Zugs neuer Wellnesstempel unter der Lupe

Das taugt das Ägeribad wirklich

Vom Sprudelbad bis hin zu den Pommes-Preisen. zentralplus hat im Ägeribad alles getestet.

 

(Bild: wia)

Vor einer Woche wurde das 36 Millionen Franken teure Ägeribad mit viel Pomp eröffnet. Doch was taugt der neue Zuger Wellnesstempel wirklich? Wie benutzerfreundlich ist die Umkleide, wie gut das Restaurant und lässt es sich in der Sauna gut schwitzen? Wir haben es getestet – und werden trotz einigen Mängeln wiederkommen.

Jahrelang haben Saunagänger, Schwimmfreunde und Wasserballer aus den Zuger Berggemeinden auf ein eigenes Hallenbad gewartet und mussten zum Badeplausch ins überfüllte Hallenbad Lättich reisen. Vor wenigen Tagen ist das Ägeribad nun eröffnet worden (zentralplus berichtete). Wir haben uns in Bademode geschmissen und den Betrieb auf Herz und Nieren geprüft.

Einen Eintritt, bitteschön

Zugegeben. Im Eintrittsbereich funktioniert noch nicht alles reibungslos. Die Angestellten des Ägeribads machen die technischen Schwierigkeiten, die mit dem neuen Kassensystem einhergehen, jedoch mit Charme und Freundlichkeit wett. Nach kurzer Wartezeit klappt’s mit dem Einzeleintritt. Dafür erhält man ein Kärtchen: der Schlüssel für ein durchaus geschicktes System.

26 Franken kostet der Eintritt für Wellness und Bad. Dafür, dass darin alle Bäder, Saunen und ein Dampfbad enthalten sind – plus eine Rutschbahn –, ist das ein durchaus vernünftiger Preis. Günstiger wird’s, wenn man sich gleich ein Zehner-Abo kauft. Dieses kostet 200 Franken.

Die Umkleide mit dem warmen Boden

Weil das Bad erst gerade eröffnet wurde, erwarten wir auch an diesem Montagabend Horden von Menschen. Ab durch’s Drehkreuz in Richtung Schwimmbad-Umkleide: Wie sich später herausstellen sollte, ist das ein strategischer Fehler.

Die Kabinenlandschaft ist übersichtlich, der Boden angenehm warm.

Die Kabinenlandschaft ist übersichtlich, der Boden angenehm warm.

(Bild: wia)

Das Umkleidesystem ist einfach. Man tritt auf der einen Seite mit Schuhen und Kleidern in die kleine Kabine, zieht sich um, und tritt auf der anderen Seite – in Badekluft und barfuss – wieder heraus. Der Boden ist warm, die Garderobenfächer geräumig. Abgeschlossen wird mittels Eintrittskarte. Ist die Tür zu, bindet man sich den Schlüssel mit einem Bändel ums Handgelenk.

Ein simples System, das verhindert, dass man halbnackt wieder zur Eingangstheke eilen muss, um nach einem Zweifränkler zu betteln. Links geht’s zur Frauendusche, rechts zu den Herren und schon steht man in der – überraschend leeren – Schwimmhalle. Nun gut, die Zielgruppe der Kinderplanschbecken, vor denen wir stehen, dürfte bereits im Bett sein.

Romantisches Sprudeln

Im geheizten Aussenbad sieht die Situation anders aus. Hier tummeln sich einige Teenager, Männergruppen und vereinzelte Paare. Sie alle scheinen auf der Suche nach der perfekten Düse und der entspannendsten Blubberecke zu sein. Die Suche ist einfach, gibt es doch einige davon.

Unwillkürlich überkommt einen ein Gefühl von Ferien und Entspannung. Einzig der Bildschirm im Innern des Hallenbads, der Unterwasser-Videoaufnahmen vom Aussenpool überträgt, irritiert. Will man hier zeigen, dass man den Pool überwacht? Dass das engumschlungene Paar besser wieder etwas Distanz nimmt?

Eine Unterwasserkamera? Warum denn das?

Stefan Schlatter, der Geschäftsführer des Ägeribads, offenbart uns die Lösung des Rätsels. Es handle sich um eine Sicherheitsmassnahme. Grund für die Installation einer Unterwasserkamera sei die Dampfentwicklung. Diese könne im Aussenbad sehr stark sein, so dass die Sicht nicht mehr für die Beckenüberwachung ausreichend sei.

Weiter erklärt Schlatter, dass die Gäste an der Kasse mit der Badeordnung auch auf die Videoanlage hingewiesen würden. «Es ist Teil der Badeordnung und wird mit dem Vertrag zur Badnutzung mit dem Badegast abgeschlossen», so der Geschäftsführer.

Wie dem auch sei. Der Aussenpool ist ein Erfolg. Und wäre es noch hell, bestimmt auch ein aussichtsreiches Highlight.

Das (etwas kurz geratene) Schwimmbecken

Im 25-Meter-Becken findet bereits ein Kurs statt. Daneben ziehen ältere Damen schwatzend ihre Bahnen. Hier scheint Platz für alle zu sein. Auf den Bau eines 50-Meter-Beckens hatte man damals verzichtet. Nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch wegen der angrenzenden Naturschutzzone (zentralplus berichtete).

Auch wenn das plausible Gründe sind: Schade ist’s dennoch. Dafür gibt’s einen Minuspunkt. Der gleich wieder wettgemacht wird. Denn gleich neben dem furchtbar erwachsenen Schwimmbecken geht’s per Treppe hoch zur Wasserrutsche.

Flutschiges Intermezzo

Drei Stockwerke hoch, dann schwupps, mittels Rutsche runter. Lustig ist die kurze Fahrt, auch wenn das Wasser in der Röhre, welche an der Aussenseite des Hauses montiert ist, ein wenig kühl ist. Tipp für Anfänger: Je weniger der Körper in Kontakt mit der Röhre kommt, desto schneller flutscht’s. Also auf den Rücken legen, Fersen und Nacken an den Boden drücken, Körperspannung, runter geht’s. Vorbei am Haifischmaul und in die Dunkelheit.

Der Garderoben-Tanz oder ein strategischer Fehler

Nach dem Rutschen ist Entspannung angesagt. Die Kleider sind im Erdgeschoss im Garderobenfach. – Die Saunalandschaft befindet sich jedoch im ersten Stock. Weil das Schwimmbad früher schliesst als der Wellnessbereich, müssen wir zügeln.

Eine logistische Höchstleistung im Badetenue steht an. Turnbeutel umgehängt, Jacke in der Hand, Schuhe in der anderen, muss man durch den Duschbereich in den Badebereich und die Treppe hinauf. Zugegeben, wir hätten taktisch besser vorgehen können, indem wir von Anfang an die Garderobe im Wellnessbereich genutzt hätten.

Badetuch um den Körper geschlungen, Tasche in der einen, Schuhe in der anderen Hand. Der Garderobenwechsel ist etwas mühsam.

Badetuch um den Körper geschlungen, Tasche in der einen, Schuhe in der anderen Hand. Der Garderobenwechsel ist etwas mühsam.

(Bild: wia)

Trotzdem. Dass Leute mit einem Wellness- und Schwimmbillett sich im Saunabereich umziehen sollen, hätte eingangs deutlicher formuliert werden können.  

Ist man erst einmal im Wellnessbereich, ist der Ärger jedoch bald verschwunden. Man wähnt sich in einer stimmigen Atmosphäre, Holz und Sichtbeton ergänzen sich und sorgen für Eleganz, ganz ohne Schnickschnack. Mittlerweile ist es 21 Uhr und bereits erstaunlich ruhig: Sowohl die Gänge und Ruheräume als auch die Damenumkleide sind wie leergefegt.

Schwitzen bei … ja, bei wie viel Grad eigentlich?

Die Saunalandschaft ist überschaubar, bietet jedoch für jeden Geschmack etwas. Eine großzügige finnische Sauna mit Ausblick auf die Terrasse, eine moderat temperierte Biosauna sowie ein Dampfbad stehen zur Verfügung. Was fehlt, ist zum einen ein Aufgussplan. Auch gibt es keine Schilder mit dem Hinweis, wie warm es in den jeweiligen Räumen ist. So verrät uns erst das digitale Thermometer in der finnischen Sauna, dass wir gerade bei 90 Grad Celsius dahinschmoren.

Drum flugs raus unter die Dusche und rein ins eiskalte Tauchbecken. Das Wasser, das im Lichtschein etwas staubig wirkt, verrät: Womöglich hat nicht jeder Saunagänger vorher geduscht. – Auch hier wäre ein Schild direkt beim Becken von Nutzen. Auch, wenn man diesen Hinweis auf dem Saunareglement geschrieben findet, welches an mehreren Orten hängt.

Zwei Saunen gibt es, daneben ein Dampfbad, zwei Kneippbäder und ein Tauchbecken.

Zwei Saunen gibt es, daneben ein Dampfbad, zwei Kneippbäder und ein Tauchbecken.

(Bild: wia)

Ein weiteres, kleines, Manko:  Obwohl es genügend Haken und gar ein Brillenregal gibt, fehlt es an einem Gestell, in das Saunafreunde etwa ein Buch oder zusätzliches Badetuch legen können. Nun liegen diese Dinge auf den vorhandenen Sitzgelegenheiten.

Weil jedoch an diesem Abend wenig los ist – einzig eine Gruppe Büezer scheint aus dem Feierabendbier eine Feierabendsaunatour gemacht zu haben –, ist das kein Problem.

Die erfolglose Suche nach dem Föhn

Eine Runde durch die beiden Kneippbecken, ein kurzer Abstecher ins Dampfbad. Unsere Vorahnung bestätigt sich: Hier lässt es sich bestens entspannen.

Genug gebadet, genug entspannt. Ab in die Garderobe, unter die Dusche, in die Kleider und … Ja, wo sind denn hier die Haarföhne? Nirgends, wie sich herausstellt. Keine Handföhne, keine fixen Warmluftduschen. Beim kühlen Regenwetter, welches draussen lauert, ist das etwas ungut.

Geschäftsführer Stefan Schlatter sagt dazu: «Grundsätzlich sind genügend Steckdosen für Haarföhne vorhanden. Die Erfahrungen von anderen Wellnessanlagen zeigen, dass Warmluftduschen nur selten genutzt werden und vor allem im Sportbäderbereich sinnvoll sind.» Dennoch beobachte man die Lage und rüste bei Bedarf noch nach.

Günstig essen kann man hier nur beschränkt

Im Badi-Restaurant, von dem aus der Konsument direkt in die Schwimmhalle sieht, herrscht noch Betrieb. Mittlerweile sind auch die Büezer schon beim Feierabend-Nachsauna-Bier angelangt. Die Auswahl? Gar nicht so schlecht. Drei verschiedene Chopfab-Biere gibt’s, noch dazu zwei Einsiedler-Biere und sauren Most.

Fürs Kindermenü zahlt der Kunde 15 Franken. Dafür kommt das Poulet aus der Schweiz.

Fürs Kindermenü zahlt der Kunde 15 Franken. Dafür kommt das Poulet aus der Schweiz.

(Bild: wia)

Für eine Portion Pommes zahlt der Kunde 7.50 Franken, mit Pouletknusperli 15. Dafür, dass dies die Kindermenüs sind, sind die Preise doch eher stolz. Selbst wenn das Pouletfleisch aus der Schweiz stammt.

Für Erwachsene stehen verschiedene Menüs zur Auswahl, die zwischen 24 und 38 Franken kosten. Dafür, dass es sich um eine Badi handelt, ist das nicht wenig. Auch wenn zum Menü immer auch ein Salat oder eine Suppe gehört.

Tiefe Eintrittspreise, teure Restaurantmenüs

Unser Fazit: Oberägeri hat ein sehr schönes Bad. Eines, für das auch die Talbewohner die 20 Minuten Anfahrtsweg gern in Kauf nehmen. Insbesondere die Saunalandschaft überzeugt. Das Angebot ist ausreichend, die Preise bescheiden.

Dass in der ersten Woche nach der Eröffnung noch die eine oder andere Kinderkrankheit auftaucht, ist wohl normal und auch nicht weiter tragisch. Dennoch werden wir künftig daran denken, uns vor dem Hallenbadbesuch zu verpflegen. Die Preise im Restaurant sind uns etwas gar hoch. 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Ingo Schmirnbach
    Ingo Schmirnbach, 15.10.2020, 20:31 Uhr

    Das Ägeriebad ist regelmässig überfüllt. Abstandhalten um sich vor Corona zu schützen ist nicht möglich. In den Morgenstunden kommen die LehrerInen mit ihren Schulklassen und merken offensichtlich nicht welchen Gefahren sie den Kindern aussetzen. Es ist ein wenig wie russisches Roulette. Es ist keine Frage mehr ob sondern nur noch wann das Bad zum Hotspott und Super speader im Agerital wird.

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