Neu ab Neujahr: Bootssteuern im Kanton Zug

Öko-Abgabe verängstigt die Zuger Segler

Schöne Abendstimmung am Zugersee.

(Bild: zvg)

Freizeitkapitäne werden künftig dazu beitragen, die Zuger Staatsfinanzen ins Lot zu bringen. Denn sie liefern nun erstmals eine Bootssteuer ab. Dies stösst bei Betroffenen sauer auf: «Es gibt keine Begründung für diese neue Steuer», sagt Wolfgang Hass vom Yacht-Club Zug. Er glaubt, dass man hier eine Art Umweltsteuer einführe.

Jetzt ist nur noch der Bergkanton Graubünden ein Steuerparadies für Böötler. Denn er kennt als einziger in der Schweiz keine verursachergerechten Schiffssteuern. Die Zuger waren die Zweitletzten. Doch der Kantonsrat entschied sich im Rahmen der Sanierung der Kantonsfinanzen, künftig auch die Freizeitkapitäne zur Kasse zu bitten. Damit sollen Dienstleistungen wie Sturmwarndienst, Seepolizei und Seerettung finanziert werden, so die Botschaft.

Anfang Februar verschickt das Zuger Strassenverkehrsamt nun erstmals die neuen Steuerforderungen. Diese stossen zwar nicht auf Fundamentalopposition – aber auf entschiedene Kritik.

Ruderboote sind steuerbefreit

Grundsätzlich soll mit der Steuer die Benützung des öffentlichen Raums – in diesem Fall die Wasserfläche auf Zuger- und Ägerisee − abgegolten werden. Das wirft Fragen auf, weil die Steuer zwar für Wasserfahrzeuge anfällt – aber eben nicht für alle.

Weil die Bootstankstelle am Landsgemeindeplatz defekt ist, kann man dort derzeit nicht tanken – sehr zum Ärgernis vieler Zuger Kapitäne.

Steuerbefreit: Zum Beispiel Pedalos.

(Bild: zvg)

Ruderboote oder Kanus etwa sind ausgenommen. «Warum werden nur jene beiden Gruppen von Wassersportlern der Steuer unterworfen, die Segel- oder Motorboote benutzen?», fragt etwa Wolfgang Hass, der Präsident des Yacht-Clubs Zug. Er wird noch sehr viel grundsätzlicher argumentieren.

Angst vor künftigen Tariferhöhungen

Doch schauen wir uns auf dem Ägerisee um: «Die Steuer für Segelboote fällt mit den aktuellen Tarifen eher niedrig aus – absolut und auch im kantonalen Vergleich», sagt Werner Frei, Präsident des Segel-Clubs Aegeri. Die Mitglieder des Vereins selbst besässen fast ausnahmslos Segelboote ohne Maschine oder allenfalls sehr leistungsschwache Hilfs- oder Elektromotoren. «Somit hält sich die neue Belastung in Grenzen», so Frei.

Aber unter den Seglern geht die Befürchtung um, dass die Bootssteuer, erst mal eingeführt, später sehr leicht erhöht wird – ohne dass die Betroffenen dazu irgendetwas sagen dürfen. «Es ist leider davon auszugehen», so ist Frei überzeugt, «dass die Ansätze absichtlich tief gehalten wurden bei der Einführung.» Mit dem Verweis auf höhere Ansätze in anderen Kantonen seien künftige Steuererhöhungen «eine starke Versuchung» für die Politik.

«Eine Art Umweltsteuer»

Zumal ja die «Yachties» der Nimbus von Vermögenden umgibt. Doch Wolfgang Hass vom Yacht-Club Zug hält dagegen: «Böötler sind meist keine reichen Leute», sagt er. Es seien normale Bürger, die ihrem Sport nachgehen und dafür meist lange sparen müssten. «Ein Angelkahn mit einem 15-PS-Aussenborder ist kein Luxus», sagt Hass.

«Eine Besteuerung von Rasenmähern und Baumsägen mit Benzinmotor wäre logischer.»

Wolfgang Hass, Yacht-Club Zug

Und genau diese motorisierten Böötler werden zur Kasse geben, da die Schiffssteuer auf der Basis der Bootslänge und Motorleistung erhoben wird. «Es scheint, das man hier eine Art Umweltsteuer eingeführt hat», sagt Hass. Ansonsten sei die Bemessung der Motorleistung «nicht nachvollziehbar». Aber auch unter diesem Sichtwinkel sei es fragwürdig, warum der Hilfsmotor einer Segelyacht, der in der Regel nur zum Ab- unsd Ablegen benutzt wird, derart besteuert werde.

Jolle ist teurer als Yacht

«Auch wird gar nicht zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor unterschieden.» Es scheine also doch nicht aus Umweltgründen zu geschehen, wiegelt Hass ab und meint: «Eine Besteuerung von Rasenmähern und Baumsägen mit Benzinmotor wäre eigentlich logischer.»

Hass fragt sich auch, warum eine 8-Meter-Jolle mehr zahlen soll als eine 7-Meter-Yacht. «Weil man mehr Seefläche nutzt? – Dann müsste man fairerweise die Breite mit einrechnen.»

Ruderer und Segler werden von Motorbooten begleitet

Auch auf dem Ägerisee weist man auf ein Paradox hin. Besonders belastet durch die Steuern werden starke Motoren. Das führe zu «recht happigen Ansätzen, auch wenn sie im kantonalen Vergleich immer noch moderat sind», wie Werner Frei findet.

«Der Staat nimmt wieder, was er gibt.»

Werner Frei, Segel-Club Aegeri

Für die Juniorenausbildung, Wettkampftrainings und die Durchführung von Wettbewerben seien aber auch Wassersportvereine auf stark motorisierte Boote angewiesen. «Diese Aktivitäten – in unserem Fall sind es segelsportliche – erhalten zum Teil staatliche Fördergelder», sagt Frei. Die würden durch die neue Steuer aber namhaft verteuert.

«Der Staat nimmt wieder, was er gibt», so Frei. Das trifft auch den Yacht-Club Zug, der nach eigenen Angaben vier solche Motorboote für Regatten, Ausbildung und Sicherheitsdienst unterhält.

Neue Steuer für Wanderwege?

Wobei wir endgültig beim Grundsätzlichen wären. Wie eingangs erwähnt, sollen die sdazu verwendet werden, um «verursachergerecht» Seerettung, Seepolizei und Sturmwarnung zu finanzieren. Doch diese kommt natürlich auch den Schwimmern, Ruderern und Stand-up-Paddlern zugute, die keine Steuern bezahlen.

Seine Lieblingsposition: Wolfgang Hass geniesst beim Segeln vor allem die Ruhe auf dem Wasser.

Wolfgang Hass vom Yacht Club Zug hat grundsätzliche Fragen zur Steuer.

(Bild: woz)

Konsequenterweise müsse man darüber nachdenken, künftig auch Wanderer zu besteuern, sagt Hass. Denn die benützten ja Wanderwege, die gebaut, unterhalten und beschildert werden müssen. Oder Radfahrer, die keine Nummer mehr zu kaufen brauchen, aber immer noch gern separate Velowege benützen.

Bedeutung von Sport wird unterschätzt

Hass glaubt, dass die Schiffssteuern ein verfehltes Beispiel für Demokratie seien. Eine Mehrheit benachteilige eine Minderheit – nur weil sie es könne. «Es gibt keine Begründung für diese neue Steuer. Sie ist nur einfach durchsetzbar», sagt Hass.

Er findet generell, dass Sport in Zug zu wenig honoriert werde. «Die Bedeutung von Sportclubs bezüglich der Lebensqualität in einer Stadt sowie die Bedeutung der Jugendarbeit werden seitens der Politik masslos unterschätzt», sagt der Präsident des Yacht-Clubs Zug. Und richtet auch eine Spitze gegen die Stadt Zug. «Uns wurden die Kosten für die angemieteten Winterlagerflächen ohne Ankündigung um rund 400 Prozent erhöht», sagt Hass. «Das ist eigentlich untragbar!»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von David Meyer
    David Meyer, 08.01.2019, 08:48 Uhr

    Es ist keine Ökosteuer. Ich bitte doch sehr darum nicht alles wofür man kein Verständnis hat einfach mit Öko anzupinseln um es hinterher schlecht zu reden. Wäre es eine Ökosteuer müsste sie die Zweckgebundenheit für ökologische Massnahmen aufweisen, was diese Steuer jedoch überhaupt nicht hat. Die Steuer ist ganz einfach deshalb, weil der Kanton leere Kassen hat und er es dort holt wo es etwas zu holen gibt: in diesem Fall eben bei jenen, welche grosse Schiffe haben wohl mehr bezahlen können.
    David Meyer, glp Stadt Zug

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