Doch kein befahrbarer Tunnel in Luzern?

Wegen Tiefbahnhof: Stadtrat will beim Velotunnel eine Billigvariante

Präsentierten am Dienstag ihre Vorschläge für das Veloparking im alten Posttunnel: Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) und Projektleiter Martin Urwyler.

(Bild: bic)

Das Luzerner Parlament wollte einen befahrbaren Velotunnel von der Habsburgerstrasse bis zur Universität. Dies ist dem Stadtrat aber zu teuer, weshalb er nur eine Parkierungsmöglichkeit realisieren will. Grund ist der geplante Tiefbahnhof.

Der Luzerner Stadtrat will dem Velochaos rund um den Bahnhof endlich Herr werden. Denn die Veloparkplätze in der Luzerner Innenstadt und vor allem rund um den Bahnhof sind zum Teil überlastet. Um genügend und gut erreichbare Veloabstellplätze zur Verfügung zu stellen, braucht es aus Sicht der Stadt Luzern bis 2035 im Gebiet Neustadt und Bahnhof rund 7000 Abstellplätze.

1100 Abstellplätze will der Stadtrat bekanntlich mit einer neuen Velostation unter der Bahnhofstrasse bereitstellen (zentralplus berichtete). Weitere 800 Plätze will er im ehemaligen Logistiktunnel der Post, parallel zur Fussgängerunterführung unter den Gleisen realisieren. «Der grosse freie Raum liegt mitten in der Stadt, wird aber fast nicht genutzt», sagte Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) am Dienstag anlässlich der Medienorientierung zum Projekt. 2024 soll die Velostation fertig sein.

Parlament wollte mehr

Einen ersten Vorschlag legte der Stadtrat dem Parlament bereits im Sommer vor. Vorgesehen waren Schieberillen auf den Treppen in die Bahnhofunterführung bei der Zentralstrasse, um das Velo in die Abstellhalle zu stossen (zentralplus berichtete).

Dem Grossen Stadtrat war dies aber zu wenig. Er verlangte neben den Parkplätzen einen durchgängig befahrbaren Velotunnel von der Habsburgerstrasse bis hinter die Universität. Dadurch soll eine befahrbare Verbindung der Neustadt mit dem Inseli gebaut werden. Die Veloabstellplätze im Tunnel können von der Habsburgerstrasse her über eine befahrbare Rampe erreicht werden, so der Vorschlag.

Dafür hat der Stadtrat inzwischen verschiedene Varianten geprüft. Beim Vergleich der Varianten habe sich gezeigt, dass eine durchgehende Veloverbindung,  wie sie sich die Mehrheit des Parlaments wünscht, rund 13,2 Millionen Franken kosten würde.

Kosten sind zu hoch

Zu viel, findet die Regierung. Auch wenn der Stadtrat mit der teuren Lösung eigentlich gut Leben könnte. Er erachtet die Maximalvariante jedoch als unverhältnismässig, weil der geplante Tiefbahnhof den Velotunnel in der Mitte durchschneiden würde, sollte er dereinst realisiert werden (siehe Grafik). «Was wir also bauen, hat nur eine Nutzungsdauer bis zum Baubeginn des Bahnhofprojektes», erläuterte Stadtrat Adrian Borgula den Verzicht auf eine Deluxe-Lösung. 

So würde der Tiefbahnhof den Velotunnel durchschneiden (Projektskizze).

So würde der Tiefbahnhof den Velotunnel durchschneiden (Projektskizze).

(Bild: zvg)

Ausserdem müsste für die Maximalvariante der bestehende Tunnel um zwei Meter verbreitert werden, da die Durchfahrt sonst zu gefährlich wäre. Und auch die Höhe des Tunnels ist ein Problem. Ein befahrbarer Tunnel von mehr als 25 Metern Länge muss mindestens 3,5 Meter hoch sein. Aktuell sind es aber lediglich 2,7 Meter.

Weiter müsste die Kurve im Bereich der heutigen Velostation aufgrund der vergleichsweise hohen Geschwindigkeit  angepasst und die Decke herausgebrochen werden, um die notwendige Höhe zu erreichen. Alle diese Massnahmen sind mit sehr hohen Kosten verbunden. «Solche Bauarbeiten sind vor allem in der Stadt sehr teuer. Denn es müssten unter anderem verschiedene Leitungen verlegt werden», so Borgula. Hinzu komme, das der Bahnverkehr nicht eingeschränkt werden dürfe, was die Aufgabe zusätzlich erschweren würde.

Stadtrat legt anderen Fokus

Hinzu komme, dass mit einer durchgehenden, befahrbaren Verbindung im besten Fall 400 Veloabstellplätze im Tunnel installiert werden können und knapp 200 beim Unigebäude entfernt werden müssen. Der Stadtrat hält aus diesen Gründen daran fest, den Posttunnel in erster Linie für die Veloparkierung zu verwenden und dort 800 Abstellplätze zu realisieren.

Er setzt den Fokus also anders, als das Parlament «Mit dieser Variante erfüllen wir den Auftrag des Parlaments im Grunde genommen nicht», gibt Borgula unumwunden zu.  Der Stadtrat sei aber der Meinung, dass diese Lösung aus genannten Gründen am vernünftigsten sei.

«Wir werden dem Parlament natürlich auch die teureren Optionen mit der uneingeschränkten Durchfahrt vorlegen, versuchen es aber von der vom Stadtrat bevorzugten Variante zu überzeugen», sagte Borgula. Das Parlament werde dann abschliessend entscheiden, welche Lösung umgesetzt werden soll.

Für die Maximalvariante müsste zusätzlich ein zwei Meter breiter Streifen ausgebrochen werden (rot). Rechts die bestehende Fussgängerunterführung.

Für die Maximalvariante müsste zusätzlich ein zwei Meter breiter Streifen ausgebrochen werden (rot). Rechts die bestehende Fussgängerunterführung.

(Bild: zvg)

Kosten von 7,5 Millionen Franken

Für die Projektierung der favorisierten Minimalvariante beantragt der Stadtrat einen Kredit von 1,27 Millionen Franken. Zum heutigen Zeitpunkt rechnet er mit Realisierungskosten von 7,5 Millionen Franken – also gut der Hälfte der Maximalvariante. Mit 6,7 Millionen Franken wird der grösste Teil davon für den Bau einer Rampe von der Habsburgerstrasse zum Posttunnel verwendet. Wegen der Rampe müssten vier Motorrad- und 130 Veloparkplätze an der Oberfläche weichen.

Mit dem Bau des Durchgangsbahnhofs müssten die Veloabstellplätze im Posttunnel zwar wieder aufgehoben werden. Die Rampe würde ab der Eröffnung des Tiefbahnhofes von Fussgängern aber weiterhin als Zugang zum Bahnhof genutzt werden. «Mit dieser Lösung einer durchgehenden Traverse entsprechen wir zumindest teilweise den Vorstellungen des Parlaments», zeigt sich Borgula zufrieden.

Provisorium ab Frühjahr 2019

Als Termin für den Baubeginn des Tiefbahnhofes rechnet Borgula momentan zwischen 2028 und 2030. «Ich gehe aber davon aus, dass die Bauarbeiten zuerst im Gebiet Ebikon-Rotsee beginnen werden, weshalb danach noch etwas Zeit vergeht, bis in der Stadt gebaut würde.»

Was das Problem der Veloparkierung angeht, möchte der Stadtrat aber trotzdem schnell vorwärts machen. Geplant ist, bereits im nächsten Frühling provisorisch 400 Abstellplätze im Tunnel zu realisieren. Die SBB haben das Baugesuch eingereicht und die Bewilligung inzwischen erhalten. Die SBB werden die entsprechenden Bauarbeiten wie die Installation der Beleuchtung und der Videokameras vornehmen, während die Stadt doppelstöckige Veloständer montieren wird, wie sie aktuell an der Zentralstrasse im Einsatz sind.  

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