Die Zukunft des Rigiplatzes liegt im Ungewissen

Das Ende eines Chamer Traums: «Das Verwaltungsgebäude ist derzeit tot»

Ausgeträumt – vorerst: Das geplante edle Verwaltungsgebäude, das auf dem Chamer Rigiplatz gebaut werden sollte.

(Bild: zvg)

Bei der jüngsten Chamer Gemeindeversammlung platzierte die SP Cham in einer Interpellation den Wunsch, im geplanten Neubau auf dem Rigiplatz gemischte Wohnungen zu integrieren. Doch die Gemeinde lehnte diesen Vorschlag ab und will erst mal abwarten. Grund: Das noble Projekt ist momentan nur noch Schall und Rauch – weil ganz woanders der Schuh drückt.

Der Rigiplatz in Cham ist einerseits ein lauschiges Plätzchen. Andererseits ein nicht strukturiert genutzter Platz im Dorfzentrum – zwischen Mandelhof, dem Schulhaus Kirchbühl, der alten Turnhalle, der alten Feuerwehr und dem Restaurant Schiess. Eine Art Hinterhof mit «Milljöh»-Charakter à la Heinrich Zille.

Da Cham sich jedoch weiterentwickeln will, entstand 2012 die Idee einer Neugestaltung des Rigiplatzes sowie der Neubau eines Verwaltungsgebäudes für rund 10 Millionen Franken – 4 Millionen für die Platzgestaltung und 6 bis 7 Millionen fürs Gebäude.

Picknicken mitten im Dorf

Die Realisierung des neuen Rigiplatzes sollte gemäss Investitionsplan in den Jahren 2020/21 erfolgen, der Neubau in den Jahren 2021/22. Zuvor sollte das Volk noch darüber abstimmen. Dabei war die Vorstellung des Gemeinderats, einen attraktiven, öffentlichen Freiraum sowie einen Ort der Begegnung entstehen zu lassen. Nach dem Motto: picknicken mitten im Dorf. Gleichzeitig sollte wie gesagt auf den Parzellen der Einwohnergemeinde ein nobles Verwaltungsgebäude mit flexiblen Büroräumen errichtet werden.

Die Gemeinde hatte deshalb 2014 einen Wettbewerb ins Leben gerufen, an dem sechs Architekturbüros teilnahmen. Das Beurteilungsgremium wählte aus den sechs Studien ein Siegerprojekt aus. Doch der Traum vom noblen Sein auf dem Rigiplatz scheint momentan ausgeträumt.

«Die Streichung erfolgte aufgrund der fehlenden Dringlichkeit.»

Rolf Ineichen, Chamer Bauchef

Nicht nur, weil das geplante Projekt des Verwaltungsgebäudes, konzipiert als sechsgeschossiger Kubus mit einer Geschossfläche von 324 Quadratmetern, 2015 sisitiert wurde. Genauer gesagt wurde er aus dem Investitionsplan 2016–2020 gestrichen. Sondern weil Cham längst ein ganz anderes, viel dringlicheres Problem beschäftigt.

Die Kinder fühlen sich hier sichtlich wohl unter den Bäumen auf dem Spielgrund am Rigiplatz.

Die Kinder fühlen sich hier sichtlich wohl unter den Bäumen auf dem Spielgrund am Rigiplatz.

(Bild: woz)

«Die Streichung erfolgte aufgrund der fehlenden Dringlichkeit und anstehender grösserer Drittprojekte, vor allem bei den Schulanlagen», erklärt Rolf Ineichen, SVP-Politiker von Cham und Bauchef der Gemeinde.

Die Schulen platzen aus allen Nähten

Will heissen: Weil die Chamer Schulen wie etwa das an den Rigiplatz angrenzende Schulhaus Kirchbühl durch steigende Schülerzahlen aus den Nähten platzen, «ist das ursprünglich geplante noble Verwaltungsgebäude derzeit tot», stellt Bauchef Ineichen klar. Die Chamer Exekutive braucht Geld für neue Schulbauten – wie etwa für den jüngst erworbenen Schulhauspavillon, den sie für eine satte Million Franken gekauft hat (zentralplus berichtete).

Und die Chamer Verwaltung selbst hat längst keine Raumprobleme mehr. Nicht zuletzt auch deshalb, weil einige Abteilungen der vor Jahren platzbedürftigen Gemeindeverwaltung aus dem Mandelhof inzwischen über die Luzerner Strasse in andere Immobilien eingezogen ist.

«Der Gemeinderat ist grundsätzlich offen betreffend das künftige Nutzungskonzept.»

Rolf Ineichen

Aber würde es dann nicht Sinn machen, den Vorschlag der SP Cham aufzugreifen und in einem künftigen Neubau auf dem Rigiplatz preisgünstige Wohnungen, beispielsweise Mehrgenerationen, in einem Mix mit anderen Nutzungen zu planen?

«Der Gemeinderat ist grundsätzlich offen betreffend das künftige Nutzungskonzept», sagt Ineichen. Zurzeit bestünden keine planerischen Aktivitäten. «Die künftige Immobilienplanung, verbunden mit der entsprechenden Objektstrategie, wird weitere Ergebnisse zum Standort liefern. Erste Resultate sollten bis Mitte 2019 vorliegen», sagt Ineichen.

Kommt ein zusätzliches Schulhaus auf den Rigiplatz?

Sprich: Es wird jetzt seitens der Gemeinde erst einmal abgeklopft, wie viel Platz die Chamer Schulen noch brauchen. Rein theoretisch könne es auch sein, so Ineichen, dass ein Schulgebäude auf dem Rigiplatz in einer gemischten Nutzung mit der Verwaltung oder mit Läden daherkommt. «Ob ausgerechnet auf einem zentralen Platz in Cham preisgünstige Wohnungen gebaut werden sollten, ist zudem die Frage.»

Unbestritten: Dem Chamer Rigiplatz (links das alte Feuerwehrdepot, hinten das Schulhaus Kirchbühl) fehlt die gestalterische Mitte. Doch für das an diesem Standort geplante Verwaltungsgebäude hat die Gemeinde derzeit kein Geld übrig.

Unbestritten: Dem Chamer Rigiplatz (links das alte Feuerwehrdepot, hinten das Schulhaus Kirchbühl) fehlt die gestalterische Mitte. Doch für das an diesem Standort geplante Verwaltungsgebäude hat die Gemeinde derzeit kein Geld übrig.

(Bild: woz)

Wenigstens einen neuen Lichtblick hat der Rigiplatz bereits jetzt zu bieten. Denn die landschaftsarchitektonische Umplanung des Areals ist weitgehend umgesetzt worden.

«Mit den Abschlussarbeiten der Tiefgarage Rigiplatz wurden die angrenzenden Teile des Platzes saniert.»

Rolf Ineichen

Sprich: Durch den Erhalt der drei prägenden roten Buchen und die Ergänzung mit Amberbäumen entsteht «ein inselartiger, von Bäumen umsäumter Platz mit einem hallenartigen Raum unter den Bäumen», wie im Beschrieb des Siegerprojekts für die Landschaftsarchitektur zu lesen ist. Eine speziell entwickelte Rinne aus Gusseisen fasst den Platz auf edle Art und Weise ein.

«Mit den Abschlussarbeiten der Tiefgarage Rigiplatz wurden die angrenzenden Teile des Platzes saniert», sagt Ineichen. Die restlichen Umgestaltungs- und Sanierungsarbeiten am Platz könnten nach Fertigstellung der zwei Raiffeisenbankgebäude etwa 2021/22 durchgeführt werden.

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