so Müller.«Das ist das Minimalziel. Es ist aber noch wenig Fleisch am Knochen. Die Vertreter der Immobiliengesellschaft haben uns signalisiert, dass sie unser Anliegen verstanden haben, und dass sie versuchen werden, unsere Interessen einzubeziehen.» Aber erzwingen kann die Stadt nichts. «Unser einziges Mittel ist die Verhandlung.»

Könnte die Stadt das Haus kaufen? Das wäre mit der grossen Kelle angerührt, sagt Müller. «Da muss man wohl die Verhältnismässigkeit im Auge behalten. Wenn es uns gelingt, eine Nutzung hinzubringen, die uns behagt, dann haben wir das Ziel erreicht.»

Auch ein Verkauf ist möglich

Bei der Post gibt man sich unverbindlich: «Wie das Haus in Zukunft genutzt werden soll, ist noch offen», sagt Markus Flückiger. Er ist der Sprecher der Post. «Geplant ist, dass mit der Eröffnung der neuen Poststelle im Laubenhof im ersten Quartal 2016 auch eine neue Lösung für die Postagentur am Postplatz stehen soll.» Die Post ist derzeit daran, einen Agenturpartner zu suchen. Für das Postgebäude selber hat die Post derzeit noch keine konkreten Vorstellungen.

«Wir haben jedenfalls bislang keine negativen Reaktionen erhalten».

Post-Sprecher Markus Flückiger

Flückiger könne auch nichts darüber sagen, ob man mit der Stadt im Dialog stehen werde. «Es ist alles offen», wiederholt Flückiger, auch ein Verkauf sei möglich. Ob die Post mit Widerständen aus der Bevölkerung rechne? Immerhin ist die Post am Postplatz eine identitätsstiftende Institution. «Ich verstehe nicht, worauf Sie mit Ihrer Frage hinauswollen», sagt Flückiger. «Wir haben jedenfalls bislang keine negativen Reaktionen erhalten. Wir sind überzeugt, dass wir so ein kundenfreundliches Angebot und einen reibungslosen Übergang ermöglichen können.»

Ideen gibt es viele

Ideen für ein leeres Postgebäude gäbe es schon einige, da ist Walter Speck überzeugt. Er ist CO-Präsident im Pro-Stadtunnel-Komitee «Zentrum Plus» und sein Komitee hat aus naheliegenden Gründen Freude am Entscheid der Post: «Es hat noch nie ein grosses, leerstehendes Gebäude am Postplatz gegeben, in das man eine öffentliche und publikumswirksame Nutzung hätte setzen können. Projekte und Ideen dafür gibt es seit Jahren.»

Das sei nicht nur im Zusammenhang mit dem Stadttunnel interessant. «Auch wenn der Stadttunnel nicht kommen sollte, muss man hier etwas machen», sagt Speck. «Der Postplatz braucht einen Magneten, damit die Leute in diesen Teil der Stadt gehen.» Dass die Post ihre Filiale schliesse, findet zwar auch Speck bedauerlich. «Es ist immer schade, wenn das passiert. Aber lieber etwas in dem Haus, das zieht, als eine Post ohne Kundschaft.»

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