Stadt Luzern will keine Pflanzen und Sitzbänke

Abfuhr aus «historischen Gründen»: Grendel wird graue Maus bleiben

Zwar sollen hier im Sommer einige Cafés ihre Tische und Stühle rausstellen können, doch bleibt der Grendel wohl eher trist.

(Bild: jal)

Der Luzerner Stadtrat will bei Grendel und Löwengraben keine Begrünung. Pflanzen und Sitzbänke würden aus historischen und sicherheitstechnischen Gründen keinen Sinn machen. Der Grendel bleibt somit ein eher graues Pflaster – zum Unmut von SP und Grünen.

Die vor einem Jahr gestarteten Sanierungsarbeiten an Grendel und Löwengraben sind seit rund drei Monaten abgeschlossen. Doch selbst nach den 3,7 Millionen schweren Aufwertungsarbeiten sei der Löwengraben noch immer eine etwas trostlose Gasse, der Grendel wirke wie ein Flickwerk und Grünflächen werden vergebens gesucht. Das finden Luzerner SP und Grüne.

Sie reichten deshalb im September beim Luzerner Stadtrat ein Postulat zur Begrünung eines Abschnitts der Luzerner Altstadt ein. «Viel Grau, viel Asphalt, wenig Aufenthaltsqualität. Was es bedeutet, wenn aus Kostengründen die Begrünung und die nutzerfreundliche Gestaltung auf der Strecke bleiben, ist nun sicht- und spürbar», so die Erstunterzeichnerinnen Luzia Vetterli und Mirjam Landwehr (zentralplus berichtete).

Es würden neben Grünelementen auch Sitzgelegenheiten fehlen. Ausserdem soll geprüft werden, ob die an sich bestehende Zufahrtsbeschränkung der ganzen Altstadt (Zubringer und Anwohner) besser signalisiert werden könne.

Stadtrat erteilt eine Abfuhr an Grüne und SP

Der Stadtrat kann den Vorschlägen von SP und Grünen jedoch nichts abgewinnen. In seiner Antwort auf den Vorstoss schreibt er: «Der historische Graben als Stadtbefestigung war ein Leerraum. Dieser wurde im Gestaltungskonzept bewusst respektiert und entsprechend übernommen», so der Stadtrat.

Ziel bei der Sanierung der entsprechenden Strassenabschnitte war es, eine funktionale Lösung zu finden. Die Forderung nach Grünelementen, Sitzbänken oder einer Zufahrtsbeschränkung lehnt der Stadtrat deshalb ab.

«Der Städtebau ist immer eine Verbindung von Alt und Neu.»

Luzia Vetterli, Grossstadträtin SP Luzern

Die Postulanten geben sich über diese Reaktion enttäuscht. Besonders die Ablehnung einer Begrünung aus historischen Argumenten, sei nicht nachvollziehbar: «Der Städtebau ist immer eine Verbindung von Alt und Neu», so Luzia Vetterli der SP Luzern. «Die mobile Begrünung sowie Bespielung mit Sitzgelegenheiten erscheinen uns sehr realistisch und kosten auch nicht viel.»

Auch von Mirjam Landwehr der Grünen klingt es ähnlich. Sie betont zusätzlich den nun ausbleibenden kühlenden Effekt einer Begrünung im Sommer: «Wir brauchen insbesondere im Zusammenhang mit den immer heisseren Sommern mehr Begrünung – für wohltuenden Schatten, aber auch für die Verdunstungskühle.»

Der Falkenplatz ist neu gepflästert.

Der Falkenplatz ist zwar neu gepflastert, an Gemütlichkeit fehlt es dem Platz jedoch noch, meinen SP und Grüne.

(Bild: sah)

Stadtrat: Sicherheit geht vor Schönheit

Grünelemente oder zusätzliche Sitzgelegenheiten wären für Zubringerdienste und den sonstigen Verkehr sichtbehindernd und würden eine Gefahr für den Verkehr darstellen, so der Stadtrat. Denn die Fahrbahn soll weiterhin für Autos, Velos und Zubringer übersichtlich bleiben. Bisher befinden sich einige wenige Sitzgelegenheiten auf dem Falkenplatz, weitere sechs Sitzbänke seien bei der Fertigstellung im Dezember erfolgt.

Aufwertungsprojekt Grendel-Löwengraben:

Am 5. März 2018 starteten die Aufwertungsarbeiten auf der Achse zwischen Grendel und Löwengraben. Im Rahmen der Bauarbeiten wurden die Trottoirs aufgehoben und die Strasse zu einer Flaniermeile umgestaltet. Zwischen Schwanen- und Falkenplatz wurde auf der Strasse ein Granitband eingelassen und der Falkenplatz neu gepflastert. Das Projekt schluckte 3,7 Millionen Franken und wurde im Dezember, einige Monat früher als geplant, fertiggestellt.

Auch bezüglich Zufahrtsbeschränkung lehnt der Stadtrat die Forderungen des Postulats ab und meint kurzerhand: «Der Stadtrat sieht bei den Verkehrsanordungen und Signalisationen keinen Handlungsbedarf.»

Neu: Tempo 20 am Löwengraben

Der Grendel, Falkenplatz und Grabenstrasse sind als Fussgängerzone signalisiert. Die Grabenstrasse ist für den Güterumschlag als Einbahnstrasse befahrbar. Der Löwengraben ist in beide Richtungen befahrbar. Dabei ist der Löwengraben in eine Begegnungszone verwandelt worden, in der mit Tempo 20 die Fussgängerinnen Vortritt geniessen.

Die SP sieht jedoch mit diesen Entscheidungen eine eher düstere Zukunft für Grendel und Löwengraben: «Es zeichnet sich nun leider ab, was wir befürchtet haben: Der Raum zwischen «Jazzkantine» und Mühleplatz ist eine Asphaltwüste, die geradezu einlädt zum illegal Parkieren.» Erstmal gelte es jedoch abzuwarten, was im Parlament passiert, meint Vetterli.

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