Organisatoren warten weiter auf Millionensegen

Luzerner Beachvolley-Turnier: Betrug nicht ausgeschlossen

Szene vom Beachvolley-Turnier 2018: Ob es nächstes Jahr wieder stattfindet, ist mehr als fraglich.

(Bild: Conny Kurth)

Die Veranstalter des Luzerner Beachvolley-Turniers haben immer noch nichts vom versprochenen Geld aus Bahrain gesehen. Mittlerweile haben sie mehrere 10’000 Franken in die Wüste überwiesen, um die Zahlungen voranzutreiben. Doch ohne Erfolg. Ist man Betrügern aufgesessen? Ganz auszuschliessen sei dies nicht mehr, heisst es bei den Verantwortlichen.

Das Theater um das Luzerner Beachvolley-Turnier scheint kein Ende nehmen zu wollen. Seit Monaten wartet die Beach Sports Lucerne AG, die dieses Jahr das internationale Beachvolley-Turnier auf der Luzerner Lidowiese durchführte, auf das Geld des vermeintlichen Investors.

Insgesamt 1,5 Millionen Franken sollten eigentlich aus Bahrain an den Vierwaldstättersee fliessen. Geld, das die AG dringend benötigt. Sie sitzt aktuell auf einem Schuldenberg von 2,5 Millionen Franken, der sich während der Turniere von 2015 und 2016 aufgetürmt hat. 

Mehrere 10’000 Franken in die Wüste überwiesen

Doch die Verpflichtungen lasten nicht auf der AG, sondern auf dem Verein, der zuvor als Veranstalter auftrat und sich seit Februar 2017 in einer Nachlassstundung befindet. Die AG selbst wurde im Zuge der Nachlassstundung gegründet und sollte eine bessere Finanzierungsbasis bilden (zentralplus berichtete).

Jedoch ist bislang kein roter Rappen vom Golf auf dem Konto der AG gelandet. Wie die Organisatoren neulich gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagten, begründeten die Araber die ausbleibende Zahlung mit «längeren Abwesenheiten verantwortlicher Personen sowie aufwendigen Transaktionen».

«Die Sach- und Informationslage ist auch für die Beach Sports AG nicht klar.»

Raphael Imhof, Pressesprecher Beach Sports AG

Brisant: Wie die Zeitung herausgefunden hat, hat Beach Sports AG bislang mehrere 10’000 Franken an die Scheichs überwiesen. Damit sollte es in der Sache endlich vorwärtsgehen.

Sachlage ist nicht geklärt

Die Sache mutet mittlerweile doch ziemlich suspekt an. Solche Vorauszahlungen erinnern doch stark an die Nigeria-Connection, die per E-Mail einen Millionensegen versprechen. Sind die Organisatoren also Betrügern aufgesessen? «Wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass hier Betrüger im Spiel sind, können wir dies im Moment leider nicht entkräften», sagt Raphael Imhof, Pressesprecher des Turnierveranstalters. Man setze aber alles daran, zusammen mit verschiedenen international erfahrenen Stellen schnellstmöglich Klarheit zu schaffen. Weitere Ausführungen dazu macht er nicht.

Deshalb haben die Veranstalter in der Causa mit der Firma Switzerland Global Enterprise Kontakt aufgenommen und entsprechende Informationen zur Sachlage eingeholt. Das Unternehmen unterstützt Schweizer Firmen unter anderem bei der Kontaktaufnahme und dem Austausch mit ausländischen Geschäftspartnern. «Trotzdem ist die Sach- und Informationslage auch für die Beach Sports AG nicht klar», sagt Imhof.

Solche Zahlungen können vorkommen

Für die Kommunikation mit den arabischen Investoren habe die Beach Sports AG eine Vermittlerin eingesetzt, sagt Imhof. Diese soll bestätigt haben, dass solche Zahlungen vorkommen könnten. Weitere Details und welchen Hintergrund die Frau hat, will er jedoch nicht nennen. Er begründet dies mit dem fehlenden öffentlichen Interesse.

Das Gleiche gelte für die Formalitäten der Transaktionen. Und auch die Frage, ob die Überweisungen in die Wüste die letzte Möglichkeit waren, noch irgendwie an das versprochene Geld zu kommen, könne aus heutiger Sicht nicht abschliessend beurteilt werden.

Betrug nicht mehr ausgeschlossen

Auch wenn er sich kämpferisch gibt, muss Imhof also einräumen, dass es nach wie vor alles andere als klar ist, ob das Geld je an den Vierwaldstättersee kommen wird. «Wir geben sicher noch nicht auf und hoffen, dass sich noch alles zum Guten wendet», sagt er.

Wie lange man noch durchhalten wird, lässt Imhof allerdings offen. Und auch die Frage, ob nächstes Jahr wieder ein Turnier stattfindet, kann er nur bedingt beantworten. Das hängt wohl davon ab, ob das arabische Geld oder Mittel von anderer Seite innert nützlicher Frist eintreffen. Sollte dies nicht der Fall sein, dürfte eine erneute Durchführung schwierig werden.

«Der Sport wurde in den letzten Jahren verschiedentlich Opfer von Selbstdarstellern und Betrügern.»

Raphael Imhof, Pressesprecher Beach Sports AG

Die schwierige Situation führt bei der Beach Sports AG mittlerweile aber zu grundsätzlichen Fragen. Hat man es tatsächlich mit Betrügern zu tun und war man allenfalls zu naiv? «Der Sport wurde in den letzten Jahren verschiedentlich Opfer von Selbstdarstellern und Betrügern», moniert Sprecher Imhof. «Wir hoffen dies in unserem Fall nach wie vor nicht, werden uns zeitnah aber abschliessende Gedanken zu dieser Frage machen müssen.»

Es laufen bereits Gerichtsverfahren

Sind die Turnierveranstalter auf eine Masche reingefallen? Auch wenn einiges nebulös erscheint und ein Betrug nicht mehr komplett ausgeschlossen werden kann, dementiert Imhof diese Vermutung vehement. Zumal die Verantwortlichen die Geldgeber persönlich getroffen hätten. «Vertreter von Beach Sports AG haben im Februar 2018 vor Ort die Verträge unterschrieben», sagt Imhof.

Zugleich gesteht er jedoch ein, dass die Turnierveranstalter bezüglich Liquidität der Investoren und deren Hintergrund nur teilweise informiert sind. «Das weiss man weder bei internationalen noch nationalen Transaktionen beziehungsweise Verträgen im Voraus», so Imhof. 

Dies zeige auch die Vorgeschichte des Turniers, führt Imhof aus. Man stehe mit verschiedenen «Partnern» aus den Vorjahren vor Gericht, weil auch «Schweizer» Verträge nicht eingehalten worden seien. Will wohl heissen: Die Beach Sports AG versucht nach wie vor an Geld aus der Zusammenarbeit mit früheren Partnern zu kommen.

Schlechte Verträge?

Dies ist insofern interessant, da sich ein Gläubiger von Beach Sports AG, der bislang auf seinen Rechnungen sitzen blieb, diesen Frühling diesbezüglich gegenüber zentralplus geäussert hatte (zentralplus berichtete). Er glaube keine Sekunde daran, dass er oder jemand anders jemals sein Geld sehen werde, so die damalige Aussage. Denn der Initiant und CEO des Turniers sei zu gutgläubig und habe sich bereits im Jahr 2015 mit schlecht ausgehandelten Verträgen in Not gebracht. Gut 75 Gläubiger warteten im Mai auf ihr Geld.

Ganz so arg schätzt man die Situation bei den Turnierorganisatoren aber noch nicht ein. Immerhin könnten die arabischen Investoren erfolgreiche Projekte vorweisen, die durch ihr Geld realisiert wurden, bestätigt Raphael Imhof. Konkreter wird er indes nicht.

Verständnis für Gläubiger

«Bei den versprochenen 1,5 Millionen aus Bahrain handelt es sich um ein verzinstes Darlehen», erklärt er die Motivation der Investoren für den Deal. Und weiter: Zumindest über deren Hintergrund und die grundlegenden Geschäftspraktiken in Bahrain sei man im Vorfeld des Vertragsabschlusses ausreichend informiert gewesen, sagt Imhof.

Die Sache scheint also nach wie vor sehr verworren und undurchsichtig. Dennoch hat das letzte Stündchen für die Organisatoren und deren Beachvolley-Turnier noch nicht geschlagen. Für alle Beteiligten lässt sich nur hoffen, dass man das Ganze noch einigermassen glimpflich über die Runden bringen kann.

«Grundsätzlich haben wir für die Befindlichkeiten der Gläubiger Verständnis und versuchen alles, um der an sich lobenswerten Initiative dieses Turniers eine Zukunft inklusive Aufarbeitung der Vergangenheit zu ermöglichen», blickt Imhof voraus.

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