Luzerner Künstler baute Preise für Wortakrobaten

Diese Pokale warten auf die besten Slammer

Der Künstler und seine Objekte: Felice Bruno hat die Trophäen für die besten Poetry Slammer hergestellt.

(Bild: zvg/Felice Bruno)

Normalerweise erhalten Poetry Slammer neben viel Applaus eine Flasche Whisky als Gewinn. Nicht so in Luzern: Hier gibt’s an den kommenden Schweizermeisterschaften eine Trophäe des Künstlers Felice Bruno zu gewinnen. Diese sind recycelt und geschlechtsneutral.

In den nächsten Tagen brodelt es in Luzern: Zum ersten Mal treffen sich hier die besten Poetry Slammer des Landes zur Schweizermeisterschaft. Von Donnerstag bis Samstag buhlen sie im Neubad, in der Bar 59 und in der Loge mit ihren Worten um die Gunst der Jury und des Publikums (siehe Box). Immerhin geht es darum, in die Fussstapfen von Lara Stoll, Gabriel Vetter oder Hazel Brugger zu treten.

Zu gewinnen gibt es in diesem populären Dichterwettstreit neben Ruhm, Applaus und begeisterten Zwischenrufen normalerweise eine Flasche Whisky. Nicht so in Luzern, dem Ursprungsort des Poetry Slams: Hier winkt eine sehr charmante Trophäe. Der Luzerner Felice Bruno hat die Pokale mit viel Hingabe und passend zum Wettbewerb entworfen und gebaut.

… und die Pokale für die Poetry-Slam-Schweizermeisterschaft sind fertig.

… und die Pokale für die Poetry-Slam-Schweizermeisterschaft sind fertig.

(Bild: zvg/Felice Bruno)

25 Jahre Fumetto-Preise

Der Luzerner Illustrator und Objektkünstler hat Erfahrung mit etwas anderen Pokalen: Seit dem ersten Fumetto hat er 25 Jahre lang die Preise für das Comicfestival beigesteuert. Damit hat er einen kreativen Gegenentwurf zu den immergleichen glänzenden Metall-Kelchen aus der Pokalindustrie gesetzt.

«Die Figuren wirken weiblich, haben aber Schnäuze.»

Felice Bruno, Künstler

Nun haben ihn die Organisatoren des Slams angefragt – und Felice Bruno hat sich mit kindlicher Freude auf diesen Auftrag gestürzt. Für jede Kategorie gibt’s einen Pokal: U20, Team (hier sogar einen Doppel-Pokal) und in der Königsdisziplin der Einzel-Auftritte.

Recycling-Kunst

Bei der Arbeit war Felice Bruno völlig frei, aber er hat sich bei den Formen, der giftgrünen Farben und der Schrift auf den Pokalen von der Grafik des Anlasses inspirieren lassen. Und die Figuren sollten nicht klar als männlich oder weiblich identifizierbar sein. Denn ob in den Finals eine Meisterin oder ein Meister reüssieren wird, ist offen. «Die Figuren sind für mich androgyn. Sie wirken weiblich, haben aber Schnäuze», sagt er vergnügt. Ein wichtiges Element ist das Mikrofon, das wackelig vor dem Mund steht.

Das wacklige Mikro im Video:

 
 
 
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#portryslam #preisobjekte

Ein Beitrag geteilt von Felice Bruno (@fbi_illustration) amMär 14, 2019 um 12:21 PDT


 

Felice Bruno hat ausgehend von seiner Idee zuerst Skizzen angefertigt, später ein erstes Modell aus Karton und erst dann die definitive Version aus Holz (siehe Galerie zuunterst). Er geht experimentell an die Sache heran, Witz und Spass kommen nicht zu kurz. Er bedient sich fast nur ausgedienter Materialien und bezeichnet seine Pokale als Recyclingarbeit.

«Meine Arbeit hat immer was Offenes», sagt er. Er probiert viel aus und produziert dabei auch Ausschussware. Darum muss Felice Bruno mit rund doppelt so vielen Objekten starten wie am Schluss resultieren.

Poetry-Slam-Schweizermeisterschaft in Luzern

Luzern ist eine Hochburg des gesprochenen Wortes. Davon zeugen der Verlag «Der gesunde Menschenversand», das Festival Woerdz oder Hip-Hopper wie GeilerAsDu. Und nun die Poetry-Slam-Schweizermeisterschaften, die vom 28. bis 30. März 2019 zum ersten Mal in Luzern stattfinden. Über 60 Poetinnen und Poeten aus der deutschsprachigen Schweiz treten in drei Kategorien gegeneinander an:

  • Donnerstag, 28.3.: U-20-Finale, Neubad-Pool
  • Freitag, 29.3.: Vorrunden Einzel-Wettbewerb, Neubad-Keller/Bar 59/Loge
  • Freitag, 29.3.: Team-Finale, Neubad-Pool
  • Samstag, 30.3.: Einzel-Finale, Neubad-Pool

Ein Business mit Pokalen?

Als Felice Bruno angefangen hat, aus verschiedenen Holzteilen die Figuren zusammenzusetzen, hat er die Parallelen zwischen seiner Arbeit und den Wortverkettungen der Slammerinnen entdeckt: «Ich füge die Teile zu etwas Neuem zusammen, das Schreiben hat ähnliche Komponenten.» Auch die experimentelle Herangehensweise und die Offenheit gegenüber Einflüssen teilt er mit den Wortakrobaten.

Er hat viel Zeit in die Pokale investiert, nun haben sie eine schöne Grösse und weisen eine gewisse Stabilität und ein Gewicht aus – wie das bei einem Pokal sein muss.

Und die Figuren kommen gut an: Auf Instagram, wo er den Prozess dokumentiert hat, gibt es bereits Kommentare von Leuten, die gern selbst so einen Pokal hätten. «Das ist ein schönes Kompliment», sagt er. Trotzdem: Die Trophäe gibt’s nur für die kommende Poetry-Slam-Schweizermeisterin oder den -meister.

Obwohl, vielleicht wäre das ein Business: Überlege dir etwas, wo du einzigartig bist, und Felice Bruno fertigt den passenden Pokal. «Ich hätte Unmengen zu tun und alle bekämen so ein Ding», witzelt er.

Klicken Sie sich durch die Entstehung der Pokale:

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