Geldgeber dürfen weiterhin anonym bleiben

Wie die Universität Luzern mit Sponsoren umgeht

Die Universität Luzern an der Frohburgstrasse.

(Bild: zvg)

Universitäten sind auf Spenden angewiesen. Umso wichtiger ist, dass Geldgeber und Zweck der Beiträge offengelegt werden. Die Universität Luzern veröffentlicht ihre Donationen bereits seit 2016. Aber auch sie gewährt Sponsoren auf Wunsch eine Ausnahme.

Gross war das mediale Interesse, als die Universität Zürich diesen April eine Liste mit allen grösseren Spenden von Unternehmen und Stiftungen veröffentlichte. Das dürfte mit dem Paradigmenwechsel zu tun haben, der damit einhergeht. Als 2012 bekannt wurde, dass die Grossbank UBS der Universität Zürich mit rund 100 Millionen Franken fünf Lehrstühle am Institut für Volkswirtschaftslehre finanziert und ein eigenes Forschungszentrum aufbaut, war der Aufschrei in der Bevölkerung gross.

Der Ruf nach Transparenz ist in der Vergangenheit auch in Luzern erklungen, besonders im Zusammenhang mit dem Aufbau der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Noch 2016 sagte der damalige Rektor Paul Richli, eine detaillierte Einsicht in Sponsoring-Beiträge oder Mandate von Professoren brauche die Öffentlichkeit nicht.

Doch inzwischen hat auch die jüngste Universität der Schweiz nachgegeben. Seit der Revision des Universitätsgesetzes von Ende November 2014 ist sie verpflichtet, die finanzielle Unterstützung durch Dritte ab einem Betrag von einer halben Million Franken offenzulegen. Seit zwei Jahren werden sogar alle Donationen ab 10’000 Franken offengelegt.

Philanthropische Motive für Spenden

So erfährt man zum Beispiel, dass die Stiftung Domerena aus Meggen 2017 mit einer Spende von einer halben Million Franken den Aufbau der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät unterstützte. Die IG Genossenschaftsunternehmen steuerte 408’333 Franken für das Institut für Unternehmensrecht bei. 

Aufgelistet sind aber auch Beiträge von Privatpersonen, die genauso hoch ausfallen können, wie etwa der Fall von Eva-Maria Bucher-Haefner zeigt. Sie spendete 450’000 Franken für die Weiterbildungen «Humanitarian Leadership» an die Universität Luzern.

 

 

 

Doch was ist die Motivation hinter solchen Transaktionen und was erhoffen sich die Sponsoren davon? «Bei Stiftungen ergeben sich die Förderungen meist aus dem Stiftungszweck», sagt Lukas Portmann, Kommunikationsbeauftragter der Universität Luzern. So gebe es etwa Stiftungen zur Förderung von Wissenschaft und Bildung als Stiftungszweck, aber auch Institutionen, die im Interesse ihrer Trägerorganisationen Forschung und Weiterbildung in einem bestimmten Themengebiet fördern wollen.

«Privatpersonen spenden oft aus philanthropischen Motiven und ohne direkte Gegenleistung. Sie möchten sich gesellschaftlich engagieren und etwas bewirken», so Portmann weiter. Zum Beispiel einer jungen Person eine Dissertation zu ermöglichen oder ein bestimmtes Forschungsgebiet zu stärken.

In seltenen Fällen werden Spenden auch abgelehnt

Die Zahlen und Namen der Spender im Jahr 2018 will die Universität auf Anfrage nicht bekannt geben. Sie werden im Jahresbericht voraussichtlich Ende Mai veröffentlicht. 2017 lag der Gesamtbetrag aller Donationen bei 2,85 Millionen Franken. Zum Vergleich: Bei der Universität Zürich kamen letztes Jahr 121 Millionen Franken von Unternehmen oder Stiftungen zusammen.

Das Gesamtbudget der Universität Luzern liegt bei rund 64 Millionen Franken. Laut Portmann haben sich die privaten Drittmittel in den letzten Jahren bei etwa 5 bis 7 Prozent der Einnahmen bewegt. Trotzdem sagt er: «Die Donationen spielen eine wichtige Rolle, weil die öffentlichen Mittel für die universitäre Forschung begrenzt sind.»

«Personalentscheidungen müssen in der Autonomie der Universität bleiben.»

Lukas Portmann, Sprecher Universität

Dies in Ergänzung zur Grundfinanzierung durch die öffentliche Hand und die Drittmittel, die durch staatliche Organisationen, wie den Schweizerischen Nationalfonds, eingeworben werden. «Damit können Projekte realisiert werden, die sonst nicht zustande kämen.»

Trotzdem wurden in seltenen Fällen Spenden auch abgelehnt, heisst es bei der Universität, ohne dass konkrete Beispiele genannt wird. Wie das gehandhabt wird, ist indes explizit geregelt. «Demnach dürfen die Donationen die Freiheit von Forschung und Lehre nicht tangieren und das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Universität Luzern als Institution nicht beeinträchtigen», zählt Portmann auf. «Zudem müssen Personalentscheidungen in der Autonomie der Universität bleiben.» Sprich: Ein Geldgeber kann keinen Einfluss darauf nehmen, wer zu einem Thema forscht.

Wer nicht genannt werden will, hat die Option

Die Erwartungen an Transparenz in der Öffentlichkeit seien heute höher, sagt Portmann. Das sieht man aber keineswegs nur negativ. «Uns bietet die Transparenz auch die Chance, zu zeigen, welche konkreten Projekte durch private Drittmittel gefördert werden und was mit privaten Mitteln erreicht werden kann.»

Doch: Donatoren dürften weiterhin auf eigenen Wunsch für die Öffentlichkeit anonym bleiben. «Es gibt durchaus legitime Gründe dafür», meint Lukas Portmann. «So etwa die Angst, dass man zu viele Gesuche bekommt, die dann nicht mehr bewältigen werden können. Oder bei Privatpersonen der Wunsch, nicht im Rampenlicht zu stehen.»

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