Die wichtigsten Antworten zum neuen Stadthaus

Der «Stapi» bezieht die neue Krienser Schaltzentrale

Cyrill Wiget in seinem künftigen Büro, von dem er eine gute Aussicht geniesst.

(Bild: jwy)

Kriens ist ab Januar eine Stadt und bezieht sein neues Zuhause für sämtliche Verwaltungsmitarbeiter. Wir haben in die neuen Räume geblickt und zeigen, wo Kriens schweizweit Neuland betritt. Doch zuerst muss der «Stapi» sein neues Büro finden.

Alle fünf Gemeinde- respektive Neo-Stadträte stehen im Foyer des neuen Stadthauses. «Hast du deinen Badge schon?», fragt einer. «Ja, seit gestern.» Berechtigte Frage, denn ohne das kleine Plastikteil geht in diesem Haus nichts, dazu später.

Eine elegant geschwungene Treppe dominiert das Bild, schlichte Leuchten hängen von der Decke. «Dass der ganze Gemeinderat hier steht, zeigt, wie bedeutend der neue Bau ist», sagt ein stolzer Stadtpräsident Cyrill Wiget. Er führt die Besucher das erste Mal durch das neue Zuhause, die letzten Arbeiten finden gerade statt.

Ab jetzt bis Ende Januar zügelt gestaffelt die gesamte Krienser Verwaltung in den Neubau. Sämtliche Anlaufstellen und Schalter befinden sich künftig unter einem Dach. Auch einen modernen, öffentlichen Veranstaltungssaal gibt es.

Wir haben erste Eindrücke und die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Krienser Schaltzentrale gesammelt.

Verliert Kriens jetzt das Dörfliche?

Kriens zelebriert sein neues «Stadtsein»: Stadtplatz heisst der neue zentrale Platz, darauf thront das markante Stadthaus mit der gesamten Verwaltungen von Kriens. Zuoberst im fünften Stock das neue Büro des Stadtpräsidenten. Und die Tafel am Ortseingang informiert: Stadt Kriens.

Die Wandlung zur Stadt ist mehr als nur ein neuer Anstrich: Der Wechsel unterstreicht den Anspruch der stark wachsenden 27’000-Einwohner-Ortschaft Kriens nach einer eigenen Identität. Trotzdem will Stadtpräsident Cyrill Wiget das Dörfliche nicht verleugnen: Kriens behält seinen Dorfplatz und auch das altehrwürdige Gemeindehaus in Sichtweite bleibt erhalten. «Das neue Stadthaus zeigt unsere Offenheit für Neues, aber wir wollen das Alte nicht zerstören», so Wiget. Er spricht von einer neuen Dualität in Kriens – zwischen Althergebrachtem und Aufbruch.

Blickfang im neuen Foyer des Krienser Stadthauses ist die Wendeltreppe.

Blickfang im neuen Foyer des Krienser Stadthauses ist die Wendeltreppe.

(Bild: jwy)

Ist der bronzefarbene Kasten nicht etwas gar protzig?

Über die Architektur lässt sich streiten. Aber dadurch, dass nicht einfach ein grauer, farbloser Kasten hingestellt wurde, unterstreicht Kriens sein neues Selbstwertgefühl als boomende Stadt.

Zudem schliesst der neue Bau ein wichtiges Kapitel der Ortsplanung: Er markiert das Ende der neuen Zentrumsplanung, die 1998 angestossen wurde. «Kriens braucht ein spürbares Zentrum», sagt Wiget. Generationen von Gemeinderäten hätten sich dafür eingesetzt, dass das Zentrum nicht an Bedeutung verliert, mit verschiedenen Ansichten zwar, aber geeint durch diese Vision. Bei einem «Jahrhundertprojekt» dürfen die Worte durchaus hochtrabend daherkommen.

«Bei der Einwohnerratssitzung können wir den Saal grün-weiss beleuchten.»

Franco Faé, Krienser Stadtrat

20 Jahre wurde geplant, zwei Jahre gebaut. Insgesamt hat die Gemeinde für die Zentrumsprojekte 37,1 Millionen Franken investiert, am Stadthaus selber hat sich die Gemeinde Kriens mit 21,5 Millionen beteiligt und ist zur Hälfte Miteigentümerin.

Das Areal mit Stadthaus und -platz soll eine Verbindung schaffen zu der nahen Teiggi-Überbauung, zum Bellpark mit dem Museum, zum Areal Dorfplatz und zum künftigen Lindenpark hinter dem alten Gemeindehaus.

Einzig der rauschende Verkehr auf der Luzernerstrasse gleich vor der Tür der neuen Stadtverwaltung verträgt sich für Wiget noch nicht mit dem Anspruch eines verbindenden Stadtzentrums. Der Grünen-Politiker wünscht sich hier Tempo 30. Mit dem kürzlichen Kurswechsel des Luzerner Regierungsrates ist das nun realistisch. «Wir werden den Druck intensivieren und haben die Hoffnung, dass das Zentrum dadurch zusammenwächst», sagt Wiget (zentralplus berichtete).

Der neue Stadtplatz und das neue Stadthaus von Kriens.

Der neue Stadtplatz und das neue Stadthaus von Kriens.

(Bild: jwy)

Was bietet der neue Pilatussaal?

Gleich vom Foyer führt ein Eingang in den Pilatussaal, diesen gab’s auch im alten Hotel Pilatus schon, das zuvor dort stand. Er fasst mit Konzertbestuhlung rund 400 Gäste, für Bankette sind es 300. Hier finden künftig auch die Sitzungen des Einwohnerrats statt (das erste Mal am 21. Februar). Der Pilatussaal schliesst die Lücke zwischen Schappe-Saal im Kulturquadrat (Kapazität: 250 Besucher) und Krauerhalle (1000 Besucher).

Wie auch der neue Platz vor dem Gebäude (etwa für die «Chilbi»), kann der Pilatussaal zusammen mit dem Foyer öffentlich genutzt werden. Er ist nach dem neusten technischen Stand eingerichtet: eine gute Bühne und Galerie, moderne LED-Beleuchtung (sie können die Farbe wechseln) und eine hochstehende Audio-Anlage. «Bei der Einwohnerratssitzung können wir den Saal grün-weiss beleuchten», scherzt Finanzvorsteher Franco Faé.

Blick in den neuen Pilatussaal, wo sich künftig auch die Krienser Einwohnerräte treffen.

Blick in den neuen Pilatussaal, wo sich künftig auch die Krienser Einwohnerräte treffen.

(Bild: jwy)

Was erwartet Besucher auf den oberen Stockwerken?

Auf den sechs Etagen des Stadthauses befinden sich fast alle öffentlichen Dienste von Kriens. 75 Prozent der Bürofläche im Gebäude wird durch die Stadtverwaltung beansprucht, daneben gibt’s 30 Wohnungen sowie weitere Büros und Gewerbe.

Im 1. Stock, den man über die Wendeltreppe oder Lift erreicht, befindet sich das Stadtbüro, die zentrale Anlaufstelle und Drehscheibe für die rund 60’000 Auskünfte oder Dienstleistungen pro Jahr. Wie am SBB-Schalter zieht man über einen Touchscreen ein Zettelchen und geht an den Empfang. Alle Dienstleistungen, gebündelt an einem Ort – das sei schweizweit einzigartig.

Für Kriens eine ziemliche Umstellung: Wo sich bisher rund 20 Schalter auf fünf verschiedene Standorte in Kriens verteilten, gibt es neu einen Schalter für alle Anliegen und Dienstleistungen – oder wie es im Marketing-Sprech heisst: ein «Single Point of Contact». Stadtschreiber Guido Solari erklärt: «Bis jetzt musste der Besucher die richtige Anlaufstelle suchen, jetzt kommt die Verwaltung zum Kunden.»

Das Stadtbüro mit Ticket-System ist die zentrale neue Anlaufstelle für sämtliche Dienstleistungen der Stadt Kriens.

Das Stadtbüro mit Ticket-System ist die zentrale neue Anlaufstelle für sämtliche Dienstleistungen der Stadt Kriens.

(Bild: jwy)

Ebenfalls im 1. Stock ist der neue Stadtratssaal, wo an einem langen Nussbaumtisch vor einem grossen Screen die Exekutive ihre Sitzungen abhält. Das Zimmer heisst «Fränkmüntegg», wie der höchste Punkt von Kriens. Alle Sitzungszimmer tragen Flurnamen – «Sonnenberg», «Grossfeld» oder «Schweighof».

Die Sitzungszimmer können auch von Vereinen gemietet werden. «Es gäbe auch ein schönes WM-Stübli», sagt Stadtrat Franco Faé und lacht. Das Gremium wirkt vorweihnächtlich euphorisiert angesichts der neuen Heimat.

Und was passiert auf den weiteren Stockwerken?

Bis zum zweiten Stockwerk ist das Stadthaus für Besucherinnen offen, dort ist das Sozialdepartement angesiedelt. Im dritten Stock das Bau- und Umweltdepartement, im vierten sind Finanzen, Bildung und Kultur beheimatet und im fünften das Präsidialdepartement sowie die Caféteria. Darüber gibt’s noch eine Dachterrasse mit prächtigem Ausblick auf Rigi, Sonnenberg und Pilatus.

«Ist das mein Büro?», fragt Cyrill Wiget und zeigt auf ein leeres, noch nicht angeschriebenes Büro. Durch die wandhohen Fenster blickt er auf «seine Stadt.»

In der Caféteria treffen sämtliche Angestellten aus allen Abteilungen aufeinander, für Wiget ein Paradigmenwechsel: «Aus vielen kleinen Teams kommen jetzt 180 Mitarbeiter unter ein Dach», so Wiget. «Eine Gemeinde, ein Dach, eine Verwaltung.»

 

Was hat es nun mit dem Badge auf sich?

Ohne den geht hier nichts: Mit ihm kommt man ins Gebäude, aber auch die Kaffeeautomaten und die Drucker werden damit bedient. Kurz: Alles Essenzielle dieser Verwaltung läuft über den kleinen Badge.

Auch sonst ist das Stadthaus digital und modern: Grosse Screens informieren und das Gebäude wurde nach dem höchsten Minergie-P-Standard gebaut. Wärme gewinnt das Gebäude durch eine Abwasserpumpe aus dem Krienbach-Kanal. Vereinfacht gesagt: Wenn die in höherliegenden Lagen wohnenden Krienser duschen und spülen, wird’s im Stadthaus warm.

Die Open-Space-Arbeitsplätze haben verstellbare Tische, zwei Bildschirme und ein Tablet, das Mitarbeiter für Sitzungen unter den Arm nehmen können.

Ab wann sind die Schalter offen?

Zuerst steht der logistisch herausfordernde Umzug von 200 Arbeitsplätzen in die neue Zentrale auf dem Programm. Ab 7. Januar wird das Stadtbüro seinen Betrieb schrittweise aufnehmen, ab 28. Januar wird mit dem Steueramt auch die letzte Dienststelle ihren Betrieb im neuen Stadthaus aufnehmen.

Acht Zügeltermine gibt es, insgesamt rund 1800 Zügelkisten braucht es für all die Akten, Büromaterial und IT. Für das alte Mobiliar und Büromaterial gibt es einen Rampenverkauf an drei Terminen im Januar, wo es vom Abfalleimer bis zu Regalen alles zu kaufen gibt (siehe Box). Zudem müssen alle Beschriftungen, Tafeln und Briefköpfe noch durch das neue Logo ersetzt werden (zentralplus berichtete).

Was passiert mit dem charmanten alten Gemeindehaus?

Das 1912 vom Architekten Emil Vogt gebaut Gemeindehaus ist ein Schmuckstück und ist dementsprechend geschützt. Es liegt zentral und ist in gutem Zustand. Bald wird es aber nicht mehr gebraucht von der Verwaltung.

Die künftige Nutzung ist noch offen, das Haus wird ausgeschrieben und kann gemietet werden – erste Interessen gibt es bereits. Stapi Cyrill Wiget wünscht sich, dass das historische Gebäude weiterhin zumindest zum Teil öffentlich zugänglich bleibt. Im Vordergrund stehen kleinere und mittlere Unternehmen, auch einzelne Wohnungen sind denkbar.

Rampenverkauf und Silvester-Party

Tische, Schränke, Klimageräte: Viele bisherige Möbel und Einrichtungsgegenstände der Krienser Verwaltung kommen im neuen Stadthaus nicht mehr zum Einsatz. An folgenden Daten findet darum ein Rampenverkauf statt: Sa, 12.1., 9–11 Uhr (Schachenstrasse 13), Sa, 19.1., 13–15 Uhr (Nidfeldstrasse 1), Fr 25.1., 13–15 Uhr (Schachenstrasse 6).

Kriens feiert den Übergang von der Gemeinde zur Stadt am 31. Dezember ab 23.30 Uhr mit der Bevölkerung auf dem neuen Stadtplatz: Stadtpräsident Wiget verspricht eine Überraschung, die es in Kriens noch nie gegeben habe. «Krienserinnen und Krienser sollen zu Hause im Freundeskreis den Abend geniessen. Um Mitternacht wäre es schön, wenn viele mit uns auf dem Stadtplatz anstossen würden.»

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