Das Luzerner KKL erhält neuen Konzertflügel

Ein Geburtstagsgeschenk für 180’000 Franken

Präsentieren stolz den neuen Konzertflügel: Béatrice Pistor, Präsidentin «Stiftung Konzerthaus Luzern» und Markus Güdel, Präsident des Vereins KKL Family.

(Bild: sah)

Das KKL Luzern erhält von einer Stiftung einen neuen, exquisiten Konzertflügel – obwohl es bereits vier solche Instrumente besitzt. Für die Auswahl des Flügels wurde ein internationaler Klassik-Star hinzugezogen.

Blitzblank geputzt und ins beste Licht gerückt steht er im Backstage-Bereich der Salle Blanche im KKL: der neue Konzertflügel. «Es handelt sich um ein Spitzenfabrikat, um ein qualitativ hochwertigstes Modell», sagt Béatrice Pistor, Präsidentin der Stiftung Konzerthaus Luzern stolz. Diese hat den neuen Flügel als Geschenk für das KKL zum 20-jährigen Bestehen des Konzertsaals gekauft.

Das Instrument hat folglich seinen Preis. Rund 180’000 Franken liess die Stiftung dafür springen. «Dies ist für Flügel dieser Art üblich. Die Konzertflügel bewegen sich alle in diesem Bereich», sagt Pistor. Es gebe allerdings einzelne Instrumente, die noch teurer seien. Da sie einen der alten Flügel dem Hersteller zurückgeben konnte, musste die Stiftung letztlich «nur» 160’000 Franken bezahlen. 

Steinway oder nichts

Pistor gerät ins Schwärmen und wird sichtlich euphorisch, während sie vom neuen Instrument erzählt. Man merkt sofort: Es bedeutet der Stiftung und ihrer Präsidentin enorm viel, dass man dem KKL dieses Geschenk machen konnte. «Das KKL wünschte sich zu seinem Geburtstag von der Stiftung ausdrücklich einen neuen Konzertflügel für seinen Saal, dessen Klangqualität weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist», sagt Pistor.

Hergestellt wurde der Flügel der Marke Steinway & Sons in Hamburg. «Auf fast allen grossen Bühnen der Welt, an zahlreichen Musikhochschulen sowie bei Pianoliebhabern erklingen die Instrumente dieser Manufaktur», schwärmt Pistor. Der Traditionsbetrieb stellt bereits seit 1853 Flügel und Klaviere her.

Einer von vier im KKL

Auch wenn die Auswahl an Instrumenten generell gross ist, war von Beginn weg klar, dass es ein Steinway sein wird. «98 Prozent der Pianistinnen und Pianisten weltweit entscheiden sich für diese Marke. Deshalb stellt das KKL ausschliesslich solche Instrumente zur Verfügung», sagt Pistor.

Im KKL wird das neue Instrument aber nicht einsam und alleine sein. Denn bereits heute verfügt das Haus über vier Konzertflügel. Einer davon wird aufgrund der Neuanschaffung ausrangiert. «Es handelt sich also nicht um eine Erweiterung der Auswahl, sondern um eine Auffrischung», erklärt Pistor.

Der «überflüssig» gewordene Flügel wird bei einem Liebhaber ein neues Zuhause finden. «Aus Platzgründen kann das KKL leider nicht mehr als vier Flügel gleichzeitig fachgerecht lagern», bedauert Pistor. Auch alle anderen Flügel, die bislang in der Salle Blanche standen, wurden von der Stiftung finanziert. «Das neuste Geschenk folgt gewissermassen einer langen Tradition», sagt Pistor.

Eine ganze Delegation von Experten

Doch weshalb braucht das KKL überhaupt ganze vier Konzertflügel? «Die Musikerinnen und Musiker wählen ihren Flügel jeweils vor dem Konzert aus», so Pistor. Daher sei es wichtig, dass in einem internationalen Konzerthaus wie dem KKL eine entsprechende Auswahl zur Verfügung stehe.

Damit das Modell den Anforderungen der Stars auch wirklich genügt, durfte die Stiftung bei der Auswahl des Modells auf die Hilfe verschiedener Spezialisten zählen. So reiste eine ganze Delegation in die Fabrik nach Norddeutschland.

Die Flügel halten mit der Zeit der hohen Beanspruchung, wie sie im KKL die Norm ist, nicht mehr Stand.»

Béatrice Pistor, Präsidentin Stiftung Konzerthaus Luzern

Christian Graf, Klavierbaumeister und Konzerttechniker von Musik Hug, war ebenso dabei wie je ein Experte des KKL und des Lucerne Festival. Unterstützung erhielten sie vom international bekannten Pianisten Yves Thibaudet. «Nach einer Vorauswahl wurden acht Instrumente in die engere Auswahl genommen und von Herrn Thibaudet vor Ort angespielt», schildert Pistor das Auswahlprozedere.

Er hat bei der Auswahl des Flügels geholfen: Star-Pianist Yves Thibaudet.

Er hat bei der Auswahl des Flügels geholfen: Star-Pianist Yves Thibaudet.

(Bild: zvg )

Grosse Ansprüche und Erwartungen

Die Kriterien, die der neue Konzertflügel erfüllen muss, sind mannigfaltig. «Das KKL suchte gezielt einen Flügel, der erstens bestmöglich als Ergänzung zum bestehenden Flügelpark passt und zweitens in allen Registern und dynamischen Bereichen eine sehr grosse Klangvielfalt aufweist», beschreibt Pistor die Herausforderungen bei der Auswahl.

Das Instrument solle sowohl bei Werken des Italieners Domenico Scarlatti aus dem 18. Jahrhundert als auch bei der Musik des russischen Komponisten Sergej Prokofjew aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gut klingen, so Pistor. Nach der Auswahl wurde der Flügel fein säuberlich verpackt und in einem klimatisierten Lastwagen nach Luzern gebracht.

Ein Star – für sieben Jahre

Aber auch das jüngste Mitglied in der Flügelfamilie des KKL wird seinen Platz nicht ewig halten können. «Eine ‹Lebensdauer› an sich hat ein Konzertflügel zwar nicht. Dennoch haben die meisten dieser Instrumente ihren Zenit nach fünf bis sieben Jahren überschritten», sagt Pistor. «Dies hängt von der Beanspruchung und der Geschichte eines Flügels ab, sie halten mit der Zeit der hohen Beanspruchung, wie sie im KKL die Norm ist, nicht mehr Stand.»

Dies müsse aber nicht heissen, dass ältere Instrumente nichts mehr taugten, ergänzt Pistor. Es sei jedoch so, dass die Klangqualität mit der Zeit etwas nachlasse. «Es macht Sinn, Konzertflügel verschiedensten Alters zur Verfügung zu stellen, da je nach Repertoire und Künstler andere Klang- und Spielanforderungen bestehen.»

Flügel stellt sich der Bevölkerung vor

Seinen ersten grossen Auftritt hat das neue Instrument am 2. Dezember. Die Stiftung organisiert zusammen mit dem neu gegründeten Verein KKL Family ein Konzert unter dem Titel «Meet the new Steinway» in der Salle Blanche.

«Unser Verein besteht aus kulturaffinen Personen, egal ob jung oder alt, die das KKL im Sinne eines Public-Private-Partnership durch ihren Mitgliederbeitrag unterstützen wollen», erklärt Präsident Markus Güdel. Damit möglichst viele Menschen bei der Einweihung des Instrumentes dabei sein können, sind die Tickets für alle Kategorien für 20 Franken erhältlich.

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