City-Vereinigung feiert sich selbst

«Nehmen Sie Platz!» Stadt Luzern erhält 150 Stühle geschenkt

Pierre Rüegländer, Mitglied der City-Vereinigung, auf einem der neuen Stühle für die Stadt Luzern.

(Bild: jal)

Müde vom Shoppen? Dann können Sie sich in Luzern bald hinsetzen. In der Stadt werden ab nächstem Sommer 150 farbige Stühle aufgestellt. Dahinter steht die City-Vereinigung mit einer Jubiläumsaktion. Die Verantwortlichen sind sich bewusst, dass sie auch mal einen Stuhl aus dem Wasser fischen müssen.

Bitte setzen Sie sich: Wer ab nächstem Juni durch die Stadt Luzern schlendert, wird da und dort vor den Geschäften auf gelbe, blaue, rote und grüne Stühle stossen. Erschöpfte Kunden sollen sich ausruhen können, Einheimische sich auf einen Schwatz niederlassen, Touristen eine Pause einlegen.

Hinter der Aktion steht die City-Vereinigung, die 2019 ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Anlässlich des Jubiläums verschenkt sie insgesamt 150 bunte Stühle zur Attraktivierung der Innenstadt. Die Geschäfte, die Mitglied sind, können jeweils zwei davon bestellen und tagsüber vor ihrem Laden aufstellen. «Das ist unser Geschenk an die Einwohnerinnen und Gäste Luzerns», sagte Vorstandsmitglied André Bachmann am Montagabend, als die City-Vereinigung die Aktion am Neujahrsapéro vorstellte.

«Der Aufenthalt in der Stadt soll nicht mit Kommerz verbunden sein», erklärt Bachmann das Ziel der Aktion. Hinsetzen ohne Konsumzwang also. Und einen Ort der Begegnung schaffen. Dass dies auf offener Strasse stattfindet, geht einher mit dem Trend, dass sich auch in Luzern gerade im Sommer das Leben zunehmend im öffentlichen Raum abspielt.

Vorbilder in Zürich und Basel

Das Jubiläumsprogramm wird laut Bachmann vom städtischen ALI-Fonds unterstützt. Mit diesem Topf finanziert die Stadt Projekte zur Aufwertung der Innenstadt mit. Insgesamt investiert die City-Vereinigung laut Bachmann knapp eine Viertelmillion in die Aktivitäten im Jubiläumsjahr, ein bedeutender Teil davon fliesst in das Projekt mit den Stühlen.

Die Stadt Luzern hat die Bewilligung für das Aufstellen der bunten Möbelstücke bereits signalisiert. Das bestätigt Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen, auf Anfrage. Das Ganze soll nicht nur diesen Sommer über die Bühne gehen, sondern die nächsten drei Jahre.

Möbel im öffentlichen Raum gaben in Luzern erst kürzlich zu reden. Wir erinnern uns: Die Stadt hat im Herbst 2017 unterschiedliche Sitzgelegenheiten von der Bevölkerung testen lassen – von der knallgelben Plastikbank über hölzerne Liegen bis hin zu Metall-Sitzbänken. Das führte zu hämischen Reaktionen, einer Guerilla-Aktion aus dem Entlebuch und einem politischen Nachgeplänkel. Am Ende setzte sich das Holzbänkli im Test durch (zentralplus berichtete).

«Wir werden sicher mal einen Stuhl aus einem Brunnen oder von einem Baum holen müssen.»

André Bachmann, City-Vereinigung

Dass nun ähnliche Reaktionen zu erwarten sind, glaubt man bei der Stadt nicht. «Das gewählte Modell ist in keiner Art und Weise provokant oder strittig», sagt Mario Lütolf. Es handelt sich dabei um stählerne Designerstühle mit Armlehnen, die sich andernorts bereits bewährt haben. Etwa auf dem Sechseläutenplatz in Zürich, wo solche seit mehreren Jahren stehen.

Auch Basel kennt das Konzept bereits: Dort hat der Kanton gemeinsam mit den Geschäften vor zweieinhalb Jahren 150 Stühle in den Einkaufspassagen verteilt. Mit Erfolg: Sie wurde diesen Sommer in weiteren Quartieren verteilt. Im Ausland, etwa im Jardin du Luxembourg in Paris, erfreuen sich freistehende Stühle bereits seit langem grosser Beliebtheit.

Keine Sorge wegen Vandalismus

Allerdings muss man auch mit der Kehrseite leben. In Zürich etwa haben Taucher diesen Sommer über ein Dutzend der Stühle aus dem See gefischt. Bereits zuvor mussten sie jeweils paarweise mit Draht zusammengebunden werden, um Diebstähle zu verhindern.

Ausruhen ohne Konsumzwang: 150 dieser Stühle stehen ab nächstem Sommer in der Stadt Luzern.

Ausruhen ohne Konsumzwang: 150 dieser Stühle stehen ab nächstem Sommer in der Stadt Luzern.

(Bild: jal)

In Luzern werden die Stühle weder fix montiert noch miteinander verbunden. Trotzdem hat man keine Angst vor Vandalen. Es sei sogar ausdrücklich erlaubt, die Stühle vor den Geschäften hinzustellen, wo man mag. Die City-Vereinigung vertraut darauf, dass sich das auf einen überschaubaren Radius beschränkt.

«Wir werden sicher mal einen Stuhl aus einem Brunnen oder von einem Baum holen müssen», sagt André Bachmann dazu. «Aber die Stadt soll leben und dann nimmt man das in Kauf.» Ausserdem werden die Stühle jeweils erst am Morgen aufgestellt und bei Ladenschluss am Abend wieder weggeräumt.

Auch bei der Stadt Luzern gibt man sich unbesorgt. Gerade auch wegen des Sitzmöbeltests vom Herbst 2017. «Eine Erkenntnis daraus war, dass auch mobile Elemente Anklang finden», sagt Mario Lütolf. Da die Stühle der City-Vereinigung zudem nachts nicht herumstehen, würden Nachtbuben nicht animiert, sie zu entwenden.

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