Eine tapfere Wirtin und ein geschasster Professor

Diese 15 Köpfe prägten Luzern im Jahr 2018

Sie und viele andere prägten Luzern 2018: Martin Mark, David Schurtenberger, Marija Bucher und Andrea Huber (im Uhrzeigersinn).

(Bild: Bildmontage bic)

Gerardo Seoane, Franziska Bitzi Staub, Martin Mark oder Nadja Räss: Hinter jedem Ereignis stehen Personen. Zum Jahresende haben wir 15 Persönlichkeiten und Gruppierungen herausgepickt, die in Luzern 2018 für Schlagzeilen sorgten und das Jahr geprägt haben.

2018 sind in Luzern einmal mehr zahlreiche Menschen in Erscheinung getreten und haben für Schlagzeilen und Diskussionen gesorgt. Die einen freiwillig und positiv, die anderen eher unfreiwillig und nicht unbedingt rühmlich.

Wir haben je drei wichtige Persönlichkeiten oder Gruppierungen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Sport zusammengetragen. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Politik

Andrea Huber: Die Luzernerin sorgte mit ihrem Kampf gegen die Selbstbestimmungsinitiative (SBI), die von den Befürwortern oft als wichtigste Abstimmung des Jahrzehnts betitelt wurde, schweizweit für Furore. Obwohl Huber zuvor nie ein politisches Amt innehatte oder bei einem Verband arbeitete, wurde sie rasch zum Gesicht der Gegenkampagne.

Sie wurde Geschäftsführerin der Allianz der Zivilgesellschaft, in der sich über 100 Organisationen gegen die SBI engagierten (zentralplus berichtete). Ihre Arbeit zahlte sich aus. Am 25. November wurde die SBI an der Urne mit 66,2 Prozent Nein-Stimmen abgeschmettert.

Brahim Aakti: Der SP-Politiker mit Migrationshintergrund wurde Ende September überraschend in den Emmer Gemeinderat gewählt (zentralplus berichtete). Seine Wahl sorgte national für Schlagzeilen. «Emmen war eine Einbürgerungshölle. Jetzt hat ein Migrant einen SVP-Nationalrat besiegt», titelte zum Beispiel das Newsportal «watson». Durch Aaktis Wahl verlor die SVP, die mit Nationalrat Felix Müri antrat, ihren Sitz im Gemeinderat.

«Was alle angeht, können nur alle lösen»: Brahim Aakti ist überzeugt, dass wichtige Aspekte zu kurz kommen ohne die SP im Emmer Gemeinderat.

Schaffte überraschend den Sprung in die Emmer Regierung: SP-Mann Brahim Aakti.

(Bild: jal)

Franziska Bitzi Staub: Für die Luzerner Stadträtin und Finanzdirektorin war das Jahr 2018 zwar erfreulich, gleichzeitig aber auch herausfordernd. Im April durfte die CVP-Politikerin einen Überschuss von satten 18 Millionen Franken präsentieren. Es war bereits das vierte Plus in Serie.

Doch im Herbst zogen dunkle Wolken auf über dem Stadthaus. Bitzis Vorschlag, ein Tourismusrayon zu prüfen, in dem liberalere Ladenöffnungszeiten gelten würden, stiess auf harsche Kritik vonseiten der Gewerkschaften und des Detaillistenverbandes und sorgte für einen Eklat.

Die Gewerkschaften verweigerten Bitzi Staub das Gespräch und meldeten Fundamentalopposition gegen die Pläne, welche die festgefahrene Diskussion voranbringen sollten, an (zentralplus berichtete). Bitzi Staub muss die Stadt im kommenden Jahr nun durch die emotional aufgeladene Debatte manövrieren. 

Mit der Ankündigung der SVP, das städtische Budget 2019 per Referendum zu bekämpfen, sollten die Steuern nicht gesenkt werden, folgte für Bitzi Staub im Herbst bereits die nächste Knacknuss. Denn eine Steuersenkung kommt für Stadtrat und Parlament nicht infrage. Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung wird die Stadt das neue Jahr ohne Budget in Angriff nehmen (zentralplus berichtete).

Stadträtin Franziska Bitzi Staub in ihrem neu eingerichteten Büro im Stadthaus.

Stadträtin Franziska Bitzi Staub in ihrem Büro im Stadthaus.

(Bild: gwi)

Gesellschaft

Martin Mark: Unfreiwillig geriet 2018 der Theologieprofessor Martin Mark in die Schlagzeilen. Der ehemalige Dekan der theologischen Fakultät der Uni Luzern wurde per Juli freigestellt. Mark bekräftigt seither, dass seine Entlassung missbräuchlich war, und richtete scharfe Kritik an die Unileitung um Rektor Bruno Staffelbach und Bildungsdirektor Reto Wyss (CVP).

So prangerte Mark wiederholt die angebliche Intransparenz bei der Budgetierung der Fakultät an. Zudem habe er wichtige Reformen gefordert, sei damit aber auf taube Ohren gestossen (zentralplus berichtete). Laut Mark hätten diese Entwicklungen und kritischen Beobachtungen zu seiner Entlassung geführt.

Die Unileitung dementiert dies jedoch vehement und spricht von einem «zerrütteten Vertrauensverhältnis». Eine Einigung konnte bislang nicht erzielt werden. Im neuen Jahr treffen sich die beiden Parteien vor Gericht (zentralplus berichtete).

Marija Bucher: Spätestens seit dem letzten Mai dürfte Marija Bucher, Wirtin des Hotels Schlüssel, den meisten Luzernern bekannt sein. Der Brand des Hotels im Frühjahr bewegte die Stadt. Das Gasthaus war nach einer langen Renovationsphase seit erst einer Woche wieder geöffnet (zentralplus berichtete). 

Bemerkenswert waren die Entschlossenheit und der Tatendrang, welche die Wirtin an den Tag legte. Trotz des Schicksalsschlages hat sie keine Minute gehadert, blickt bereits seit dem Tag des Brandes positiv in die Zukunft und strahlt dabei viel Zuversicht aus. Die Wiedereröffnung des Hotels im Haus aus dem 16. Jahrhundert ist im kommenden Herbst vorgesehen.

«Rosa Lavache» und Gruppe «Pulpa»: Zu Beginn des Jahres machte die Gruppe «Rosa Lavache» mit der Besetzung eines Gebäudes an der Luzerner Güterstrasse auf sich aufmerksam (zentralplus berichtete).  

Darin wollte sie unter anderem Wohnraum und eine autonome Schule einrichten. Das Haus, das im Besitz der SBB ist, wurde anschliessend von der Polizei geräumt und verbarrikadiert. Die Aktivisten brachen jedoch erneut ein.

Das nächste Kapitel folgte im April, als die Gruppe «Pulpa» ein Haus bei der Museggmauer besetzte (zentralplus berichtete). Wieder mit den gleichen Argumenten wie schon «Rosa Lavache» und die Gruppe «Gundula», welche 2017 die Bodum-Villen an der Obergrundstrasse besetzt hatte.

Die Diskussion über den Umgang der Stadt und von Privaten mit leer stehenden Gebäuden wurde neu lanciert. Für einige Irritationen sorgte der Entscheid von Baudirektorin Manuela Jost im Oktober, der Gruppe «Pulpa» ein Lokal an der Horwerstrasse zur Verfügung zu stellen (zentralplus berichtete).  

An der Güterstrasse 7 wurde eine Wohnung im ersten Stock besetzt. Andere Wohnungen des Gebäudes sind gleichzeitig noch bewohnt.

An der Güterstrasse 7 wurde eine Wohnung im ersten Stock besetzt. Andere Wohnungen des Gebäudes sind gleichzeitig noch bewohnt.

(Bild: jav)

Kultur

Südpol-Vorstand: Für negative Schlagzeilen sorgten dieses Jahr die Verantwortlichen des Luzerner Südpol. Im Juni kam es zu einem Eklat. Der gesamte Vorstand trat geschlossen zurück (zentralplus berichtete). Die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung und den Angestellten sei nicht mehr gegeben, lautete der Grund für den Rücktritt.

Kurz darauf folgte mit Betriebsleiter Dominic Münch der nächste gewichtige Abgang. Schon länger angekündigt war der Rücktritt des künstlerischen Leiters Patrick Müller. Das Kulturhaus stand zwischenzeitlich ohne Führung da.

An der Mitgliederversammlung sprachen Votanten von einem «riesen Desaster» und einem «fundamentalen Missverständnis». Bald wurde das Drama zum Politikum, als die CVP einen «Marschhalt» im von der Stadt subventionierten Haus forderte. Mittlerweile wurde ein neuer Vorstand eingesetzt. 

Nadja Räss: Sie ist zwar keine Luzernerin, rückte die Leuchtenstadt im November aber ins internationale Scheinwerferlicht. Mit dem von ihr geleiteten Studiengang «Jodeln» an der Hochschule Luzern – Musik sorgten die Schwyzerin Nadja Räss und ihre Studentinnen für einen Medienhype.

So waren neben zahlreichen nationalen auch internationale Journalisten vor Ort, als Räss Ende November das erste Mal Einblick in ihre Arbeit gewährte (zentralplus berichtete). Der vielleicht schweizerischste aller Studiengänge wird wohl auch in den nächsten Jahren noch für viel Gesprächsstoff sorgen – sowohl hier wie auch ennet der Grenze.

Nadja Räss übernimmt die Leitung des neuen Studiengangs.

Nadja Räss sorgte international für Schlagzeilen.

(Bild: zvg)

Benedikt von Peter: Der Intendant des Luzerner Theaters sorgte für einen Knall, als er im August seinen Abgang nach Basel verkündete. Obwohl dieser Schritt von Personen aus dem Umfeld des Theaters vorausgesehen wurde, wurde er mit Bedauern aufgenommen (zentralplus berichtete).

von Peter hatte es geschafft, das Luzerner Theater innert kürzester Zeit international zu positionieren, und brachte zwei äusserst erfolgreiche Spielzeiten hinter sich. Speziell war, dass er sich für die Produktionen Spielorte ausserhalb des Theatersaals suchte. Zum Beispiel in der Fabrikhalle auf dem Viscose-Areal in Emmenbrücke.

«Der Wechsel nach Basel ist ein logischer Karriereschritt eines erfolgreichen, jungen Intendanten», sagte die Präsidentin des Stiftungsrats Luzerner Theater, Birgit Aufterbeck Sieber, zu von Peters Abgang.

Benedikt von Peter will noch nicht Abschied von Luzern nehmen.

Wird Luzern in Richtung Basel verlassen: Intendant Benedikt von Peter.

(Bild: Vanessa Püntener)

Wirtschaft

Jan Wengeler: Dieser Name tauchte Ende 2017 das erste Mal in der Luzerner Öffentlichkeit auf. Auch der Chef der «Mall of Switzerland» in Ebikon ist zwar kein Luzerner, stand 2018 aber stark im medialen Rampenlicht. Wengeler führte den Einkaufstempel durch das turbulente erste Jahr.

Obwohl weniger Besucher als erhofft den Weg nach Ebikon fanden, ein Stockwerk immer noch nicht komplett vermietet ist und es wegen des Public Viewing zum Knatsch mit den Anwohnern kam, schaffte es Wengeler stets, die Situation und die Entwicklung ins positive Licht zu rücken.

Ein Highlight war für Wengeler die lang ersehnte Eröffnung der Surfwelle im September. Ende November dann aber der Knall: Wengeler wird durch Peter Triner ersetzt, der seine Stelle am 1. Januar antritt (zentralplus berichtete).

Jan Wengeler, Mall Of Switzerland Center Director, übernimmt die operative Führung.

Jan Wengeler bei der Eröffnung der Mall of Switzerland.

(Bild: Manuel Lopez)

Fritz Erni: Für Schlagzeilen sorgte der Luzerner Hoteldirektor bereits 2017, als sein «Montana» zum besten Vier-Sterne-Hotel der Welt und Erni zum Schweizer Hotelier des Jahres gekürt wurden (zentralplus berichtete). Zu reden gab 2018 aber seine unkonventionelle und schon fast provokative Idee, von den Touristen eine Eintrittsgebühr für die Stadt zu verlangen.

«Auch wir in Luzern dürfen so arrogant sein und für den Besuch unserer Stadt einen marktkonformen Eintrittspreis verlangen», sagte er im vergangenen August. Mit dem Gebührenmodell möchte Erni das Verursacherprinzip stärken: Wer etwas benutzt, soll dafür zahlen, so das Credo (zentralplus berichtete).

Mit den Einnahmen könnte Luzern ein Carparking oder öffentliche Toiletten finanzieren. Ein Vorschlag, der in der Bevölkerung mittelfristig auf Anklang stossen könnte, von der Politik indes als nicht zielführend erachtet wurde. Mit seinen Äusserungen dürfte Erni dennoch Hunderten Luzernerinnen aus dem Herzen sprechen. 

Fritz Erni holt in Basel seine Auszeichnung ab.

Fritz Erni will mehr Nachhaltigkeit beim Luzerner Tourismus.

(Bild: zvg)

David Schurtenberger: Er war eines der grossen Themen 2018 und hat in der Schweiz die Debatte über Identität, Migration und Integration neu entfacht: der Doppeladler von Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka an der WM in Russland.

Einer, der dies wirtschaftlich geschickt zu nutzen wusste, war David Schurtenberger, Inhaber der Brauerei im Luzerner Tribschenquartier, wo das «Luzerner Bier» gebraut wird (zentralplus berichtete). Mit dem «Doppelradler» inklusive passendem Logo wollte er sich eigentlich nur einen kleinen Scherz erlauben.

Die Reaktionen und die grosse Nachfrage nach dem Panaché bewegten ihn letztlich dazu, eine limitierte Edition unter die Leute zu bringen. 100 Kisten hat er verkauft, es handelte sich letztlich aber um normales Bier. Schurtenberger hätte jedoch das Dreifache der gesamten Jahresproduktion veräussern können, schätzte er.

«Wir hatten Anfragen aus der ganzen Welt – aus Kanada, den USA, aus Norwegen, Australien. Es war eindrücklich. Nach Albanien und in den Kosovo hätten wir sattelschlepperweise exportieren können», sagte er zu zentralplus. Auch wenn Schurtenberger die Aktion nicht noch einmal machen wird, wie er sagt, so ist seine kleine Brauerei nun international bekannt geworden.

Sport

Werner Baumgartner: Eine der grossen Geschichten schrieb 2018 der SC Kriens. Gleich zweimal durfte der Club dieses Jahr feiern. Zuerst gelang im Sommer der Aufstieg in die Challenge League (zentralplus berichtete) und im Herbst durfte die Krienser ihr neues Stadion auf dem Kleinfeld beziehen (zentralplus berichtete).

Grossen Anteil an den Erfolgen hat Clubpräsident Werner Baumgartner. Als er den Verein 2013 übernahm, stand der Club finanziell auf wackeligen Beinen. Baumgartner schaffte es auch aufgrund seiner breiten Vernetzung und des sparsamen Umgangs mit den vorhandenen Ressourcen, den Verein zu sanieren und das Stadionprojekt trotz vieler grosser Herausforderungen zu realisieren.

Werner Baumgartner SC Kriens Fussball Kleinfeld

Erlebte ein sehr erfolgreiches Jahr mit dem SC Kriens: Präsident Werner Baumgartner.

(Bild: bic)

Joel Wicki: National und vor allem in der Zentralschweiz für Furore sorgte 2018 der Luzerner Schwinger Joel Wicki. Der 21-jährige Aufsteiger aus Sörenberg gewann dieses Jahr das Innerschweizer Schwing- und Älplerfest sowie die Bergkranzfeste auf der Rigi, dem Stoos und am Schwarzsee (FR).

In der Innerschweiz kam 2018 praktisch keiner an ihm vorbei. Sein nächstes grosses Ziel ist ein Kranz an einem Eidgenössischen. Denn dieser fehlt bisher noch in seinem Palmares. Die nächste Chance erhält er bereits im kommenden Jahr am Eidgenössischen in Zug. Über grössere Pläne spricht er nicht gerne. «Alles, was nach dem eidgenössischen Kranz kommt, ist Zugabe», sagte er im Oktober (zentralplus berichtete).

Joel Wicki (links) stand den Besuchern in Eschenbach Red und Antwort.

Will auch im neuen Jahr wieder voll angreifen: Joel Wicki (links).

(Bild: cut & shoot)

Gerardo Seoane: Als FCL-Trainer Markus Babbel im Januar entlassen wurde, sprang der bisherige Juniorentrainer und Ex-FCL-Spieler Gerardo Seoane in die Bresche. Zu Beginn noch als «Notnagel» und «Billiglösung» verspottet, legte er mit dem FCL eine sensationelle zweite Saisonhälfte hin, die mit der Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation belohnt wurde. Dort scheiterten die Luzerner allerdings an Olympiakos Piräus.

Der Knall folgte dann im Juni, als Seoane seinen Wechsel zu Schweizermeister YB bekannt gab. Der Entscheid führte zu grosser Enttäuschung und sogar Wut im Umfeld des FCL. Auch mit den Bernern ist Seoane erfolgreich unterwegs und führt die Tabelle der Super League mit 19 Punkten Vorsprung an.

Können ihr Glück kaum fassen: FCL-Trainer Gerardo Seoane herzt Club-Präsident Philipp Studhalter nach dem Sieg in St. Gallen.

Durften Ende Saison gemeinsam jubeln: FCL-Trainer Gerardo Seoane herzt Clubpräsident Philipp Studhalter nach dem Sieg in St. Gallen.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

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