Der letzte Dada-Künstler tritt im KKL auf

Helge Schneider: «Ich muss gar nicht lustig sein»

Helge Schneider auf der Bühne – ein Auftritt zwischen Komik und Jazz, Poesie und Kunst, Brillanz und Blödelei, Quatsch und Ordnung.

(Bild: zvg)

Helge Schneider ist einer der grössten deutschsprachigen Künstler der Gegenwart. Am Samstag beehrte er das Luzerner Publikum im KKL. Ein Auftritt zwischen genialem Chaos und Ordnung.

Er ist 1955 in Mühlheim an der Ruhr geboren und steht seit über 40 Jahren auf der Bühne: Helge Schneider. Er ist Multiinstrumentalist, Kabarettist, Jazzer, Autor, Komödiant.

Bekannt als der Millionär mit sechs Kindern von vier verschiedenen Frauen, als der Clown aus Deutschland, als der letzte Dada-Künstler oder als jener chaotische Entertainer mit dem eigensten Humor, der immer noch nicht müde ist, die drolligsten, extravaganten Programme zusammenzubasteln. Programme, die jedes Mal eine haarsträubende Mischung aus Komik und Jazz, Poesie und Kunst, Brillanz und Blödelei, Quatsch und Ordnung sind.

«Ordnung muss sein» ist an diesem Samstagabend das Motto, und Schneider zeigt dem Publikum im ausverkauften Luzerner Saal des KKL auch konkret, was er damit meint, indem er ständig Objekte und Instrumente von einem Ort zum anderen bewegt.

Schon vor dem Beginn wird gelacht

Helge Schneider und seine Band, der Bassist Rudolf Olbrich, Henrik Freischlader an der Gitarre und Peter Thoms am Schlagzeug, werden mit grosser, ja stürmischer Begeisterung empfangen.

Das Luzerner Publikum lacht schon, bevor Schneider anfängt zu erzählen oder seine Gags und Nonsens-Geschichten zu produzieren. Bereits als er mit grosser Sonnenbrille die Bühne betritt, tobt der ganze Saal. «Ich muss gar nicht lustig sein», wiederholt Helge Schneider in seinen Interviews, «die Leute lachen sich kaputt, egal was ich mache».

Die Liebe zum Absurden

Auch in Luzern hängt das Publikum an seinen Lippen und ist fasziniert von seinem Wortwitz, Wahnsinn und von seiner Liebe zum Absurden. Es stimmt, die meisten benehmen sich genauso, wie Schneider sagt.

Egal welches Instrument, Helge Schneider beherrscht es.

Egal welches Instrument, Helge Schneider beherrscht es.

(Bild: Marinella Polli)

Und auch Helge Schneider selber und seine Musiker lachen viel, während er improvisiert, parodiert, imitiert oder Dinge erzählt, die mit Nonchalance, aber sehr überzeichnet dargestellt werden. So extrem übertrieben, dass man eben lachen muss.

War es Duke Ellington?

Helge Schneider erzählt auf diese lustige und für ihn typische Weise auch eine von seinen berühmten, wirksamen Geschichten. Diejenige, wie er mal in den 1970ern in einem Westberliner Bus fuhr und absolut sicher war, Duke Ellington war auch eingestiegen. Und hier die (unerwartete?) Pointe: Am Ende war die Figur im Trenchcoat gar nicht der grosse Duke Ellington, sondern nur eine anonyme Frau mit einer Salatgurke in der Hand.

Humor und musikalischen Genuss gibt es auch im KKL in Hülle und Fülle. Mit einem unermüdlichen Helge, der wie immer zwischen Hammond-Orgel, Gitarre, Cello, Saxophon, Synthesizer und Vibrafon pendelt.

«Die Wundertüte des Lebens»

Und wie immer ist es egal, was er zur Hand nimmt, denn er kann sowieso alles leicht und virtuos spielen und auch benutzen, um sich über seine Art des Musizierens und diejenige der anderen lustig zu machen: zum Beispiel über barocke Stimmführungen oder über den romantischen Pathos, über die impressionistischen Klangwolken, aber auch über gewisse Ragtime-Formeln und -Haltungen.

Natürlich singt er auch, von «Die Wundertüte des Lebens» über «Meisenmann» zu «Telefonmann»; von Andeutungen an Weihnachtslieder zu den Jazz-Hits. Am Schluss, wieder und wieder grossartig, zu seinem geliebten Duke Ellington. Es war auch diesmal eine fesselnde Show für seine auch in der Schweiz sehr zahlreichen Fans, die ihn und alle Mitwirkenden mit einem langen, begeisterten Applaus belohnten.

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