Luzerner will junge Macher besser vernetzen

18-Jähriger lädt Jungunternehmer zu Cüpli und Galadinner

Florin Schönborn hat noch nicht entschieden, wie seine Zukunft aussehen soll.

(Bild: Natalie Ehrenzweig)

Der Luzerner Florin Schönborn vernetzt angehende Jungunternehmer untereinander. Sein neustes Projekt ist eine Galadinnerparty für Unter-23-Jährige. Das weckt sofort Bilder von jungen Schnöseln im Anzug auf der Suche nach dem schnellen Geld. Doch Schönborn räumt mit diesem Vorurteil auf.

Kürzlich besuchte Florin Schönborn einen Jungunternehmeranlass. «Ich war überrascht, dass das Durchschnittsalter bei über 40 Jahren lag», erzählt er. Der 18-Jährige musste entdecken, dass junge Unternehmer und Jungunternehmer nicht das gleiche sind. Das belegen auch Zahlen: Die meisten Firmengründungen erfolgten beispielsweise 2014 durch Menschen aus der Altersgruppe von 45 bis 54 Jahren, wie Erhebungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigen.

Doch davon liess sich der Udligenswiler keineswegs abschrecken, im Gegenteil. Florin Schönborn packte selber an. Aus dem Bedürfnis heraus, Gleichgesinnte zu treffen, gründete er vor rund zwei Jahren die Plattform LifeX.

Mehr als eine Plattform

An den LifeX-Events trafen sich bisher jeweils 15 junge Macherinnen und Macher mit einem Unternehmer. Die Teilnehmerzahl hielt Florin Schönborn extra klein, damit alle sich trauen, Fragen zu stellen, und es wirklich zu einem persönlichen Austausch kommt.

«Wir müssen einen gesünderen Umgang mit Social Media und Handy entwickeln.»

LifeX ist aber nicht nur eine Plattform für junge Unternehmer, sondern für junge Menschen, die auf der Suche sind nach einer beruflichen Tätigkeit, die sie erfüllt. Kurz: die ihren Punkt X suchen. «Dieser Punkt ist dort, wo wir mit unseren Talenten Probleme unserer Mitmenschen lösen können. Hier findet man die passende Tätigkeit», sagt der Jungunternehmer.

Schönborn, der in seiner Freizeit gerne joggt und ins Fitness geht, hat diesen Punkt selbst noch nicht gefunden. Nach der Matura im Sommer hat er seinen Zivildienst absolviert. Nun gibt er sich bis 2020 Zeit, um herauszufinden, was ihn glücklich macht: «Ich bin überzeugt davon, dass ich das am schnellsten mit einem unternehmerischen Projekt herausfinde. Dass ich in einem kreativen und selbstbestimmten Umfeld am besten arbeite, weiss ich bereits. Auch ein Studium ist überhaupt nicht ausgeschlossen.»

Privilegierte Situation

Das Unternehmertum interessiert Florin Schönborn schon seit einigen Jahren. Er hat bereits unzählige Bücher darüber gelesen. Im Gymnasium hatte er einen Freund, dessen Vater Unternehmer ist. «Mein Freund und ich haben ein Brainstorming gemacht, verschiedene Ideen ausprobiert, darunter eine kleine Web-Agency für KMU», erinnert sich der Udligenswiler lachend. Die beiden Teenager merkten schnell, dass sie mit ihrem Interesse in ihrem Umfeld ziemlich allein sind.

Der 18-Jährige weiss, dass er in einer privilegierten Situation ist. Viele Gleichaltrige studieren oder machen eine Lehre. «Ich wohne daheim, das hilft mir natürlich sehr, auch wenn ich einen Teil meines Zivildienstlohns abgebe. Aber meine Eltern unterstützen mich in meiner Idee», freut er sich.

Sein Vater ist Dozent, früher hatte er eine Ein-Mann-Firma, seine Mutter ist Erwachsenenbildnerin. «Ich glaube schon, dass ich diese Energie und die Lust am Machen, am Selbstbestimmtsein von meinen Eltern habe.» Und die geht ihm nicht aus: Gerade lanciert er neben LifeX sein zweites Projekt, eine Plattform für Fotografen und Filmer.

Der 18-jährige Udligenswiler bietet für Jungunternehmer eine Galadinnerparty an.

Der 18-jährige Udligenswiler bietet für Jungunternehmer eine Galadinnerparty an.

(Bild: Natalie Ehrenzweig)

Aus den vielen Events, die Schönborn organisiert hat, ist ein Netzwerk entstanden, sind Freundschaften gewachsen. Nun geht er einen Schritt weiter: Er plant am 24. November eine Galadinnerparty für junge Macher.

Angesprochen sind 18- bis 23-Jährige, die bereits ein Projekt initiiert haben. «Wir werden uns beim Essen austauschen und Erfahrungen teilen. Und ich erzähle etwas über die Weiterentwicklung unserer Community.» Für den Rest der Veranstaltung hat sich Florin Schönborn ein noch geheimes Partykonzept ausgedacht. Anmeldungen hat er bereits, die Teilnehmer werden auf Instagram vorgestellt: Die Bandbreite reicht vom Musikproduzenten über die Fotografin bis hin zum Cryptounternehmer.

Gesünderer Umgang mit Social Media

Wer am Anlass im Maskenliebhabersaal dabei sein will, zahlt zwischen 69 und 114 Franken, es gibt Prosecco und ein Drei-Gang-Menü. Doch Florin Schönborn geht es beim Unternehmertum nicht um die Idee, schnell reich zu werden. «Ziel des Unternehmers ist, ein Problem zu lösen und die Lösung so zu gestalten, dass sein aktives Mitwirken am Ende nicht mehr nötig ist», erklärt er seine Vorstellung. Und Probleme sieht er auf seine und folgende Generationen genügend zukommen.

Etwa im Umgang mit den neuen Medien. «Wir müssen einen gesünderen Umgang mit Social Media und Handy entwickeln», sagt Schönborn. «Deren manipulierende Sogwirkung führt dazu, dass wir uns schlechter auf einzelne Aufgaben konzentrieren können, Ausdauer und Geduld verlieren und Freundschaften als auch Beziehungen an Tiefe verlieren.» Oder in der Digitalisierung und in einem Bildungssystem, das sich seiner Meinung nach zu langsam an neue Probleme anpasst. «Heute bietet es Gleiches für alle, statt Kreativität und Fähigkeiten der Individuen zu fördern – obwohl das die Lösung sein könnte.»

«Man kann auch als Angestellter am richtigen Platz sein, einen Job haben, der kreativ und selbstbestimmt ist, Spass macht.»

Trotz allem: Ob er selbst Unternehmer sein möchte, hat er noch nicht entschieden: «Man kann auch als Angestellter am richtigen Platz sein, einen Job haben, der kreativ und selbstbestimmt ist, Spass macht.» Und während er herausfindet, was er mit seiner Zukunft anfangen will, entwickelt Florin Schönborn LifeX weiter. «Eine Idee ist, eine Datenbank für Teilnehmende zu schaffen, in der man Kontakte findet», sagt er. Und wünscht sich, dass die Mitglieder untereinander mehr Eigeninitiative entwickeln und dass sich mehr Macherinnen melden.

Mit diesem Video wird für die Galadinnerparty geworben:

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