Ein Haus ist besonders beliebt

Das sind die kulturellen Lieblingslocations der Zuger

Die weissen Wände sind Geschmacksache. Doch wie sieht’s mit der Akustik aus im KKL-Konzertsaal?

(Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Die Zuger SVP möchte den Kulturlastenausgleich am liebsten abschaffen und mit ihm die ordentlichen Zahlungen an Kultureinrichtungen ausserhalb der Zuger Kantonsgrenzen. Doch die Besucherzahlen zeigen: Zuger gehen gern ins Opernhaus nach Zürich oder ins Luzerner Theater. Aber noch viel lieber ist ihnen ein schickes Haus am See.

Was bringt es, Leuchttürme der Kultur ausserhalb der eigenen Kantonsgrenzen finanziell zu unterstützen? Dies diskutieren Zuger Politiker kommende Woche, wenn im Kantonsrat eine Motion der Zuger SVP zur Sprache kommt. Diese verlangt, dass Zug das Zentralschweizer Kulturlastenkonkordat kündigt, um mit den gesparten 2,2 Millionen Franken den eigenen Staatshaushalt zu entlasten.

Jetzt schon ist klar, dass die Zuger Regierung keine Freude an der Idee hat. Dies geht aus dem bereits veröffentlichten Antrag des Regierungsrats hervor, der darauf abzielt, den Vorstoss im Papierkorb zu entsorgen – ihn also als nicht erheblich zu erklären.

Volksentscheid vor 10 Jahren

Grund: Der Kulturlastenausgleich sei Teil der Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen, bekannt unter dem Kürzel NFA. Seit 2008 ist in der Bundesverfassung verankert und wird in der Schweiz regional umgesetzt.

In der Region Zürich-Aargau-Zentralschweiz gilt eine Vereinbarung über die interkantonale Zusammenarbeit im Bereich überregionaler Kultureinrichtungen, die Zug 2008 unterzeichnet hat. Schon vor zehn Jahren hatte die Zuger SVP dagegen das Referendum ergriffen, war aber an der Urne gescheitert.

Schwyz hatte die Sparidee

Denn der Kulturlastenausgleich liesse sich auch anders verfassungskonform einrichten, wie das Beispiel der Westschweizer Kantone zeigt. Die arbeiten zwar auch zusammen, unterstützen aber nicht Einrichtungen untereinander, sondern kooperieren nur bei einzelnen Projekten.

In der Zentralschweiz will Schwyz das Konkordat als Sparmassnahme kündigen und künftig einen gleich hohen Beitrag wie bisher – einfach aus dem Lotteriefonds statt aus dem Staatshaushalt – an Zürich und Luzern überweisen.

 

 

In Zug ist die SVP nach wie vor der Ansicht, dass mit dem Kulturlastenausgleich einfach Zuger Geld in die Kulturszene von Zürich und Luzern gepumpt werde. «Zu gering ist der Nutzen für und das Bedürfnis der Zuger Bevölkerung», argumentiert man bei der SVP-Kantonsratsfraktion. Im Unterschied zu 2008 habe sich die finanzielle Lage des Kanton Zug verschlechtert, wie sich an den Sparpaketen und der vorübergehenden Steuererhöhung ablesen liesse.

Zuger reisen eher nach Luzern

Umso interessanter ist die Besucherstatistik, welche die Zuger Verwaltung zu den unterstützten Einrichtungen veröffentlicht hat und die zeigt, wie gross die Nachfrage der Zuger nach jenen elitären Kultureinrichtungen ist, die unterstützt werden.

Erste Beobachtung: Man sagt, dass sich die Zuger – auf halbem Weg zwischen Luzern und Zürich gelegen – je zur Hälfte nach Luzern oder Zürich orientieren. Aber im Unterschied zu den beruflichen und wirtschaftlichen Verbindungen in den Grossraum Zürich hat Luzern in Sachen kultureller Anziehungskraft die Nase vorn. Dies zeigen die Besucherzahlen von sechs unterstützten Kulturträgern.

KKL toppt alle

Zuger gehen zwar gern ins Zürcher Schauspielhaus, aber noch lieber ins Luzerner Theater. Sie mögen die Zürcher Tonhalle und strömen tausendfach ins Opernhaus – doch sie besuchen auch Veranstaltungen des Luzerner Sinfonieorchesters.

Aber vor allem: Zuger lieben das KKL. Über 13’000 Eintritte pro Jahr wurden dem 100’000 Seelen-Kanton im Jean-Nouvel-Haus zugeschrieben. Das ist rund viermal mehr als beim Zürcher Opernhaus, das ebenfalls hoch in der Gunst der Zuger Kulturinteressierten steht.

Beim KKL ist auch der Anteil der Besucher aus dem Kanton Zug am höchsten. Gegen fünf Prozent betrug er im Jahr 2016.

 

 

Eine weitere Beobachtung: Zuger mögen klassische Musik, wie der relativ hohe Anteil an Zuger Besuchern im KKL, wo das Lucerne Festival stattfindet, der Tonhalle Zürich oder beim Luzerner Sinfonieorchester zeigt.

Zug bezahlt nur für Zuger Kulturkonsumenten

Den Vorwurf, dass die Nachfrage nach elitärer Kultur ausserhalb der Kantonsgrenzen nicht vorhanden sei, widerlegen die Besucherstatistiken. Doch was ist mit dem Nutzen der Kultursubventionen, wo doch im Zürcher Schauspielhaus nur 1,3 Prozent des Publikums aus dem Kanton Zug anreist?

Für Häuser, die kaum von Zugern frequentiert werden, bezahlt der Kanton Zug kaum etwas. Die Beiträge an die Standortkantone Zürich und Luzern werden gemäss Publikumsaufkommen berechnet. Jeder Vereinbarungskanton bezahlt also nur für seine eigenen Einwohner, welche die sechs Kulturinstitutionen besuchen. Das heisst: Die Beiträge sind verursachergerecht.

Das Luzerner Sinfonieorchester.

Das Luzerner Sinfonieorchester (LSO). Zwar gibt’s mit der Zuger Sinfonietta einen professionellen Klangkörper im eigenen Kanton, aber die Zuger mögen auch das LSO.

(Bild: Vera Hartmann)

Höhere Lebensqualität

Ausserdem müssen Luzern und Zürich als Standortkantone mehr Kosten übernehmen als die peripheren Beitragszahler. Nach Ansicht der Zuger Regierung helfen sie aber die Attraktivität des Zugerlands zu verbessern: «Die Strahlkraft der grossen Kulturhäuser erhöht die Lebens- und Wohnqualität im Kanton Zug und dessen Position im Standortwettbewerb», argumentiert sie.

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