Nachgehakt bei Parteipräsident Nicolas Burnier

Warum die JSVP momentan die graue Maus unter den Zuger Jungparteien ist

Was wird Nicolas Burnier am 26. November über das Resultat der SBI-Abstimmung in der Zeitung lesen?

(Bild: sib)

Während andere Jungparteien im Kanton Zug gerne mal den verbalen Zweihänder schwingen, ist es um die JSVP zumeist still. Und auch Parteipräsident Nicolas Burnier ist politisch noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Trotzdem pflegt er bereits gute Kontakte in hohe SVP-Kreise.

Jungparteien haben den Ruf, gerne offensiv zu kommunizieren, ihren Idealen nachzujagen oder auch mal übers Ziel hinauszuschiessen und damit die Leute vor den Kopf zu stossen. Auch im Kanton Zug gibt es zahlreiche Parteipräsidenten, die in diese Kerbe schlagen: Luzian Franzini (Junge Grüne Schweiz), Gian Brun (Jungfreisinnige) oder Anna Spescha (Juso).

Doch es gibt auch gegenteilige Beispiele. Bei der Zuger JCVP ist dies nicht ganz überraschend. Präsident Christoph Iten sitzt im GGR und hat mit seinen 30 Lenzen auch schon Zeit gehabt, die Hörner etwas abzustossen. Auf Seiten der JSVP hingegen stellt sich erst mal die Frage, wer überhaupt Präsident der kantonalen Jungpartei ist.

Das Treffen im «Bunker»

Es ist der erst 20-jährige Nicolas Burnier. Hätten Sie es gewusst? Der Chamer hat das Amt erst im vergangenen Frühling von Jessy Candinas übernommen. Dass es um eine Jung- und Polpartei so ruhig ist, erscheint ungewöhnlich – Grund genug, bei Burnier nachzuhaken, weshalb das Scheinwerferlicht momentan auf andere Exponenten gerichtet ist.

«Vielleicht sind wir etwas altmodisch.»

Nicolas Burnier, Präsident Junge SVP Kanton Zug

Burnier ist Leiter der Jubla Cham. Wir treffen uns deshalb in deren Gruppenraum in einem ehemaligen Luftschutzkeller. «Wir nennen den Raum Bunker», erklärt der Grenadier. Lange ist Burnier noch nicht im politischen Geschäft. Zwar habe er sich schon zu Oberstufenzeiten für Politik interessiert. Der Parteibeitritt sei jedoch erst zu Beginn des vergangenen Jahres erfolgt. «Zuerst war ich Vorstandsmitglied. Dann kam Jessy [Candinas] auf mich zu und fragte mich, ob ich das Präsidentenamt von ihm übernehmen wolle», erklärt Burnier.

Seine Hauptherausforderung innerhalb der Partei beschreibt er folgendermassen: «Man muss schauen, dass man die Leute immer schön motivieren kann und sie an die Anlässe kommen.» Er habe die Partei in einem guten Zustand mit Vorstand und Mitgliedern übernommen. Dem war jedoch nicht immer so (zentralplus berichtete).

Ein Ur-Chamer an der Spitze

Rund 30 aktive Mitglieder zähle die Junge SVP Kanton Zug momentan, so Burnier. Die Zahl stagniere in letzter Zeit. «Der Vorstand plus die Leute, die regelmässig auf die Strasse mitkommen, sind sieben oder acht», ergänzt der gelernte Elektroinstallateur.

Apropos auf der Strasse. Oft zeigt sich die JSVP nicht in der Öffentlichkeit. Als Jungpartei seien sie zwei bis drei Mal pro Jahr auf der Strasse. Er schiebt jedoch nach: «Wenn gerade Abstimmungen anstehen, für die wir werben, trifft man uns durchaus an», sagt Burnier, der in Cham geboren und aufgewachsen ist.

Nicolas Burnier im «Bunker» der Jubla Cham.

Nicolas Burnier im «Bunker» der Jubla Cham.

(Bild: sib)

Man scheint lieber auf Auftritte bei der Zuger Messe und auf Leserbriefe, ein beliebtes SVP-Instrument, zu setzen. «Vielleicht sind wir etwas altmodisch», gesteht der 20-Jährige ein. «Ich habe aber das Gefühl, teilweise schätzen es die Leute auch, wenn man auf die herkömmlichen Medien mit Leserbriefen setzt.»

Fokus auf nationale Themen

Obwohl die sozialen Medien immer wieder in der Kritik stünden, gesteht Burnier ein, dass es wichtig sei, im Internet präsent zu sein. In dieser Hinsicht scheint es noch Aufholbedarf zu geben für Burniers Partei. Auf Facebook hat sie zwar über 250 Likes. Doch wenn man sich die Timeline anschaut, fällt auf, dass sich die Posts vor allem um nationale Themen drehen – hauptsächlich die Selbstbestimmungsinitiative.

«Es ist schön, dass wir im Kanton Zug relativ wenige populäre Probleme haben.»

Ist der nationale Fokus vielleicht ein Grund dafür, dass die Partei kantonal weniger wahrgenommen wird? Burnier dazu: «Die Selbstbestimmungsinitiative (SBI) ist extrem wichtig. Deswegen legen wir den Hauptfokus darauf. Andererseits ist es schön, dass wir im Kanton Zug relativ wenige Probleme haben, weswegen die nationalen Themen mehr zum Tragen kommen.»

Gemeinsame Initiative mit Jungfreisinnigen?

Auch nach der SBI-Abstimmung am 25. November scheint der Blick über den kantonalen Tellerrand hinauszugehen. Stichwort Begrenzungsinitiative. In kantonaler Hinsicht könne man laut Burnier noch nichts Konkretes sagen. «Wir nehmen es vorweg.» Er tönt zudem an, dass man womöglich gemeinsam mit den Jungfreisinnigen eine Initiative lanciere, ohne dabei spezifischer zu werden.

«Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die SVP zu unterstützen und nicht wie die Juso die eigene Partei anzugreifen.»

Nicolas Burnier, dessen Vater aus dem Kanton Waadt stammt, sieht noch einen weiteren Grund für die fehlende Wahrnehmung seiner Partei. Die eingangs angesprochenen Personen wie Franzini oder Spescha würden viel über ihre öffentlichen Profile posten.

«Wir setzen auf Facebook und Instagram auf unseren offiziellen Seiten.» Wie erwähnt werden auf den Kanälen oft nationale Themen beworben. Dies sei wohl mit ein Grund, weshalb die JSVP eine Jungpartei sei, die relativ selten auf Kriegsfuss mit ihrer Mutterpartei stehe. «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die SVP zu unterstützen und nicht wie beispielsweise die Juso die eigene Partei anzugreifen», kann sich Burnier einen Seitenhieb nicht verkneifen.

Der Präsident der Jungen SVP Kanton Zug geht im Winter gerne Langlaufen.

Der Präsident der Jungen SVP Kanton Zug geht im Winter gerne Langlaufen.

(Bild: sib)

Burnier betont den intensiven Austausch der JSVP mit ihrer kantonalen Mutterpartei. Unter anderem habe er einen Sitz in der Parteileitung in der Zuger SVP. Erste Ansprechperson für ihn sei Thomas Aeschi, Präsident der SVP Kanton Zug. Als seine politischen Vorbilder nennt er mit Natalie Rickli und Roger Köppel allerdings ausserkantonale Chefpolterer der SVP.

«Erneuerbare Energien und der Klimawandel liegen mir am Herzen.»

Auch auf die Frage, wo es seiner Meinung nach den Hebel anzusetzen gelte im Kanton Zug, wird die SVP-Spur nicht verlassen: Nationaler Finanzausgleich, die verhinderte Steuererhöhung sowie die Sicherheit werden genannt. Auch wenn es punkto Sicherheit momentan keinen grossen Handlungsbedarf gebe.

Der grüne SVPler?

Und doch wagt Burnier einen Schritt neben den Pfad der Sünneli-Partei. «Ich besuche ab Januar eine Weiterbildung im Bereich erneuerbare Energie und Umwelt», erzählt er. «Erneuerbare Energien und der Klimawandel liegen mir am Herzen.» Er setze sich tendenziell eher für grüne Anliegen ein als der Durchschnitt seiner Partei.

Der Chamer diskutiere auch zu Hause relativ häufig mit seiner Familie über politische Belange, «sie sind meistens gleicher Meinung wie ich», sagt er. «Ich bin aber als einziger in einer Partei und politisch am aktivsten.» Und auch in der Jubla könne es politische Diskussionen geben – jedoch nur mit den Mitleitern, nicht mit den Kindern.

Der fehlende Bekanntheitsgrad hat den 20-Jährigen nicht davon abgehalten, in diesem Herbst für den Kantonsrat zu kandidieren. Die Wahl verpasste er aber deutlich. Trotzdem könne er sich gut vorstellen, sich in vier Jahren wieder aufstellen zu lassen.

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