Gratiszeitung ab Freitag noch online – vorerst

Der «Rigi Anzeiger» erscheint zum letzten Mal gedruckt

Bald wird im «Rigi Anzeiger» nur noch online getanzt: Kulturgeschichte der zweitletzten Ausgabe.

(Bild: Screenshot hae)

Die Medienkrise fordert das nächste Opfer: Der «Rigi Anzeiger», eine 50-jährige Gratis-Wochenzeitung für Regionen in den Kantonen Luzern, Schwyz und Zug, erscheint am Freitag ein letztes Mal in gedruckter Form. Was geschieht mit den fünf Angestellten?

Die Region um die Rigi ist zwar eine aufstrebende, denn immer mehr Menschen ziehen vor allem in die Gemeinden entlang des Küssnachter Beckens. Doch auch in den reichen Gemeinden Adligenswil bis Weggis macht die Medienkrise nicht halt. Am Freitag werden die Leser aus den Kantonen Luzern, Schwyz und Zug die letzte Printausgabe in Händen halten.

Die Wochenzeitung steht in gedruckter Form schon seit Längerem auf wackligen Beinen: Am Donnerstag werden bei Ringier letztmals 36’185 Stück des «Rigi Anzeigers» gedruckt und dann am Freitag gratis in die Haushalte verteilt.

«Der Inseraterückgang ist enorm.»

Roland Gerber, Verlagsleiter und Besitzer

Es gehe seiner Wochenzeitung wie vielen Printerzeugnissen in der Schweiz, erklärt Verlagsleiter und Besitzer Roland Gerber. «Der Inseraterückgang ist enorm», sagt der 74-Jährige aus Inwil, der in den 80er- und 90er-Jahren Verlagsleiter bei den «LNN» und ab 1994 in der Konzernleitung der Tages-Anzeiger AG in Zürich war.

Herausgeber und Besitzer des «Rigi Anzeigers»: der 74-jährige Roland Gerber.

Herausgeber und Besitzer des «Rigi Anzeigers»: der 74-jährige Roland Gerber.

(Bild: Screenshot hae)

Seit der schweizweit führende Werbevermarkter Publicitas im Mai Konkurs ging, brechen die Einnahmen auch beim «Rigi Anzeiger» komplett zusammen. «Die Publicitas hat uns bei der Durchsetzung einer gewissen Preisgarantie bei den Inseraten stets sehr geholfen», erinnert sich Gerber.

«Im Internet können wir wohl kaum mehr viel Geld generieren.»

Vorsorglich hat der Verlagsmanager sich in den letzten Tagen entschlossen, schnell die Bremse zu ziehen und die Mitarbeitenden zu informieren. Den «Rigi Anzeiger» wird es vorerst noch online geben, aber auch das sei eine «vorübergehende Lösung». Denn Gerber macht sich wenig Illusionen: «Im Internet können wir wohl kaum mehr viel Geld generieren.»

Fünf Mitarbeiter teilen sich drei Vollzeitstellen

Der Verlagsmanager, der mit seiner Wochenpublikation bislang rund eine Million Jahresumsatz machte, beschäftigt in seiner Heimatgemeinde Inwil fünf Mitarbeiter, die sich drei Vollzeitstellen teilen. Die will er unbedingt weiter auf der Lohnliste halten, «aber da sind wir jetzt mit der Detailplanung in Gesprächen».

Zum Glück, so Gerber, seien der Druck und der Vertrieb die teuersten Posten im Zeitungsgeschäft. Ihm liegt sein Blatt am Herzen: Der «Rigi Anzeiger» verstand sich seit der Übernahme durch Roland Gerber im Jahre 2002 als «Ergänzung zur Tagespresse – mit lokalem und regionalem Fokus».

«Ich jedenfalls würde liebend gerne noch ein paar Jahre täglich für mein Blatt ins Büro kommen.»

Allerdings hat Gerber Bedenken, ob seine Leserschaft – ein eher älteres Publikum – seinem Produkt auch ins Internet folgen wird. «Wir werden sehen», so Gerber. «Ich jedenfalls würde liebend gerne noch ein paar Jahre täglich für mein Blatt ins Büro kommen.» Sagt ein Herausgeber, der schon seit zehn Jahren offiziell pensioniert sein könnte.

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