Nachfolge von Ständerat Konrad Graber gesucht

Spielt die Luzerner CVP die Frauenkarte?

Die Eingangshalle des Bundeshauses. Der Anteil der Frauen in politischen Ämtern ist bescheiden.

(Bild: parlament.ch/ Beatrice Devenes)

Frauen im Ständerat sind Mangelware. Für die CVP Luzern tut sich mit dem Abgang von Konrad Graber nun aber eine Möglichkeit auf, Abhilfe zu schaffen. Die Frauen äussern sich jedoch sehr zurückhaltend, wenn es um die Geschlechterfrage geht. Und der männliche Kandidat sagt, er müsse sich nicht rechtfertigen.

Wen schickt die CVP ins Rennen um die Nachfolge von Ständerat Konrad Graber? Diese Frage wird am 29. Januar beantwortet. Zur Auswahl stehen Nationalrätin Andrea Gmür, Kantonsrat Ludwig Peyer (die Nomination durch die Wahlkreispartei findet am 30. November statt, ist aber Formsache) und Kantonsrätin Yvonne Hunkeler. Letztere setzte sich diesen Mittwoch im Wahlkreis-Sursee-internen Rennen gegen Nationalrat Leo Müller durch.

Aktuell sind sieben Mitglieder des Ständerats weiblich. Mit Brigitte Häberli-Koller (CVP, TG) hat nur eine amtierende Ständerätin ihre erneute Kandidatur angekündigt. SP-Schwergewichte wie Pascale Bruderer und Anita Fetz kehren der Politik den Rücken – FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter möchte in den Bundesrat. Der Frauenanteil im Ständerat wird bei den Wahlen im kommenden Herbst sinken, da sind sich Polit-Beobachter einig.

Deshalb hat sich auch das überparteiliche Komitee namens «Helvetia ruft!» gegründet. Es will möglichst viele Frauen für die Politik motivieren und das bestehende Missverhältnis korrigieren. Als Erstes bei den anstehenden Bundesratswahlen, bei welchen das Komitee ganz klar weibliche Kandidaturen forderte. 

Problem ist erkannt 

Zurück nach Luzern: Zwei Frauen und ein Mann buhlen bei der CVP um den Sitz im Stöckli. Auch wenn die SP (mit Parteipräsident David Roth) und die SVP (womöglich mit Nationalrat Franz Grüter) der CVP den Sitz abjagen wollen, die Überraschung wäre gross, sollte die Luzerner CVP den Sitz verlieren. Eine weibliche Kandidatur mit sehr guten Erfolgsaussichten? Nimmt die Luzerner CVP den Steilpass auf und setzt voll auf die Frauenkarte? Claudia Bernasconi, Präsidentin der CVP-Frauen, stellt keine ultimative Forderung, macht aber deutlich: «Bei gleichen Qualifikationen würden wir es sehr begrüssen, wenn eine Frau das Rennen machen würde.»

Und wie sehen es die Involvierten? Die drei sind sich grundsätzlich einig. «Es ist Fakt, dass Frauen untervertreten sind», sagt Andrea Gmür. «Eine ausgewogene Vertretung der Geschlechter ist genauso wie eine ausgewogene Vertretung der Regionen sehr wünschenswert», erklärt Yvonne Hunkeler. «Bei der aktuellen Konstellation stellt sich die Frauenfrage», so Ludwig Peyer.

Nationalrätin Andrea Gmür, Fraktionschef Ludwig Peyer und Vizepräsidentin Yvonne Hunkeler wollen für die CVP ins Stöckli.

Nationalrätin Andrea Gmür, Fraktionschef Ludwig Peyer und Vizepräsidentin Yvonne Hunkeler wollen für die CVP ins Stöckli.

(Bild: zvg)

Und dennoch: Alle drei spielen die Rolle des Geschlechts herunter. «Ich will mich nicht aufs Frau-Sein reduzieren lassen», erklärt Gmür. Für die Nationalrätin stehen in erster Linie die Faktoren Kompetenz und Erfahrung im Vordergrund. Als wählbare Frau habe man sicher keine Nachteile, erklärt Hunkeler. «Genauso wichtig ist aber auch die Qualifikation.» Sie kenne den Kanton, sei politisch erfahren und durchsetzungsstark, streicht die Kantonsrätin aus Grosswangen hervor. «Rein sachlich betrachtet spielt das Geschlecht keine entscheidende Rolle», fügt Peyer hinzu.

Ist Ludwig Peyer ein Frauenverhinderer? 

Der CVP-Fraktionschef aus Willisau könnte einer möglichen Frauenkandidatur im Weg stehen. Nationalrat Leo Müller, der bereits in der internen Ausmarchung gegen Yvonne Hunkeler den Kürzeren zog, gibt zu Protokoll: «Offenbar ist es der Trend, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man als Mann kandidieren will.» Peyer sieht es anders: «Ich empfehle mich gegenüber den Delegierten. Es liegt dann an ihnen, zu entscheiden, welche Kandidatur für die CVP und für den Kanton Luzern die beste ist.»

«Aktuell nehme ich keinen besonderen Druck innerhalb der CVP wahr, dass man jetzt unbedingt auf eine Frau setzen sollte.»

Ludwig Peyer, CVP-Fraktionschef

In diesen Nominationsversammlungen gehe es oft darum, wer am besten mobilisieren kann, und nicht zuletzt spiele die Sympathie eine Rolle. «Aktuell nehme ich keinen besonderen Druck innerhalb der CVP wahr, dass man jetzt unbedingt auf eine Frau setzen sollte», erklärt Peyer. «Aber es ist doch toll für die Partei, wenn sich zwei profilierte Politikerinnen dem Prozess stellen.» Hätte es jemand nur dank einer Quote so weit geschafft, wäre ein bitterer Nachgeschmack geblieben, ist Peyer überzeugt.

Kandidaten loben Wettbewerb

Andrea Gmür nimmt Peyer die Kandidatur keinesfalls übel: «Unbedingt soll er sich dem Wettbewerb stellen. Das tut der Partei gut», sagt sie. Yvonne Hunkeler spricht von einer «komfortablen Lage». Die Auswahl freue sie auch in ihrer Rolle als Vizepräsidentin der CVP.

Die beiden CVP-Politikerinnen zögern, ihr Geschlecht als Kriterium zu stark in den Vordergrund zu stellen, und halten den Ball flach. Sie wollen es beide aufs Ticket schaffen und haben ihre Ambition damit genügend unterstrichen. Grundsätzlich wird die CVP Luzern von allen Involvierten nicht in der Hauptverantwortung gesehen, die Untervertretung der Frauen im Stöckli zu korrigieren. Auch wenn es unbestritten ist, dass ein Missverhältnis besteht.

Yvonne Hunkeler bringt schliesslich noch einen weiteren Punkt ein: «Aus Parteisicht ist die Kandidatur einer Frau neben dem amtierenden FDP-Ständerat Damian Müller sicher von Vorteil.» Sollte eine Frau das Rennen bei der CVP machen, wird dieser Aspekt womöglich plötzlich viel wichtiger. Gerade gegenüber der SP hätte man einen starken Trumpf in der Hand und man könnte sich profilieren. Die Sozialdemokraten fordern schliesslich vehement Frauen, setzen aber im Ständeratsrennen auf einen Mann. 

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