Kanton Luzern spart bei Museen

Museumsdirektor: «Vorübergehende Schliessung ist möglich»

Reto Wyss, Britta Allgöwer und Christoph Lichtin posieren vor dem Natur-Museum Luzern.

(Bild: les)

Das Natur-Museum und das Historische Museum Luzern sollen fusioniert werden. Das künftige Museum soll dabei an mehreren Aussenstandorten präsent sein. Bis es so weit ist, müssen viele Details geklärt werden. Dafür sind auch die beiden Museumsdirektionen verantwortlich – wovon eine auf ihr persönliches Ende hinarbeitet.

«Luzern erhält ein neues kantonales Museum.» Mit diesem Satz eröffnet der Kanton Luzern die Medienmitteilung zur Tatsache, dass das Historische Museum und das Natur-Museum Luzern zusammengelegt werden. Man hätte auch nüchterner festhalten können: Aus zwei mach eins. «Am Anfang stand ein Sparauftrag», gab Regierungsrat Reto Wyss denn auch unumwunden zu.

Auch wenn an der Medienkonferenz diesen Montag betont wurde, welche Chancen eine neue Ausrichtung der kantonalen Museen haben wird – Regierungsrat Wyss, Christoph Lichtin, Direktor des Historischen Museums, und Britta Allgöwer, Direktorin des Natur-Museums, machten keinen Hehl daraus: Es geht ums Geld. Mit der Fusion der beiden Museen sollen jährlich 800’000 Franken gespart werden (zentralplus berichtete).

Neuer Standort noch unklar

Was wird alles neu? Um die Sparmassnahme zu erfüllen, wird die Fläche um die Hälfte reduziert – auf neu 2’300 Quadratmeter. Weiter gehen die Verantwortlichen davon aus, dass zwei bis drei Vollzeitstellen abgebaut werden. Grundsätzlich kommt aber alles auf den Prüfstand. «Dieser Einschnitt bedingt, dass wir grundsätzlich neu überlegen müssen», sagte Christoph Lichtin. 

Bereits klar ist, dass es nur noch einen zentralen Standort geben wird. Dort soll es ständige und temporäre Ausstellungen geben. Das Museum soll zum Informationszentrum in den Bereichen Natur und Gesellschaft werden. Noch offen ist, wo sich dieser Standort befinden wird. «Das Natur-Museum Luzern stellt eine ernsthafte Option dar», sagte Kulturdirektor Reto Wyss. Dort wären allerdings grosse Investitionen nötig. «Die Zentrumsnähe ist sicher ein wichtiges Kriterium», ergänzte Lichtin.

Das Natur-Museum kommt als neuen Zentral-Standort für das neue Museum in Frage.

Das Natur-Museum kommt als neuer Zentralstandort für das neue Museum infrage.

(Bild: les)

Weiter sollen Aussenstationen geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit Partnern sollen im ganzen Kanton Angebote entstehen. «Die Idee, dass das Museum zu den Leuten geht, hat mich persönlich besonders überzeugt», sagte Wyss. Und Lichtin ergänzte, dass «die Beteiligung der Bevölkerung Zukunft hat».

Denkbar ist beispielsweise, dass an einem Standort auf der Rigi die Geschichte und Bedeutung des Tourismus aufgearbeitet werden. Weiter sei vorstellbar, während eines Projekts wie der Spange Nord einen speziellen Standort zu schaffen, der sich mit dem Thema Verkehr auseinandersetzt. «Es braucht gewisse Relevanz», antwortete Lichtin auf die Frage, was für Standorte infrage kommen. Weiter müssten die Standorte eine gewisse Zeit betrieben werden. Und schliesslich schaut man sich auch um, wo eine räumliche Kooperation möglich wäre.

Kantonsrat muss Gesetz anpassen

Zu guter Letzt soll ein neues externes Sammlungszentrum eröffnen. «Sammlungen sind das Herz eines Museums», erklärte Britta Allgöwer. Das natur-kulturelle Erbe des Kantons spiegle sich darin wider. «Weil die Ausstellungsfläche geringer wird, müssen zusätzlich zu den bereits heute genutzten externen Kulturgüterräumen weitere, für die fachgerechte Aufbewahrung geeignete Flächen geschaffen werden», führte Allgöwer aus. Wo was künftig hin soll, ist Gegenstand einer Machbarkeitsstudie der Dienststelle Immobilien. 

Die beiden Museen werden bis etwa Ende 2020 so wie heute weitergeführt. Die personellen Änderungen sind ab 2021 zu erwarten. Die Politik wird diesen Prozess begleiten, es braucht eine Änderung des Gesetzes über die Kulturförderung. In rund fünf Jahren könnte das Luzerner Museum für Natur und Gesellschaft (Arbeitstitel) eröffnet werden, mutmasste Wyss. «Es ist möglich, dass es eine vorübergehende Schliessung gibt», sagte Lichtin auf die Frage, wie die Besucher betroffen sein werden. 

Mitarbeiter reagieren kritisch

Sowohl Britta Allgöwer wie auch Christoph Lichtin waren bei der Ausarbeitung der neuen Pläne beteiligt. Künftig wird es nur noch eine Leitungsfunktion geben – die beiden arbeiten auf die eigene Liquidation hin. Reto Wyss erklärte, das neue Organigramm müsse erst erarbeitet werden. Weiterhin werde es jedoch Fachleute aus verschiedensten Bereichen brauchen. Wyss resümierte: «Die beiden kantonalen Museen sind in den letzten Jahren schrittweise zusammengerückt. Der konsequente Schritt ist nun ein neues Museum, das die positiven Elemente und Erfahrungen der beiden Häuser vereint und sie auch auf einer inhaltlichen Ebene weiterentwickelt.» Wyss bezeichnet diesen Schritt als mutig.

Christoph Lichtin, Reto Wyss und Britta Allgöwer (von links) stellten diesen Montag die Pläne für ein neues Museum vor.

Christoph Lichtin, Reto Wyss und Britta Allgöwer (von links) stellten diesen Montag die Pläne für ein neues Museum vor.

(Bild: les)

Britta Allgöwer sagt zur Zukunft der beiden Direktoren: «Im Moment geht’s um die Sache und weniger um die Personen.» Ob diese ausweichende Antwort der Anwesenheit von Kulturdirektor Reto Wyss geschuldet war, wäre reine Spekulation. Es war jedoch auch Wyss, welcher erläuterte, wie die Angestellten der beiden Häuser die neuen Pläne aufnahmen. 

«Grundsätzlich habe ich eine Offenheit gegenüber dem neuen Konzept festgestellt. Aber auch Ungewissheit», so der CVP-Regierungsrat. Bereits seien Fragen aufgetaucht, die man noch nicht beantworten konnte. Am 26. November findet ein nächstes Meeting statt. Die Grundresonanz sei positiv, auch wenn eine verständliche kritische Haltung mitschwinge, sagte Wyss. 

Auch Schliessung der Museen stand einst zur Debatte

Die Fusion der beiden Museen ist eine Massnahme der sogenannten Organisationsentwicklung im Rahmen des Konsolidierungsprogramms KP17. Für die Museen sah es indes auch schon düsterer aus. Nach der abgelehnten Steuerfusserhöhung im Mai 2017 stand die Luzerner Regierung vor einem finanzpolitischen Scherbenhaufen. Es wurden zwei Szenarien aufgezeichnet: mit und ohne Lockerung der Schuldenbremse. Hätte der Kantonsrat die Schuldenbremse nicht gelockert, wäre das Szenario mit der vollständigen Schliessung der Museen zum Zuge gekommen. Selbst die Regierung bezeichnet dies als unverantwortlich – der Kantonsrat sah es schliesslich genauso.

«Mit der Lockerung der Schuldenbremse hat sich der Kantonsrat zu den beiden Museen bekannt», blickt Reto Wyss zurück. Dass man die Museen im Rahmen der Organisationsentwicklung unter die Lupe nimmt, war damals bereits bekannt. «Wir mussten finanziell und konzeptionell die Zukunft gestalten», fasst Wyss zusammen. Er hofft, dass das Konzept nun bei den Parlamentariern auf offene Ohren stösst.

Übersicht: Fläche Museen und Kulturgüterräume

 

Altes KonzeptNeues Konzept
Natur-Museum Luzern2’400 Quadratmeter 
Historisches Museum1’900 Quadratmeter 
Summe4’300 Quadratmeter2’300 Quadratmeter
   
Externe Kulturgüterräume1’075 Quadratmeter1’840 Quadratmeter
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Topo
    Topo, 20.11.2018, 08:17 Uhr

    Nun ist es also soweit. Durch eine verfehlte Tiefsteuerstrategie müssen nun neben der Bildung, des Gesundheitswesens und der Sicherheit (Polizei) also auch unsere Mueseen Federn lassen. In all diesen Bereichen hat die Qualität in unserem Kanton in den letzten Jahren stark abgenommen. Aber auch dies wird sicher durch unsere Politiker wieder schöngeredet.

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