Die SP will die Schmach von 2015 tilgen

Wahlkreis Sursee: Das grosse Ringen um den Zusatzsitz

Am nächsten Wochenende beginnt das Fahrverbot in der Altstadt von Sursee.

(Bild: les)

Im Wahlkreis Sursee gibt’s bei den Wahlen einen zusätzlichen Sitz zu holen. Mit einem einzigen Sitzgewinn wäre die SP jedoch noch nicht zufrieden, die FDP will trotz Kandidatenmangel zulegen und die CVP ihre Hochburg verteidigen.

Drei neue Gesichter aus dem Wahlkreis Sursee wird man im Luzerner Kantonsrat nach den Wahlen mit Garantie sehen. Der eine Grund ist simpel: CVP-Kantonsrat Raphael Kottmann hat nach 8, Angela Pfäffli-Oswald (FDP) nach 13 Jahren im Parlament genug. Der zweite ist etwas ungewöhnlicher, aber gleichzeitig auch grosser Ansporn bei allen Parteien. Es gibt wegen des Bevölkerungswachstums im Gegensatz zu heute einen Sitz mehr zu vergeben – nämlich 22. 

Bisher sieht die Sitzverteilung im Wahlkreis Sursee folgendermassen aus:

 

 

FDP muss aufpassen

Bei einem Blick auf die Parteien sticht als erstes der Personalmangel der FDP ins Auge. Lediglich zehn Kandidaten interessieren sich für einen Sitz. Mit Angela Pfäffli-Oswald tritt ein langjähriges Mitglied nicht mehr an, es gilt also erst einmal die fünf Mandate zu verteidigen. Doch Wahlkampfleiter Elmar Bernet hat Ambitionen: «Die Zahl unserer Kantonsratsmandate soll auf sechs steigen.» Um dies zu erreichen, werden die Kandidaten auf der Liste doppelt aufgeführt.

Bei der FDP treten die vier Bisherigen Georg Dubach, Daniel Gloor, Rosy Schmid und Jim Wolanin wieder an.

Bei der FDP treten die vier Bisherigen Georg Dubach, Daniel Gloor, Rosy Schmid und Jim Wolanin wieder an.

(Bild: zvg)

Zwar hat die FDP nicht viele Kandidaten, dafür solche mit einem beträchtlichem Renommee. Georg Dubach und Jim Wolanin haben sich in ihrer ersten Session etabliert. Rosy Schmid trat zuletzt mit dem Netzwerk in Erscheinung, das mehr Frauen für Politik begeistern will. Mit Thomas Meier (CEO-Lehnerversand) und Remo Fehlmann (Hotelier und Unternehmer) drängen zwei Neue mit einem grossen beruflichen Rucksack. Und da wäre noch Daniel Gloor. Der Surseer wurde 2015 nach acht Jahren im Kantonsrat abgewählt und konnte im Januar für Charly Freitag nachrutschen. Er wird viel dafür tun, damit sein politisches Comeback nicht schon nach wenigen Monaten wieder vorbei ist.

«Wir wollen keine lauwarmen Stimmensammler, sondern heissblütige Wahlkämpfer.»

Elmar Bernet, FDP-Wahlkampfleiter

Bernet sagt zur Auswahl: «Mein Credo als Wahlkampfleiter lautete von der ersten Stunde an: ‹Qualität vor Quantität.› Wir wollen keine lauwarmen Stimmensammler, sondern heissblütige Wahlkämpfer.»

SP in der Poleposition

Nebst der FDP gilt auch der SP ein besonderer Fokus. Die Partei verlor in Sursee vor vier Jahren ein Mandat. Besonders bitter: Mit Priska Lorenz wurde die Fraktionschefin der SP abgewählt – nach sieben Jahren im Amt – im zarten politischen Alter von 28 Jahren. Nun will man den zweiten Sitz zurück. Ja gar noch mehr: «Ziel ist es, neben dem wohl unbestrittenen Sitz von Kantonsrätin Yvonne Zemp den vor vier Jahren verlorenen zweiten Sitz zurückzugewinnen und wenn möglich noch einen dritten Sitz zu erlangen», so die Partei. Die SP tritt mit 17 Kandidaten an. 

Sursee wird immer urbaner. Politisch hatte dies bisher kaum Auswirkungen, die SP besetzt mit Yvonne Zemp (Bild) lediglich eines der heute 21 Mandate. 

Sursee wird immer urbaner. Politisch hatte dies bisher kaum Auswirkungen, die SP besetzt mit Yvonne Zemp (Bild) lediglich eines der heute 21 Mandate. 

(Bild: zvg)

Ein Sitzgewinn scheint aus drei Gründen realistisch. Erstens verlor die Partei das zweite Mandat nur sehr knapp. Durch den Zusatzsitz im Wahlkreis Sursee könnte sich die SP also gar leichte Verluste leisten, um es trotzdem noch erobern zu können. Zweitens dürfte die SP von ihrer Oppositionspolitik in Finanzthemen profitieren. Und drittens wird der Wahlkreis durch das grosse Bevölkerungswachstum, insbesondere im Zentrum Sursee, immer urbaner. Und dort liegt bekanntlich das grösste Wählerpotenzial der politischen Linken (zentralplus berichtete). 

Um die Stimmen zu bündeln, ging die SP eine Listenverbindung mit den Grünen, den Jungen Grünen, den Grünliberalen und der BDP ein.

CVP will Hochburg verteidigen

Im Wahlkreis Sursee wählte vor vier Jahren jeder Dritte die CVP – sowas nennt sich Hochburg. Mit Priska Wismer und Yvonne Hunkeler hat die Partei zwei weibliche Zugpferde. Insgesamt 19 Kandidaten wollen ins Parlament. Damit verfügt die Partei über das grösste Kandidatenfeld aller Parteien. Prognosen sind schwierig, bei so vielen Kandidaten ist es insbesondere immer auch ein parteiinternes Rennen. Dies wiederum motiviert alle gegenseitig. 

Aktuell besetzt die CVP acht Sitze – sieben Bisherige treten wieder an. Oben von links: Carlo Piani, Gerda Jung, Priska Galliker und Hanspeter Bucheli. Unten: Priska Wismer, Roger Zurbriggen und Yvonne Hunkeler.

Aktuell besetzt die CVP acht Sitze – sieben Bisherige treten wieder an. Oben von links: Carlo Piani, Gerda Jung, Priska Galliker und Hanspeter Bucheli. Unten: Priska Wismer, Roger Zurbriggen und Yvonne Hunkeler.

(Bild: zvg)

Da viele CVP-Kandidaten gut verankert sind und sich bereits in Politik oder Gesellschaft engagieren, wird man über die «Köpfe» Stimmen von Bürgern holen, welche die inhaltliche Position der CVP wohl nur teilweise teilen. So wie es eine Volkspartei in ihrer Hochburg eben tut.

Der Wahlkreis

Zum Wahlkreis Sursee zählen die Gemeinden Beromünster, Büron, Buttisholz, Eich, Geuensee, Grosswangen, Hildisrieden, Knutwil, Mauensee, Neuenkirch, Nottwil, Oberkirch, Rickenbach, Ruswil, Schenkon, Schlierbach, Sempach, Sursee und Triengen.

SVP-Präsidentin im Fokus

Vor vier Jahren holte die SVP wie in der Legislatur zuvor fünf Sitze. Der Quereinsteiger, damalige Parteipräsident und heutige Nationalrat Franz Grüter kegelte dabei die Unternehmerin und heutige Parteipräsidentin Angela Lüthold aus dem Parlament. Kurios: Lüthold verpasste ihre Wiederwahl um mickrige drei Stimmen. Als Grüter im Herbst 2015 in den Nationalrat gewählt wurde, konnte die Nottwilerin wieder nachrücken.

Bei der SVP treten alle Bisherigen erneut an: Rolf Bossart, Armin Hartmann, Angela Lüthold, Pius Müller und Jost Troxler.

Bei der SVP treten alle Bisherigen erneut an: Rolf Bossart, Armin Hartmann, Angela Lüthold, Pius Müller und Jost Troxler.

(Bild: zvg)

Mit Angela Lüthold, Finanzexperte Armin Hartmann, Gewerbeverbands-Vizepräsident Pius Müller und dem Schenkoner Gemeinderat Rolf Bossart treten gleich vier Bisherige im Parlament oft in Erscheinung. Landwirt Jost Troxler mag diesbezüglich zwar nicht mithalten, dürfte aber in seinem Wählersegment punkten. Ob es der SVP für einen Sitzgewinn reicht, ist fraglich. Erfreut ist man in der Partei aber über 16 Kandidaten (2015 waren es nur zehn) und insbesondere über die Kandidaturen der zwei jungen Frauen Jessica Glaus (zentralplus berichtete) und Michelle Wandeler. 

Grünes Polittalent in den Startlöchern

Die Grünliberalen sowie die Grünen verfügen je über einen Sitz. Der über die Parteigrenzen hinaus anerkannte Andreas Hofer (Grüne) dürfte die Wiederwahl schaffen. Jungspund Samuel Zbinden (20), der sich im Komitee der Zersiedlungsinitiative oder als Kopf hinter den Schülerstreiks einen Namen machte, wurde bei den Grünen gar vor Hofer auf den ersten Listenplatz gesetzt.

Markus Hess (links) und Andreas Hofer sitzen für die Grünliberalen respektive die Grünen im Kantonsrat. 

Markus Hess (links) und Andreas Hofer sitzen für die Grünliberalen respektive die Grünen im Kantonsrat. 

(Bild: zvg)

Auch wenn es nicht zu einem Sitzgewinn reichen sollte, in Zbinden setzt man bei den Grünen grosse Hoffnungen (zentralplus berichtete). Sollte er es auf den zweiten Platz schaffen, so könnte der langjährige Kantonsrat Hofer, der mit dem Kantonsratspräsidium vor zwei Jahren seine politische Karriere krönte (zentralplus berichtete), ihm mit einem vorzeitigen Rücktritt den Weg frei machen.  

Nebst den arrivierten Parteien treten auch die jungen Grünen, die JCVP, die EVP und die BDP bei den Wahlen im Wahlkreis Sursee an. 

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