Weichelt, Straub und Lustenberger wollen nach Bern

Linke Zuger Polit-Prominenz greift nach FDP-Sitz

Vroni Straub (CSP), Manuela Weichelt (ALG) und Andreas Lustenberger (ALG) wollen in den Nationalrat.

(Bild: zvg/Montage wia)

Eine Alt-Regierungsrätin, der Ex-Präsident der Jungen Grünen Schweiz und eine Zuger Stadträtin: Die Zuger ALG will bekannte Köpfe ins Rennen um den Nationalratssitz schicken. Ihr Ziel: weg vom «rechtskonservativen Rand», den die jetzigen Parlamentarier besetzen würden.

«Ich habe Lust auf Politik», sagt Manuela Weichelt gegenüber zentralplus. «Wenn auch auf eine andere Art von Politik.» Seit Donnerstag ist klar, dass die ehemalige Regierungsrätin in den Nationalrat will. 

Neben ihr auf der Hauptliste der Alternative – die Grünen: Die Zuger Stadträtin Vroni Straub-Müller der Schwesterpartei CSP sowie der Zuger ALG-Parteipräsident Andreas Lustenberger.

Seit acht Jahren stammen die vom Kanton Zug gestellten National- und Ständeräte ausschliesslich aus bürgerlichen Reihen. Eine Zuger Frau wurde im Übrigen noch überhaupt nie nach Bern gewählt (zentralplus berichtete). Das soll sich nun ändern, wenn es nach dem Wunsch der ALG geht.

Eine Stadträtin, ein Kantonsrat, eine Ex-Regierungsrätin

Die Partei packt für die nationalen Wahlen im kommenden Herbst einige ihrer stärksten Kandidaten aus. Die ehemalige Regierungsrätin Manuela Weichelt geniesst naturgemäss grosse Bekanntheit. Auch die christlich-soziale Zuger Kantons- und Stadträtin Vroni Straub kennt man – zumindest in der Stadt. Bei den letzten Stadtratswahlen im Herbst erreichte sie das zweitbeste Resultat. Andreas Lustenberger kennt man nicht nur als langjährigen Kantonsrat. Er war einst Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz.

«Der Schritt nach Bern lag für mich lange gar nicht im Blickfeld.»

Manuela Weichelt, Nationalratskandidatin

Den Schritt von der Exekutive in die Legislative, von der Kantons- auf die Bundesebene reize sie, erklärt Manuela Weichelt. «Auch wenn dieser Schritt für mich lange gar nicht so im Blickfeld lag.»

Sie will einem Viertel der Wähler gerecht werden

Sie habe sich die Kandidatur daher gut überlegt und erst nach der Abgabe ihres Regierungsratsamtes ernsthaft Gedanken gemacht. «Es gibt zwei gute Gründe, warum ich mich aufstellen lassen möchte. Erstens ist die Zeit überreif, dass der Kanton Zug eine Frau nach Bern schickt», erklärt Weichelt.

«Leute mit Exekutiverfahrung wissen, was es heisst, umzusetzen.»

Manuela Weichelt

«Zweitens wählt ein Viertel der Zuger nicht bürgerlich, wie die Wahlen im letzten Herbst gezeigt haben. Es gibt also einen grossen Anteil, der sich eine ökologische und soziale Vertretung auf Bundesebene wünscht», erklärt die ehemalige Direktorin des Innern.

Zudem sei es gut, Leute mit Exekutiverfahrung in Bern zu haben. «Die wissen, was es heisst, umzusetzen», sagt Weichelt.

Ein guter Zeitpunkt für die Linken

Andreas Lustenberger kandidiert heuer zum zweiten Mal für den Nationalrat. Nun, mit dem Abtritt von FDP-Nationalrat Bruno Pezzatti, sei der Zeitpunkt für einen linken Sitz gut, ist er überzeugt. «Ich bin sehr motiviert und kandidiere sehr ernsthaft. So habe ich mir unter anderem acht Wochen Ferien genommen im Geschäft, allein für meinen Wahlkampf.»

«Gerade im Umweltbereich waren die letzten acht Jahre ein Trauerspiel aus linker Sicht.»

Andreas Lustenberger, Zuger Nationalratskandidat

Seine Beweggründe: «Es braucht unbedingt wieder eine soziale Stimme. Während der letzten acht Jahre stimmten die Zuger Nationalräte zumeist rechts am konservativen Rand. Gerade im Umweltbereich war das ein Trauerspiel.»

Er hofft darauf, Brücken zu schlagen

Schon immer habe ihn die Politik auch ausserhalb der Kantonsgrenzen interessiert. Als ehemaliger Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz habe er sich bereits mit nationaler Politik befasst. «Auf Bundesebene kann man eine Sache noch etwas ganzheitlicher angehen als auf kantonaler Stufe, wo jeder für sich schaut», glaubt Lustenberger. «Ich gehe davon aus, es ist einfacher, auf nationaler Ebene Brücken zu schlagen.»

«Eine starke Hauptliste führt natürlich zu internem Konkurrenzdruck.»

Andreas Lustenberger

Nun, da die laut Weichelt «überreife» Frage nach einer Frau im Nationalrat derart präsent ist, dürfte das Nachteile haben für Lustenbergers Chancen. «Mit Manuela Weichelt, Vroni Straub und mir stehen nun drei motivierte Leute auf der Hauptliste, welche zudem einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Das führt natürlich zu internem Konkurrenzdruck», erklärt der Kantonsrat.

Ein besorgter Blick in Richtung GLP

«Primär geht es darum, dass die Linke den Sitz macht. Gerade als Parteipräsident ist mir das wichtiger, als dass ich selber gewählt werde. Auch wenn ich schon sehr Lust habe auf den Sitz», sagt Lustenberger und lacht.

Etwas besorgt blickt Lustenberger zur GLP: «Falls sich diese mit der CVP und diese sich mit der FDP verbündet, ist das für die Linken sehr von Nachteil.»

Straub findet, sie habe den nötigen Rucksack

«Wann, wenn nicht jetzt!», ist die Haltung der dritten Kandidierenden auf der ALG-Hauptliste. Vroni Straub erklärt: «Ich bin nun im 13. Jahr als Kantonsrätin und im 9. Jahr Stadträtin.» Straub ist heute 56 Jahre alt. «Da ging es auch darum, mir die Frage zu stellen, was ich politisch noch erreichen möchte.» Sie ist überzeugt: «Ich habe den nötigen Rucksack an Erfahrung, habe Legislativ- und Exekutiverfahrung. Ausserdem ist das Timing mit dem vakanten Sitz der FDP gut.»

«Primär geht es darum, dass überhaupt jemand von links gewählt wird. Im Idealfall eine Frau.»

Vroni Straub, Nationalrats-Kandidatin

Straub ist sich der harten Konkurrenz auch innerhalb der Linken bewusst. «Das ist super, dass sich so gute Leute aufstellen lassen. Es geht hier nämlich nur bedingt um mich selber.» Die Stadträtin ergänzt: «Klar würde ich mich freuen, gewählt zu werden, und ich wäre dafür bereit, doch geht es primär darum, dass überhaupt jemand von links gewählt wird. Im Idealfall eine Frau.»

Was, wenn Straub tatsächlich nach Bern gewählt wird? Fürchtet sie sich davor, dass ihr Sitz – der einzige linke im Rat – von den Bürgerlichen angegriffen wird? «Ich denke, die Bevölkerung ist sich bewusst, dass mindestens ein linker Sitz in der städtischen Regierung richtig und wichtig ist.»

Die Mitglieder der ALG werden am 3. April über die Kandidaturen für die Nationalratswahlen vom kommenden Herbst befinden.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 15.03.2019, 15:21 Uhr

    Jetzt muss die FDP strategisch richtig handeln und nicht auf mathematische Überlegungen reinfallen, Baar ist zwar gross, aber Matthias kennt man im ganzen Kanton. Es gibt keine Alternative zu ihm. Ausserdem kennen noch viele seine Vater und das sind eben die Finessen, die man nicht vergessen darf

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    • Profilfoto von mebinger
      mebinger, 15.03.2019, 15:24 Uhr

      Falsche Überlegung, hdbe übersehen, das es um den National- und nicht um den Ständerat geht

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