Steinhauser Konzertveranstalter tritt ab

In Zug steigt eine letzte grosse Brutal-Death-Metal-Party

Der ganz normale Wahnsinn von «Monthly Assault».

(Bild: Streit.Macht.Fotografie/Pawel Streit)

Über fünf Jahre lang war Fabio Rainer dafür verantwortlich, dass Brutal-Death-Metal-Bands aus aller Herren Ländern nach Zug kamen. Die Kolinstadt wurde zu einem Hotspot für die Branche. Nun verabschiedet sich der Steinhauser als Veranstalter – mit einer grossen Abschiedsshow. 

Wenn in Zug das Bier in Strömen fliesst, schwarz gekleidete und langhaarige Herren zu brutaler Musik abgehen und Bands mit Namen wie Clit Commander auftreten ist klar: Es ist «Monthly Assault» (MA) angesagt. Das ist jene Konzertreihe in der Industrie 45, bei denen Brutal-Death-Metal-Bands einem ganz besonderen Subgenre des Metals frönen (zentralplus berichtete).

Zu Beginn kamen zu den Veranstaltungen 60 bis 80 Metallköpfe in die I45. Zuletzt waren es rund 150. Am Samstag steht die 45. und letzte Ausgabe der Reihe auf dem Programm. Doch es handelt sich dabei nicht um irgendeine Show.

12 Bands, 600 Metaller

Dies zeigt sich alleine schon an der Tatsache, dass das angestammte Habitat der I45 verlassen wird und die MA-Truppe in die Galvanik zügelt. Zwölf Bands treten auf, darunter Szenegrössen wie Devourment, Ingested oder Defeated Sanity.

«Wir konnten Stadt und Veranstaltungsort in der Szene noch einmal stärker verankern.»

Fabio Rainer, Veranstalter von «Monthly Assault»

Selbst die Halle mit einem Fassungsvermögen von rund 600 Personen ist seit Tagen restlos ausverkauft. Eine Abendkasse wird es nicht geben. Der Ansturm hat einen guten Grund. Es ist nämlich die «Farewell Show». Ein letztes Mal «Monthly Assault» also. Beginnend um 13.30 Uhr, das Ende ist offen.

Zum Abschluss kommen sie von überall her

Zug war noch nie eine Metal-Hochburg und wird wohl auch nie eine sein. Fabio Rainer, der «Monthly Assault» Anfang 2013 ins Leben gerufen hat, gibt selbst zu: «Die Zahl der Zuger an den MA-Shows kann man jeweils an einer Hand abzählen.» Und doch hat das Format funktioniert. Aus der ganzen Schweiz seien die Leute jeweils nach Zug gepilgert. Bei den grösseren Shows auch aus dem nahen Ausland. «Jetzt für die Abschlussveranstaltung kommen sie aus halb Europa: Portugal, Spanien, Norwegen, Schweden, Polen, Rumänien», sagt der Steinhauser.

Trägt ausnahmsweise schwarz: Fabio Rainer.

Trägt ausnahmsweise schwarz: Fabio Rainer.

(Bild: sib)

In der Welt des Brutal Death Metal ist Zug längst ein Begriff. Auch schon vor «Monthly Assault» gab es Konzerte in diesem Sub-Subgenre. Rainer sagt: «Ich glaube, wir konnten Stadt und Veranstaltungsort in der Szene noch einmal stärker verankern.»

Warum das Ende?

Die Bands kamen. Das Publikum auch. Warum also zieht Fabio Rainer, der von einem 12- bis 15-köpfigen Helferteam unterstützt wird, jetzt einen Schlussstrich? Mit seinen knapp 25 Jahren kann an ihm ja nicht schon der Zahn der Zeit nagen.

«Es sind zwei Gründe, die zu diesem Entscheid geführt haben», beginnt Rainer. «Zum einen der zeitliche Aspekt. Shows in dieser Quantität und Qualität sind mit enorm viel Aufwand verbunden. Dies ins Privatleben zu quetschen, wurde je länger je anstrengender. Auch für das Team war der Aufwand gross. Pro Monat war ein Wochenende ‹futsch›.»

«Das ist das Schöne an dieser Szene: Sie ist zwar klein, dafür familiär und sehr lebendig.»

Fabio Rainer

Zum anderen habe man viele Ziele abhaken können. Unzählige Bands haben sich die Ehre gegeben. Da drohe irgendwann, dass der «Pfupf» etwas draussen ist. «Deswegen möchte ich das Projekt Monthly Assault als Ganzes abschliessen. Danach ist erstmal piano angesagt. Vorher gibt es aber noch einen geilen Abschluss», freut sich Rainer, der inzwischen in Aarau wohnt.

Von langer Hand geplant

Der Religionswissenschaft-Student gibt sich pragmatisch: «Es wird auch danach weitergehen. Es gab vor mir solche Konzerte und es wird nach mir solche Konzerte geben. Das ist das Schöne an dieser Szene: Sie ist zwar klein, dafür familiär und sehr lebendig.»

Den Entschluss, Monthly Assault ad acta zu legen, fasste Fabio Rainer bereits vor über einem Jahr. Diese Zeit habe er gebraucht, um das Mammutprojekt zu organisieren. Denn es ist klar: Die «Farewell Show» soll in den Köpfen der treuen Anhängerschaft hängen bleiben – und natürlich auch beim Organisator selbst. Er habe es immer genossen, in der I45 auf der Treppe zu stehen und den Metallern zuzuschauen, wie sie Spass haben. «Das hat mir jeweils gezeigt, dass ich etwas richtig mache.»

Wenn keine Band da ist

Doch es gab auch schwierige Momente in der MA-Zeit. Er habe sich manchmal wie ein Feuerwehrmann gefühlt, der viele kleine Brände löschen muss. «Aber irgendwie haben wir immer eine Lösung gefunden», so Rainer. Er erinnert sich an einen Abend zurück, als acht Bands gebucht waren. «Drei davon hatten Verspätung mit dem Flugzeug, eine blieb beim Zoll hängen und eine Band war bei der Polizei – es gab Momente, als ich keine Ahnung hatte, welche Band als Nächstes auftreten soll – denn es war einfach keine da.»

Yup, so klingt Brutal Death Metal am «Monthly Assault»:

Mit 18 Jahren als Konzertveranstalter begonnen, hat sich Fabio Rainer inzwischen ein dichtes Beziehungsnetz in der Welt des Brutal Death Metal erarbeitet. Deswegen sagt er auch: «Ich kann mir durchaus vorstellen, später in einem anderen Rahmen wieder als Konzertveranstalter tätig zu sein – aber sicher nicht mehr monatlich.»

Was nun?

Fabio Rainer konzentriert sich beim privaten Musikhören zwar meist auf Death Metal. Doch als Klavierspieler und Vegetarier weicht er dann doch wieder von den Metal-Klischees ab. Hinzu kommt sein Studiengang. Seinem Religionsstudium will er in Zukunft auch mehr Aufmerksamkeit widmen. Er versichert: «Langweilig wird mir sicher nicht.» Schon gar nicht bei der Abschlussshow.

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