Die Luzerner Überflieger im zentralplus-Interview

Hecht: «Erfolg heisst Arbeit und nochmals Arbeit»

Leisten derzeit einen immensen Aufwand: Hecht-Frontmann Stefan Buck (links) und Bassist Philipp Morscher.

(Bild: bic)

Die Luzerner Band «Hecht» befindet sich auf der Überholspur. An fast allen grossen Festivals haben sie diesen Sommer abgeräumt, nun wartet sogar das Zürcher Hallenstadion. Obwohl den Musikern neben ihrem Beruf immer weniger Zeit bleibt, besuchten sie zentralplus und erzählten, wie es ist, plötzlich berühmt zu sein.

Sie sind der derzeit wohl angesagteste Live-Musik-Act der Schweiz. Von Gampel bis St. Gallen standen sie diesen Sommer auf allen grossen Bühnen. Nun wartet auf die Luzerner Mundart-Band «Hecht» kommenden Herbst im Hallenstadion Zürich eine abendfüllende Show (zentralplus berichtete). Damit haben sie geschafft, wovon Hunderte Musiker in der Schweiz träumen.

Damit der Mega-Show auch der gebührende Rahmen gegeben werden kann, touren die Musiker aus dem Luzerner Seetal aktuell von Ort zu Ort, um für das Konzert zu werben. Trotz eines übervollen Terminkalenders haben es Frontmann Stefan Buck und Bassist Philipp Morscher geschafft, auch bei zentralplus vorbeizuschauen. Hier sprachen sie über ihr Konzept für das Hallenstadion, das Alter, ihren Umgang mit dem Erfolg und wie es ist, auf der Strasse erkannt zu werden.

zentralplus: Stefan, du hast kürzlich verraten, dass ihr im Hallenstadion als eine Art Boyband auftreten werdet. War das nur ein Jux oder meint ihr es ernst damit?

Stefan Buck: Da ist durchaus etwas dran. Wir haben schon in zwei Videos eine Choreografie gemacht. Deshalb werden wir dies für das Hallenstadion sicher noch ausbauen. Es wird also den einen oder anderen solchen Moment geben. Man darf aber nicht vergessen, dass wir ja noch live spielen und die Instrumente in der Hand haben. Es geht einfach darum, für uns und das Publikum einen unvergesslichen Abend zu kreieren.

zentralplus: Im Video zu «Gymnastique» scheint es eurem Keyboarder Dani beim Tanzen nicht immer ganz wohl zu sein …

Buck: (lacht laut) Er muss einfach üben! Es wird für ihn aber sicher eine Challenge. Wir hatten für unsere beiden bisherigen Videos eine Choreografin. Sie wird uns auch für das Hallenstadion fit machen. Zum Glück haben wir auch noch Phil, der uns vor den Gigs jeweils nochmals kurz sagt, wie es läuft.

Das Video zu «Gymnastique»:

zentralplus: Die «Backstreet Boys» waren ja mitunter deshalb erfolgreich, da bei ihnen verschiedene Charaktere mit von der Partie waren. Wird sich einer von euch nun tätowieren und piercen und der andere Bart und Haare wachsen lassen?

Buck: Das schöne bei Hecht ist, dass wir stark als Band wahrgenommen werden und die einzelnen Charaktere deshalb nicht so herausstechen, wie das vielleicht bei bekannten Boybands der Fall war. Klar stehe ich als Frontmann wohl etwas mehr im Fokus. Das Individuelle soll aber keinesfalls herausgeschält werden. Wir sind letztlich nicht mehr als eine Band, die fürs Leben gern zusammen Musik macht.

«Wir sind eigentlich eine Art KMU.»

Stefan Buck, Hecht-Frontmann

zentralplus: Kann es sein, dass ihr vielleicht auch gerade deswegen so erfolgreich seid? Ihr habt ja nun eine höhere Stufe erreicht als Mundartsänger wie Kunz oder Trauffer, die in den letzten Jahren die Hallen im Land füllten.

Philipp Morscher: Ja, denn es gibt definitiv einen Unterschied zwischen diesen Musikern und uns. Man muss relativ weit zurückgehen, bis man wieder auf eine Band trifft, die wie wir als solche auftritt und wahrgenommen wird. Zwar waren auch die anderen Künstler meist mit der gleichen Band unterwegs. Wir hingegen stehen von Anfang an mehr oder weniger in der gleichen Besetzung auf der Bühne und jeder hat bei uns seine Rolle.

zentralplus: Kann man auch mehr erreichen, wenn man zusammenarbeiten kann und nicht alles alleine machen muss?

Buck: Es kann sicher eine Rolle spielen. Bei uns sind es fünf Leute, die Ideen haben und Energie ins Projekt geben. Vor den Konzerten ist zum Beispiel nicht jeder immer gleich gut drauf. Vielleicht hatte einer einen schlechten Tag bei der Arbeit oder sonst etwas. Das spüre ich selber als Frontmann. Ich war oftmals froh, dass ich von der Band hinter mir eine Kraft gespürt habe, die mich durch die Show getragen hat. Hinzu kommen aber auch die ganze Öffentlichkeitsarbeit und das Organisieren von diversen Dingen, das auf fünf Schultern verteilt werden können. Nur schon jeden Tag einen Post auf den wichtigen sozialen Medien zu machen, ist ein enormer Aufwand. Wir sind eigentlich eine Art KMU.

«Der Erfolg ist oft sehr kurzlebig.»

Philipp Morscher, Hecht-Bassist

zentralplus: Ihr seid mit 38 beide nicht mehr ganz so jung. Hattet ihr schon mal das Gefühl, dass es cool gewesen wäre, wenn ihr den Erfolg in etwas jüngeren Jahren gehabt hättet? Sprichwort Party nach den Shows. Ihr wart ja beide 20, als ihr die Band gegründet habt.

Morscher: (lacht) Wenn wir wollen, können wir auch heute noch feiern. Wir sind genug alt, um zu entscheiden, ob wir nach einer Show abstürzen wollen. Ich bin der Meinung, dass wir das können und auch dürfen. Mit dem Alter lernt man aber auch, dass man es nicht jedes Mal tun sollte. Dass wir nicht mehr ganz so jung sind, hilft dann vielleicht auch, stets das ganze und grosse Bild im Kopf zu haben und entsprechend Verantwortung zu übernehmen.

Buck: Ich denke, dass es für die Entwicklung unserer eigenen Persönlichkeiten nicht schlecht ist, dass wir nicht mehr allzu jugendlich sind. Wenn du vor 25’000 Leuten am Gampel spielst, hat dies schon eine Wirkung auf deine Psyche. Ich weiss nicht, wie wir mit 25 damit umgegangen wären.

zentralplus: Spielt also die Lebenserfahrung auch abseits der Bühne eine Rolle?

Morscher: Davon bin ich überzeugt. Wenn sich der Erfolg bereits in jungen Jahren einstellt, ist man wohl viel eher versucht, alles andere über Bord zu werfen und nur auf die Karte Musik zu setzen. Ich denke, dass wir den Erfolg besser abstrahieren können und in der Lage sind, einzuschätzen, was das Ganze überhaupt bedeutet. Denn der Erfolg ist oft sehr kurzlebig. Deshalb ist es zentral, dass man nicht sämtliche Verbindungen zum Privatleben kappt, nur weil man einmal ganz oben steht.

zentralplus: Habt ihr den angesprochenen Erfolg gezielt gesucht?

Buck: Unser Projekt forderte uns in den letzten sechs bis sieben Jahren alles ab. Es gibt unendlich viel zu tun. Wir haben drei Alben produziert, 36 Songs aufgenommen und 15 Videos gedreht. Die meisten davon haben wir selber geschnitten. Trotz dieses Aufwandes gehört aber sicher auch Glück dazu, dass die Leute unsere Musik annehmen und uns feiern. Gezielt darauf hinarbeiten kann man meiner Meinung nach nicht. Letztlich ist es einfach Arbeit und nochmals Arbeit.

zentralplus: Ihr habt die vielen Menschen angesprochen, die euren Erfolg ausmachen. Wer steht denn nun bei euren Konzerten tatsächlich in der vordersten Reihe?

Morscher: Wenn man von der Bühne in die ersten paar Reihen schaut, hat man das Gefühl, dass wir ein eher junges weibliches Publikum anziehen. Wir haben aber gemerkt, dass unser Publikum sehr durchmischt ist. Eher junge Leute stehen ebenso im Publikum wie 60-jährige Pärchen oder Männergruppen, welche den Abend zusammen feiern und die Lieder mitsingen.

Hecht am Openair Gampel:

zentralplus: Werdet ihr auf der Strasse ab und zu angesprochen?

Buck: Ja, momentan passiert das relativ häufig. Gerade vorhin waren wir in einem Tankstellenshop. Die Verkäuferin hat uns unmittelbar danach auf Instagram geschrieben, dass sie Fan von uns ist. Das Ganze macht mich natürlich schon etwas stolz und gibt mir die Bestätigung, dass Hecht doch langsam bekannt wird. Extrem aufgefallen ist es mir vor allem bei Musikevents. Als ich privat das Ed-Sheeran-Konzert im Hallenstadion besuchte, war es schon etwas schwierig. Sei es beim Bierholen oder dass die Leute versuchen, mit dem Handy unauffällig ein Foto zu machen.

zentralplus: Nimmst du dir dann auch Zeit für die Leute, wenn sie dich im Alltag erkennen?

Buck: Wenn ich alleine unterwegs bin, stehe ich gerne für ein Selfie zur Verfügung. Etwas mühsamer ist es natürlich, wenn ich mit meiner Frau unterwegs bin (lacht). Auch was die Promo betrifft, versuchen wir alles, was nicht direkt mit der Musik zusammenhängt, zu vermeiden. Für eine Homestory beim «Blick» würde von uns keiner zur Verfügung stehen. So haben wir auch unsere Frauen, Kinder und Wohnungen noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt. Wir wollen, dass uns die Leute als Musiker wahrnehmen und sich nicht in erster Linie für unser Privatleben interessieren.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von kurt_heller bluewin.ch
    kurt_heller bluewin.ch, 20.10.2018, 17:07 Uhr

    …und wie wär es mal mit Klasse, statt Masse? Und mit weniger populistischen Texten?

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