Grosser Aufwand damit kein EC mehr entgleist

Reparatur des Luzerner Bahnhofs: Weiche für die nächsten 25 Jahre wird gestellt

Die Verlegung der Gleise ist Millimeterarbeit.

(Bild: sah)

Es wird geputzt, geflickt, und vor allem wird gebaut am Luzerner Bahnhof. Dieses Wochenende steht fast der komplette Bahnhof still, nur noch die Züge der Zentralbahn fahren klammheimlich ein. Ausgetauscht wird eine Weiche, die im Frühjahr einen Unfall versusacht hat – vermutlich. Auch wenn das noch nicht sicher ist, gehen die SBB auf Nummer sicher.

Ausgestorben ist der Bahnhof Luzern während den Umbauten dieses Wochenende erstaunlicherweise ganz und gar nicht. Zwar fahren wegen der grossflächigen Gleisarbeiten fast keine Züge mehr, doch die Arbeiter der SBB geben Vollgas.

An jeder Ecke wird hier eine Anzeigetafel repariert, da ein Gleis kontrolliert und das ganze Bahnhofsgebäude wird, wie es scheint, einmal mit dem Hochdruckreiniger gründlich geputzt. Der halbe Bahnhof ist dabei ins knallige Orange der Arbeiteruniform getaucht. 

Der Bahnhof wird bei dieser Gelegenheit gleich gründlich geputzt.

Der Bahnhof wird bei dieser Gelegenheit gleich gründlich geputzt.

(Bild: sah)

1,5 Kilometer neue Gleise

Weiter vorne, auf den Gleisen vor dem Bahnhof, sammeln sich die orange Gekleideten auf einem Fleck. Ein etwa 15-köpfiges Bauteam arbeitet sich von der Langensandbrücke in Richtung Bahnhof vor. Sie schaufeln, schichten und verarbeiten rund 1400 Tonnen Schotter, passen rund 700 Schwellen an und verlegen fast 1,5 Kilometer neue Gleise.

«Die Krönung findet dieses Wochenende statt.»

David von Orelli, Projektleiter Engineering

«Die Vorarbeiten hierzu haben bereits vor einigen Monaten gestartet. Sie dauern noch bis Ende Januar. Doch die Krönung der ganzen Arbeit findet dieses Wochenende statt», sagt David von Orelli, Projektleiter Engineering der SBB.

Die Doppelkreuzweiche wird an ihren Zielort transportiert.

Die Doppelkreuzweiche wird an ihren Zielort transportiert.

(Bild: sah)

Alles trägt Orange

Es scheint tatsächlich wie eine Art Krönung, wie die Doppelkreuzweiche mit viel Sorgfalt vor dem Bahnhof platziert wird. Mit demselben Dresscode, in Orange, findet sich die Presse neben den vielen Arbeitern ein. Diese stehen bei eisigen Temperaturen dicht beieinander und besprechen sich, messen ab, hämmern an gewissen Stellen oder geben Anweisungen an den Kranführer. Dieser hebt mit einer kleinen (aber feinen) Handbewegung die rund zehn Meter lange Gleisweiche an und setzt sie einige Meter weiter an ihrem vorgesehenen Platz wieder ab.

Die Weiche ist das Herzstück für die insgesamt 15 Gleise. Über sie fährt jeder dritte Zug, der in Luzern rein oder raus will. Sie wurde, wie auch die anderen sechs neuen Weichen und Teile der Gleise, zu einem früheren Zeitpunkt vorgebaut und durch einen speziellen Transportwagen fixfertig direkt an die Baustelle gebracht.

Sorgfalt und Genauigkeit sind geboten

Hier muss sie «nur» noch an die richtige Stelle gebracht und lückenlos angeschlossen werden. Rund zwei Tage braucht es für den Bau einer solchen Weiche. Die Installierung geht zwar insgesamt schneller, ist aber trotz ihrer grossen Ausmasse mit viel Präzision verbunden.

Das Herzstück der Gleisarbeiten: die Doppelkreuzweiche.

Das Herzstück der Gleisarbeiten: die Doppelkreuzweiche.

(Bild: sah)

«Was hier so einfach aussieht, ist Millimeterarbeit. Der Kranführer braucht ein unglaubliches Feingefühl beim Platzieren dieser Weiche», sagt Daniel Fuhrer, Fachbauleiter. Denn damit die Weiche, wie vorgesehen, für die nächsten 25 Jahre an ihrem Platz bleiben kann, muss sie perfekt sitzen.

«Was wir hier an Schotter- und Gleisarbeiten sehen, ist nur die Hardware des ganzen Projektes.»

Daniel Fuhrer, Fachbauleiter der SBB

«Da muss alles stimmen, sonst muss man die Leitungen wieder anpassen, was zusätzliche Arbeiten bedeuten würde», fügt Fuhrer an und betont die aufwendige Logistik für solch grosse Umbauten auf den Gleisen: «Was man bei solch einem Projekt halt nicht sieht, ist die Logistik. Die Fahrleitungen müssen abgestellt werden, die einzelnen Teile zur rechten Zeit am rechten Ort sein und die Arbeiter müssen genau wissen, was sie machen. Was wir hier an Schotter- und Gleisarbeiten sehen, ist nur die Hardware des ganzen Projektes.»

Rund 1400 Tonnen Schotter werden verarbeitet.

Rund 1400 Tonnen Schotter werden verarbeitet.

(Bild: sah)

Problemstelle: Doppelkreuzweiche

Doch gerade bei dieser Weiche ist letzten Frühling in Luzern ein Zug von Trenitalia entgleist. Auch bei der Zugentgleisung vor dem Bahnhof SBB in Basel war eben diese Doppelkreuzweiche der Ort der Entgleisung (zentralplus berichtete)

«Die Untersuchungen zur Unfallursache sind nicht abgeschlossen. Ob die Weiche verantwortlich war, ist noch nicht klar.»

Daniele Pallecchi, Mediensprecher der SBB

Doch ob wirklich die Weiche selbst die Ursache war, ist durch eine unabhängige Untersuchungskommission noch nicht geklärt. «Die Untersuchungen zur Unfallursache sind noch nicht abgeschlossen. Ob und inwieweit diese Weiche für die Entgleisung verantwortlich war, ist noch nicht klar», sagte der Mediensprecher der SBB, Daniele Pallecchi.

Daniel Fuhrer, Fachbauleiter, erklärt die Anpassungen der neu eingesetzten Weiche

Daniel Fuhrer, Fachbauleiter, erklärt die Anpassungen der neu eingesetzten Weiche

(Bild: sah)

Doch weil sich sowohl die Entgleisung in Basel als auch diejenige in Luzern an sogenannten Doppelkreuzweichen ereigneten, veranlassten die SBB in Luzern eine grossflächige Weichenersetzung.

Schweizweit gibt es nur 45 dieser Weichen, davon werden lediglich vier regelmässig von Personenverkehrszügen befahren. Nach der Zugentgleisung in Luzern sollen nun nicht wie geplant nur drei Gleise ausgetauscht, sondern gleich sieben Gleise und Weichen ersetzt werden.

Bis Januar werden 5 Millionen investiert

Die beiden Doppelkreuzweichen in Luzern werden bei den Umbauten ersetzt und geometrisch angepasst mit zusätzlichen Sicherheitsmechanismen versehen.  

Die Bauarbeiten in Luzern werden noch bis Januar 2019 andauern, 5 Millionen Franken sollen sie kosten. Doch bereits Montagmorgen wird der Bahnhof wieder normal befahren. «Von den neuen Gleisen und Weichen werden die Zugfahrer nichts mitbekommen», sagt Fuhrer, dafür würden er und seine Helfer in Orange schon sorgen. 

Für die Bauarbeiten kommen Spezialmaschinen zum Einsatz.

Für die Bauarbeiten kommen Spezialmaschinen zum Einsatz.

(Bild: sah)

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