Zuger Regierung: Bürgerliche Frau bootet Linke aus

Silvia Thalmann-Gut: «Einfach nur glücklich»

Silvia Thalmann-Gut (CVP) aus Oberwil ist künftig die einzige Frau im Zuger Regierungsrat.

(Bild: Elias Wyrsch)

Die Linke fliegt aus der Kantonsregierung. Die beiden Kandidierenden Andreas Hürlimann (ALG) und Barbara Gysel (SP) verpassten den Einzug in den Regierungsrat. Dafür verhinderte die CVP-Frau Silvia Thalmann-Gut eine reine Männerregierung. Hier die Stimmen der Glücklichen und der Enttäuschten.

Die Zuger Stimmberechtigten haben entschieden. Sie wollen eine rein bürgerliche Regierung. Doch keine rein männliche.

Klar gewählt wurden die vier bisherigen Regierungsräte. Mit 21’679 Stimmen und somit dem besten Resultat schnitt CVP-Regierungsrat Martin Pfister ab, gefolgt von SVP-Rat Heinz Tännler mit 19’042 Stimmen, Beat Villiger (CVP) mit 18’440 Stimmen und Stephan Schleiss (SVP) mit 18’236 Stimmen.

 

 

Gewinnerin der Wahlen ist eindeutig die CVP. Sie gewann einen dritten Sitz in der siebenköpfigen Zuger Regierung. Beat Villiger hat der Rummel um ein eingestelltes Strafverfahren (zentralplus berichtete) gegen ihn nicht geschadet. Er machte das drittbeste Ergebnis und liess Stephan Schleiss (SVP) hinter sich.

«So gut wie erträumt»

Und mit Silvia Thalmann-Gut hat nun die CVP auch der Linken den letzten Regierungsratssitz weggeschnappt. Sie besetzt mit 16’405 Stimmen einen der drei frei werdenden Sitze.

«Die CVP hat von der Bevölkerung das Vertrauen ausgesprochen bekommen.»

Monika Barmet, Vizepräsidentin der CVP des Kantons Zug

CVP-Vizepräsidentin Monika Barmet fand, das Ergebnis der Regierungsratswahlen sei für die Christdemokraten «super». «Es lief für die CVP besser als erhofft, so gut wie erträumt.» Man habe mit Thalmann-Gut eine überzeugende Kandidatin und die einzige bürgerliche Frau portiert. «Die CVP hat von der Bevölkerung das Vertrauen ausgesprochen bekommen», sagt Barmet und verweist auch auf die beiden Gemeinderatssitze in Oberägeri und Hünenberg, welche die CVP hinzuerobert hat.

CVP-Regierungsrat Martin Pfister erreichte mit Abstand das beste Resultat. Und wird von Ständerat Peter Hegglin beglückwünscht.

CVP-Regierungsrat Martin Pfister erreichte mit Abstand das beste Resultat. Und wird von Ständerat Peter Hegglin beglückwünscht.

(Bild: wia)

Das sagt Gerhard Pfister zum Wahlsieg

Erwartungsgemäss freut sich auch Nationalrat Gerhard Pfister aus Oberägeri, der Präsident der schweizerischen CVP, sehr über das Abschneiden der Christdemokraten in seinem Heimatkanton, wenn es auch das Verdienst der Kantonalpartei sei. Immerhin sei die Nomination von Silvia Thalmann-Gut als Reaktion auf das Verhalten der FDP erfolgt.

Und die Wiederwahl von Beat Villiger? «Es war zu erwarten, dass er nach den Enthüllungen ins Trudeln gekommen ist. Diese hatten ganz klar Auswirkungen, sonst hätte er wohl ein deutlich besseres Resultat erzielt.»

Überzählig ausgeschieden

Neo-Regierungsrätin Silvia Thalmann-Gut ist «einfach nur glücklich». Sie habe vor der Nomination sehr ausführlich abgeklärt, ob Wahlchancen für sie bestünden, und solche auch ausgemacht. «Aber schliesslich kann man den Wahlausgang als neu antretende Kandidatin nur schwer abschätzen.»

Eigentlich sei sie ziemlich zuversichtlich gewesen. Als jedoch ein Zwischenergebnis darauf hindeutete, dass trotz des besten Wahlergebnisses aller neuen Kandidaten ein zweiter Wahlgang drohe, sei sie kurz nervös geworden, sagt eine gelöst strahlende Silvia Thalmann-Gut.

Die linken Kandidaten Barbara Gysel (SP) und Andreas Hürlimann (SP) erreichen mit 13’171 (Gysel) und 12’856 (Hürlimann) die benötigte Stimmenanzahl für einen Sitz in der siebenköpfigen Regierung, scheiden aber beide als Überzählige auf den Positionen acht und neun aus.

«Für die Linke ist das Worst-Case-Szenario eingetreten»

Andreas Hürlimann zeigte sich «persönlich schwer enttäuscht». «Für die Links-Grüne ist das Worst-Case-Szenario eingetreten.» Aufgrund der Wähleranteile hätten die Linken in der Regierung Anspruch auf «ein bis zwei Sitze». Dass der politische Wille eines so grossen Bevölkerungsteils nun in der Kantonsregierung nicht mehr vertreten ist, sei «bitter». Es gelte indes, das Verdikt der Wähler zu akzeptieren.

«Ich habe keinen Plan B.»

Andreas Hürlimann (ALG)

«Das Ergebnis war deutlich», so Hürlimann. Stimmen hätte sich die Linke gegenseitig nicht abgejagt, er und Barbara Gysel seien ja fast gleichauf und der Abstand zu den Gewählten doch sehr gross.

Härtere Auseinandersetzungen stehen bevor

Hürlimann, der als Bauchef in Steinhausen nicht mehr angetreten ist, steht nun beruflich vor ungewissen Zeiten. «Ich habe keinen Plan B. Aber es soll ja ausreichend Leute geben, die auch ohne Exekutivamt glücklich werden», wagte der Hürlimann dennoch einen Scherz. Er werde nun schauen, was komme.

«Es wird sicher mehr Differenzen zwischen Regierung und Parlament geben.»

Barbara Gysel (SP)

Wie Hürlimann weist auch Barbara Gysel (SP) darauf hin, dass beide Linke einen engagierten Wahlkampf geführt hätten. Für die Zukunft verheisse das Ergebnis nichts Gutes, denn nun stehe eine Polarisierung im politischen Leben bevor. «Es wird sicher mehr Differenzen zwischen Regierung und Parlament geben», sagt Gysel.

Erleichterung bei der FDP

Recht glücklich ins Ziel gekommen sind die beiden neuen FDP-Kandidaten. FDP-Kantonsrat und Kantonalparteipräsident Andreas Hostettler machte 15’148 Stimmen und Fraktionschef und Kantonsrat Florian Weber 15’087 Stimmen. «Ich bin einfach nur erleichtert», sagte Florian Weber.

«Dass die Linke keinen Sitz mehr in der Regierung hat, ist schlecht.»

Andreas Hostettler (FDP)

«Natürlich haben wir mit diesem Abschneiden gerechnet», sagte er gegenüber zentralplus. Aber Weber und Hostettler mussten lange fürchten, in einen zweiten Wahlgang geschickt zu werden.

Musste um seinen Platz im Regierungsrat bangen: Florian Weber. Geklappt hat's trotzdem.

Musste um seinen Platz im Regierungsrat bangen: Florian Weber. Geklappt hat’s trotzdem.

(Bild: wia)

«Persönlich und als Parteipräsident bin ich glücklich, dass die FDP ihre zwei Sitze in der Regierung verteidigt hat», sagte Andreas Hostettler. Es sei auch «wichtig», dass nach wie vor eine Frau in der Regierung vertreten sei. «Aber dass die Linke keinen Sitz mehr hat, ist schlecht», so der frischgebackene Regierungsrat.

Aeschi findet Thalmann-Gut links

Und wie sieht das die SVP, welche ihre beiden bisherigen Sitze souverän verteidigen konnte? SVP-Nationalrat und Kantonalparteipräsident Thomas Aeschi: «Es freut mich, dass beide SVP-Vertreter die Wiederwahl gut geschafft haben.»

«Es war die CVP, die sich mit ihrer Kandidatur entschied, den Sitz der Linken anzugreifen.»

Thomas Aeschi, Präsident der SVP des Kantons Zug

Dazu, dass nun die Linke aus der Regierung geflogen ist, sagt der Bundespolitiker: «Es ist gut, dass mit Silvia Thalmann-Gut eine Frau am linken Rand der CVP in der Zuger Regierung sitzt.» Dennoch, so betont Aeschi, «war es die CVP, die sich mit ihrer Kandidatur entschied, den Sitz der Linken anzugreifen».

Das absolute Mehr von 11’407 nicht erreicht hat GLP-Politiker Daniel Stadlin mit 9622 Stimmen. Das ist indes ein sehr gutes Ergebnis und die beiden linken Parteien wie auch die FDP werden sich fragen müssen, ob und inwieweit Stadlin ihren Kandidaten Stimmen weggeschnappt hat.

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