Höchste Heimniederlage gegen FC Zürich

René Weiler gewinnt wichtige Erkenntnisse bei FCL-Schlappe

FCL-Stürmer Tomi Juric setzt sich hier gegen Hekuran Kryeziu durch.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Am Ende hätte es gewiss nicht 2:5 stehen müssen. Doch defensive Unpässlichkeiten gegen einen spielstarken FC Zürich mündeten in die fünfte Heimniederlage für die Luzerner beim siebten Auftritt vor eigenem Publikum. Während 55 Minuten war der FCL jedoch offensiv so gefährlich wie noch nie in der Ära Weiler.

Die Balance im Spiel der Luzerner fehlt. Gerade dann, wenn von René Weilers Mannschaft erwartet wird, dass sie das Spielgeschehen mitgestaltet – offensive Akzente setzt. Diesen Sonntag ist ihr das vor 10’124 Zuschauern – und das war der positive Aspekt – «gut gelungen», wie sich Weiler ausdrückte. Bei einem so deutlichen Verdikt vermied es der FCL-Trainer aber tunlichst, es noch positiver zu formulieren. Dabei wäre das bestimmt nicht unangemessen gewesen: Einem Gegner von der Qualität des FC Zürich hat der FCL noch nie in der laufenden Meisterschaft so viel Abwehrarbeit aufzwingen können. Immerhin fast eine Stunde lang.

Weiler entschied sich für ein 4-1-4-1-System, um mehr Offensivpower im Vergleich zu einem 4-2-3-1 entwickeln zu können. Die taktische Marschroute passte. Die Rückkehr von Mittelstürmer Tomi Juric ist ein Gewinn für die Mannschaft, er orchestrierte den Konter zum zwischenzeitlichen 1:1 (22.) durch Blessing Eleke. Marvin Schulz bringt der Mannschaft mehr im Mittelfeld als in der zentralen Abwehr. Weil er schiessen kann. Seinen Abschluss in der 10. Minute wehrt FCZ-Goalie Yanick Brecher spektakulär ab.

FCL-Trainer René Weiler liess gegen den FC Zürich mit einem neuen System spielen. 

FCL-Trainer René Weiler liess gegen den FC Zürich mit einem neuen System spielen. 

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Und Pascal Schürpf ist ohnehin ein Selbstläufer. Seine Abwehrarbeit mit dem Kopf am eigenen Strafraum war Ausgangspunkt des FCL-Ausgleichstores. Später wurde sein schöner Kopfball ebenfalls zur Beute Brechers. Und er hätte, so monierte es Weiler, einen Penalty vor dem 0:1 zugesprochen erhalten müssen. Schürpf wurde im Sechzehner umgerissen.

Schlechte Karten für Gvilia und Ugrinic

Eleke, ebenfalls gelernter Mittelstürmer, hatte auf der rechten Aussenbahn weniger Einfluss aufs Spiel. Der Nigerianer mühte sich zwar ab, doch ausser dem Tor gelang ihm nicht mehr viel. Gar ein Ausfall war Olivier Custodio. Der klein gewachsene Romand hat Mühe, sich im Zweikampf durchzusetzen. Offensiv steht er für brotlose Kunst. Es ist die Besetzung dieser beiden Positionen, über die sich Weiler Gedanken machen muss, um das Spiel der Luzerner auszutarieren.

Eine Alternative ist der eingewechselte Ruben Vargas. Der vermeintliche «Chancentod» hat sich mit dem Kopfballtreffer zum 2:4 ein persönliches Erfolgserlebnis abgeholt. Den vorangegangenen Eckball trat Christian Schneuwly. Er erhielt wie Simon Grether noch Auslauf, als die Entscheidung längst gefallen war. Ihr Einfluss aufs Offensivspiel blieb deshalb überschaubar.

Keine guten Karten haben derzeit die Mittelfeldspieler Valeriane Gvilia (Einsatz in der U21) und Filip Ugrinic. Sie standen nicht mal im Aufgebot. Und der neu verpflichtete Tsiy William Ndenge, eine weitere Option fürs Mittelfeld, hat wegen einer Knieverletzung noch nicht einmal mit der Mannschaft trainieren können (zentralplus berichtete).

Haarsträubende Fehler in der Defensive

In defensiver Hinsicht musste sich Weiler gegen dieses auf fast jeder Position qualitativ besser besetzte Zürich viel mehr Sorgen machen. War das 0:1 noch einem herrlichen Doppelpass des Gegners geschuldet, fiel der abermalige Rückstand der Luzerner in die Kategorie «stümperhaft». Stephen Odey entwischte den FCL-Innenverteidigern Lazar Cirkovic und Stefan Knezevic aus der eigenen Platzhälfte heraus und überwand Goalie David Zibung. «Ein Abstimmungsproblem, das man mit besserer Kommunikation hätte lösen können», sagte Weiler.

Vor dem 1:3 liess sich Christian Schwegler vom überragenden Salim Khelifi übertölpeln. Insofern bitter für den FCL-Routinier, als dass seine Fehlerquote tiefer lag als bei Otar Kakabadze, dem anderen Aussenverteidiger. Der Georgier gehörte mit Cirkovic und Custodio zu den schlechtesten Luzernern an diesem Sonntagabend.

Die Zürcher jubeln nach dem Tor zum 1:3.

Die Zürcher jubeln nach dem Tor zum 1:3.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Beim 1:4, bloss drei Minuten später, fühlte sich kein Luzerner in der Mitte für den klein gewachsenen Antonio Marchesano zuständig, der mit dem Kopf einnicken durfte. Die definitive Entscheidung. Auch wenn Weiler «ein paar Sachen gefallen haben», so blieb ihm am Ende nichts anderes als die Erkenntnis, dass «Zürich besser war».

Gut, dass der nächste Auftritt für die Luzerner in der Fremde ist. Am nächsten Samstag in Lugano. Da steht der FCL mit neun Punkten aus sechs Auswärtsspielen zu Buche. Verteidigen und kontern liegt ihm deutlich besser – auch wenn der FCL-Auftritt gegen Zürich in offensiver Hinsicht so gut war wie noch nie in dieser Saison.

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