Werden Trainer und Sportchef weiterbeschäftigt?

Auch der FCL steckt in den Playoffs – und mit ihm Häberlis Zukunft

Au Backe! FCL-Trainer Thomas Häberli ist mit einem Punktgewinn aus den letzten vier Spielen bloss noch ein entzauberter Zauberlehrling.

(Bild: Madeleine Duquenne/freshfocus)

Kann Thomas Häberli (45) den FC Luzern als Trainer in eine sportlich gute Zukunft führen? Falls die Antwort auf diese Frage nein heisst, hat auch Sportchef Remo Meyer (38) seine berufliche Zukunft beim FCL verwirkt. Das spannende «Job-Playoff» in der sportlichen Führung der Luzerner wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.

Playoff? Dieser Tage ist es beim zweiten grossen sportlichen Aushängeschild der Zentralschweiz das beherrschende Thema. Der EV Zug spielt gegen den SC Bern um den nationalen Meistertitel.

Playoff beim FC Luzern, der ein solches Kopf-an-Kopf-Rennen in der Super League gar nicht kennt? Ja, auch. Die Resultate des nächsten FCL-Auswärtsspiels in St. Gallen (Samstag, 19 Uhr, Kybunpark) und vor allem des Cup-Halbfinals vor eigenem Publikum am Dienstag gegen Thun (20.15 Uhr, Swissporarena) lassen uns erahnen, wohin die Reise für FCL-Trainer Thomas Häberli und seinen Vorgesetzten Remo Meyer führen wird.

Häberlis Aussage im Überschwang

Warum? Ganz einfach: Am 17. Februar dieses Jahres, dem Tag nach dem 0:3 gegen Lugano und der dritten Niederlage im dritten Rückrundenspiel, hat FCL-Sportchef Remo Meyer den von ihm am Anfang der Saison auserwählten und international reputierten René Weiler fallen gelassen. Dessen restliche Vertragsdauer von knapp zweieinhalb Jahren schlagen mit gut 1,2 Millionen Franken auf die Kasse des FC Luzern (zentralplus berichtete).

Für Weiler hat Meyer seinen Jasskumpel Thomas Häberli zum neuen FCL-Trainer mit einem Vertrag bis zum Saisonende gemacht (zentralplus berichtete). So verknüpfte er seine künftige Legitimation als Sportchef mit der Performance eines Mannes, der seinen ersten Job als Cheftrainer überhaupt angetreten hat.

Anfänglich lief alles perfekt. Häberli schwang sich zum zweiten Zauberlehrling nach YB-Meistertrainer Gerardo Seoane auf dem FCL-Trainerstuhl auf (zentralplus berichtete). Der Ballwiler buchte auf Anhieb zwei Siege und zwei Remis in seinen ersten vier Meisterschaftsspielen als FCL-Verantwortlicher. Und zwischendurch konnte er, quasi als vorgezogenes Dessert, einen glatten 4:0-Sieg im Cup-Viertelfinal gegen die Young Boys bejubeln.

Im Überschwang verstieg sich Häberli sinngemäss zur Aussage, dass er den Schritt zum Cheftrainer nie gewagt hätte, wenn er nicht von der Qualität des von Meyer zusammengestellten FCL-Kaders überzeugt gewesen wäre. So tönt Musik in den Ohren seines direkten Vorgesetzten.

Was kann der entzauberte Zauberlehrling noch bieten?

Doch der Wind hat inzwischen gedreht. In den letzten vier Meisterschaftsspielen schaute bloss noch ein einziger Punkt heraus. Die Häberli-Euphorie war schon vor dem 0:1 gegen das abstiegsbedrohte Xamax verflogen (zentralplus berichtete). Mit bloss fünf Zählern Vorsprung auf den von den Neuenburgern belegten Barrage-Platz ist das Abstiegsgespenst in die Gedankenwelt der FCL-Macher zurückgekehrt.

Und Thomas Häberli ist vor dem Auswärtsspiel in St. Gallen bloss noch ein entzauberter Zauberlehrling. Die Frage ist: Kommt da noch was? Kann er das Steuer nach vier Spielen der Dürre noch herumreissen?

Wer soll den sportlichen Wert dieses FCL richtig einschätzen?

Jetzt mag man sich auf den Standpunkt stellen, dass es für Meyer spricht, den am Saisonende auslaufenden Vertrag Häberlis in weiser Voraussicht schon vorzeitig verlängert zu haben. Doch beim zweiten Hinsehen scheint das zu kurz gegriffen. Weil die Sachlage im Blick auf eine sportlich erfreuliche Zukunft des FC Luzern eine übergeordnete Dimension erlangt.

Mit der Entlassung von René Weiler und dem Engagement von Thomas Häberli als neuem FCL-Trainer hat Sportchef Remo Meyer seine berufliche Zukunft auf eine Karte gesetzt.

Mit der Entlassung von René Weiler und dem Engagement von Thomas Häberli als neuem FCL-Trainer hat Sportchef Remo Meyer seine berufliche Zukunft auf eine Karte gesetzt.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Denn es stellt sich in diesen Tagen zwingend die Frage nach der Qualität der Arbeit des Trainers. Und des Sportchefs. Und nicht zuletzt der Mannschaft auf der Basis ihrer Fähigkeiten. Weiler wurde gefeuert, weil er die Fähigkeiten der Spieler fast schon bei jeder Gelegenheit als überschaubar einschätzte – und damit auch den Zorn von Meyer auf sich zog, der die Mannschaft zusammengestellt hatte. Die aktuelle Entwicklung beim FCL spricht nicht gegen die Einschätzung Weilers.

Aber wer soll die sportliche Wahrheit im FCL in der Führung oberhalb von Meyer und Häberli kompetent einschätzen? Also auf dem Level der FCL-Investoren, die kaum professionelle Fussballkompetenz besitzen?

Die Hilfe der Fussball-Götter

Aber vielleicht eilen Meyers Mentor Marco Sieber und Grossaktionär Bernhard Alpstaeg ja die Fussball-Götter zu Hilfe. Stürmt der FCL in den Cup-Final, ist der Turnaround geschafft, die Euphorie in der Zentralschweiz wieder geschürt und die Frage nach der Richtigkeit einer Weiterbeschäftigung von Meyer und Häberli in den Hintergrund getreten.

Zumindest für eine überschaubare Zeit. Denn es ist eine alte Weisheit in den Eishockey-Playoffs, dass die Klubverantwortlichen nicht über das hinausdenken wollen, was der morgige Tag bringen wird. Der FC Luzern steckt mitten in den Playoffs.

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