Luzernerin Andra Borlo mit neuem Album am Start

Sie machte Lärm gegen die SVP – jetzt singt sie wieder

Andra Borlo ist mit einem neuen Album am Start, das am 3. Februar im Theaterpavillon getauft wird.

(Bild: zvg)

Andrea Huber machte sich schweizweit einen Namen mit ihrem politischen Engagement. Statt den Menschenrechten widmet die Luzernerin ihre Stimme jetzt wieder der Musik. Unter ihrem Künstlernamen Andra Borlo bringt sie am Sonntag ihr drittes Album auf die Bühne. Aufatmen kann die SVP deswegen aber nicht.

Ihr Universum, das war zuletzt die Politik. Andrea Huber orchestrierte das Engagement gegen die Selbstbestimmungsinitiative der SVP, die Ende November an der Urne abgelehnt wurde (zentralplus berichtete).

Nun tauscht sie die politische wieder gegen die musikalische Bühne ein. Zwei Monate nach dem Abstimmungssonntag präsentiert Andra Borlo, so ihr Künstlername, ihr neues Album «Universo» (siehe Box).

Es zeigt, dass ihr Universum die Musik ist. Dass diese, nach Jahren der Entbehrung jetzt wieder im Vordergrund steht, freut die 50-Jährige. «Das letzte Podium zur Selbstbestimmungsinitiative fand im Schauspielhaus Zürich statt: so ein schöner Raum und so eine tolle Akustik. Ich dachte, ich würde hier lieber ein Konzert geben, als über Politik zu diskutieren», sagt sie und lacht. Bald wird Huber die Leitung der Geschäftsstelle des Vereins Schutzfaktor M abgeben und sich für eine Weile vor allem der Musik widmen.

Spiegel des Lebens

Ob in der Politik oder in der Musik: Die Stimme der Luzernerin fällt auf. Als «Honig über Schmirgelpapier» bezeichnete die «Berner Zeitung» deren Klang einst. Auch auf ihrem neuen Album zieht sich ihre tiefe, mal leise, mal wuchtige Stimme wie ein Teppich durch alle Songs.

Ihr neues Album «Universo» zeigt zudem, dass Andra Borlo musikalisch genauso offen ist wie politisch. Ihr Sound lässt sich weitestgehend als World Music bezeichnen. War ihr Erstling noch deutlich im Pop-Genre zuhause, kamen beim zweiten Werk Latino-Einflüsse dazu. Nun mischen sich soulige Balladen mit lateinamerikanischen Rhythmen, Blues-Einflüsse mit Bossanova-Stücken. Ein stilistisches Potpourri, das sie so kohärent zusammenpackt wie ihre Argumente in einer Debatte.

Der Song «Blood Sisters» vom neuen Album «Universo»:

 

Produziert wurde die Platte von Pianist Beni Mosele. Der – als Filmmusikproduzent bestens damit vertraut – immer wieder Retro-Orgelklänge in die Songs einfliessen lässt. Auch dabei ist der Schlagzeuger Pablo Lacolla und Gitarrist Carlos Ramirez, beide stammen aus Buenos Aires. Für die Konzerte hat sie zudem die junge Violinistin Janina Fink an Bord geholt und für die CD-Taufe ihre Cousine, die Kölner Sängerin Marie Daniels, und den Trompeter Aurel Nowad.

Andra Borlos Album ist Ausdruck ihres privaten Lebensweges, der sie von New York, wo sie lange Zeit lebte, nach Argentinien führte, wo sie bei der Aufnahme ihres zweiten Albums ihren Mann, den Gitarristen Carlos Ramirez, kennenlernte. «Mit ihm habe ich den Reichtum der Musik aus Lateinamerika kennengelernt», schwärmt sie. Das habe sie sehr inspiriert. Nebst Englisch singt die Luzernerin nun auch auf Spanisch, das sei perfekt «fürs Geschichtenerzählen».

Plattentaufe am Sonntag

Andra Borlo und ihre Band sind am Sonntag, 3. Februar, 19.30 Uhr im Theaterpavillon Luzern live zu sehen. Tickets gibt es bei Ticketino oder an der Abendkasse.

Diese Geschichten erzählen mal poetisch von einer Frau, die nachts aufs Dach steigt und sich vom Universum angezogen fühlt, bis sie sich im Goldstaub auflöst. Mal nachdenklich vom Suizid einer Freundin, die nun auf der anderen Seite wartet. Mal vom Älterwerden, von Buenos Aires oder der Liebe.

Zurück an den Ursprung

Mit ihren Stücken kehrt Andra Borlo denn auch an den Ursprung zurück. Nach der kurzen Tour diesen Frühling wird sie mit ihrer Familie von Kalifornien bis nach Argentinien reisen. Um sich zu inspirieren, denn nun sei ihr Kopf wieder frei für Neues. Aber auch, um mit ihrem Mann aufzutreten. «Musik gehört bei uns sowieso immer dazu, wir würden nie ohne Gitarre verreisen.»

Und in Lateinamerika gehöre Musik zum Alltag. «Die Volksmusik ist da tatsächlich die Musik des Volkes. Es entstehen so viele Begegnungen durch spontanes Musizieren und Konzerte», schwärmt Andra Borlo.

Die Luzernerin Andra Borlo mit Beni Mosele (von links), Carlos Ramirez und Pablo Lacolla.

Die Luzernerin Andra Borlo mit Beni Mosele (von links), Carlos Ramirez und Pablo Lacolla.

(Bild: zvg)

Trotz ihres jahreslangen Engagements für die Menschenrechte und dem Studium der Politologie: Eine politische Künstlerin sei sie nicht, sagt Andra Borlo. «Das ist nicht mein Genre, obwohl ich persönlich gerne politische Musik höre.» Ganz zu Beginn ihrer Karriere hat sie ihren Besuch von US-Häftlingen im Todestrakt musikalisch verarbeitet.

Doch bei den Konzerten sei diese Botschaft zu schwere Kost gewesen. «Die Magie der Konzerte besteht für mich im gegenseitigen Beschenken: Ich schenke dem Publikum Emotionen und bekomme diese vom Publikum gespiegelt zurück.»  

Für die Menschenrechte wird sie sich übrigens auch weiterhin engagieren. Nach der Reise plant sie, als Politikberaterin und Lobbyistin für den Grundrechtsschutz in der Schweiz zu arbeiten. Aber künftig soll auch die Musik immer ihren Platz haben.

Die Luzernerin Andrea Huber engagiert sich im Kampf um die Menschenrechte.

Die Luzernerin Andrea Huber war 2018 das Gesicht der Kampagne gegen die Selbstbestimmungsinitiative.

(Bild: jal)

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