Im Luzerner Hirschmattquartier kommt's zu Wechseln

Otto’s ersetzt «Sherpa» durch neuen Parfümladen

Das Outdoorgeschäft «Sherpa» am Hirschengraben schliesst diesen Samstag.

(Bild: bic)

Im Luzerner Hirschmattquartier schliessen gleich drei Geschäfte auf einen Schlag. Interessant: Keines der Unternehmen schliesst laut eigenen Angaben aus wirtschaftlichen Gründen. Die Inhaber betonen, wie glücklich sie mit ihrem Standort stets waren. Warum es dennoch zu Veränderungen kommt.

Seit Wochen stehen grosse Schilder vor dem Eingang zum Outdoorgeschäft «Sherpa» im Luzerner Hirschmattquartier, die auf den Ausverkauf aufmerksam machen. Die Schaufenster sind mit «Sale»-Klebern versehen. Die Fliesjacken und Wanderstöcke gibt es zum Spottpreis. 

Der Totalausverkauf hat seine Gründe. Diesen Samstag schliesst der Laden seine Pforten – nach nur drei Jahren. Wird hier also das nächste Kapitel des oft beschworenen Luzerner Lädelisterbens geschrieben? Ist die Schliessung ein weiteres Indiz für die zunehmenden ökonomischen Schwierigkeiten des Detailhandels?

Keine wirtschaftlichen Gründe

Bei der Otto’s-Gruppe, zu welcher die Sherpa-Läden gehören, will man davon nichts wissen, wie CEO Mark Ineichen erklärt: «Mit dem Geschäftsverlauf und dem Standort waren wir durchaus zufrieden.» Der Laden sei in Luzern zentral gelegen und gut erreichbar. «Leider schaden aber die kantonalen ‹mittelalterlichen› Öffnungszeiten und die autofeindliche Politik der Stadt zunehmend dem Standort Luzern», so Ineichen.

Trotz dieser Wermutstropfen will sich Ineichen aber nicht beklagen. Denn auch generell zeigt er sich mit den Zahlen von Sherpa zufrieden. Dies treffe auf alle Filialen in der Schweiz zu. Otto’s möchte im Lokal am Hirschengraben künftig jedoch ein anderes Produktesegment anbieten. Deshalb müssen die Jacken und Wanderschuhe weichen.

Mitarbeiter werden übernommen

«Wir wollen an diesem Standort unseren neuen Beauty-Shop testen.» In einem exklusiven Ambiente biete Otto’s künftig Parfüms, ein ausgewähltes Sortiment für Gesichts- und Körperpflege, Professional-Hair-Care-Produkte, eine grosse Auswahl an Make-up sowie modische Accessoires feil, erklärt Ineichen.

Müssen die Luzerner Outdoorfreaks also bald über Stock und Stein gehen, um sich mit den entsprechenden Utensilien einzudecken? Ineichen verneint: «Für Sherpa suchen wie einen neuen Standort in Luzern.» Bis es so weit ist, müssen die Kunden allerdings mit den Filialen in Littau und Stans vorlieb nehmen.

Und auch für die Mitarbeiter des Ladens gibt es gute Neuigkeiten. «Es gab keine Kündigungen, alle Angestellten bleiben in der Otto’s-Gruppe», sagt Ineichen.

Auch Goldschmiedin macht dicht

Alles in Butter also im Hirschmattquartier? Nicht wirklich. Denn nur knapp 200 Meter weiter schliesst ein weiteres Geschäft. Am selben Tag wie der «Sherpa» geht auch das Goldschmiede-Atelier Dambach an der Winkelriedstrasse zu. Zehn Jahre lang bediente Inhaberin Susanne Dambach ihre Kunden im kleinen Laden direkt neben Kudi Müllers Sportgeschäft.

Die Schliessung des Ladens geschehe indes aus rein privaten Gründen, erklärt Dambach: «Ich hatte vor einigen Jahren eine Rückenoperation, die nicht so verlaufen ist, wie erhofft.» Auch wenn sie danach versucht habe, das kleine Geschäft weiterhin zu betreiben, müsse sie nun eine Pause einlegen.

«Meinen Standortentscheid habe ich nie bereut.»

Susanne Dambach

«Da ich nicht weiss, wann und ob ich wieder zu hundert Prozent arbeiten kann, habe ich mich dazu entschieden, das Ladenlokal ganz zu schliessen», sagt Dambach. Sie werde in einem kleinen Pensum aber weiterhin in der gleichen Branche arbeiten, jedoch ohne Ladenlokal und nur mit einer kleinen Werkstatt für spezielle Arbeiten. 

Dass sie das Ladenlokal aufgeben muss, bedauert Dambach insofern, dass sie mit dem Geschäftsverlauf sehr zufrieden war. «Ich bin nun seit zehn Jahren an der Winkelriedstrasse. Meinen Standortentscheid habe ich nie bereut», blickt sie zurück.

Das Atelier Dambach an der Winkelriedstrasse.

Das Atelier Dambach an der Winkelriedstrasse.

(Bild: bic)

In Kriens gibt’s Gratisparkplätze

Und gleich noch ein Geschäft in umittelbarer Nähe zieht sich aus der Stadt Luzern zurück. Das Orthopädieunternehmen «Ortho-Team Luzern» gibt per Ende Jahr seinen Standort am Hallwilerweg auf. Das Geschäft verkaufte in Luzern Produkte wie Stützstrümpfe oder Rollatoren.

«Wir haben kürzlich mit der Firma Gelbart Orthopädie an der Habsburgerstrasse unter dem Dach von Ortho-Team fusioniert», sagt Geschäftsführer Thorsten Voll. Deshalb sei die Ladenfläche am Hallwilerweg zu klein geworden. In Kriens habe man nun eine Immobilie gefunden, die den neuen Ansprüchen besser genüge. Hinzu komme, dass es am neuen Standort mehr Parkplätze gibt. «Diese können wir den Kunden sogar gratis anbieten», freut sich Voll.

A propos Parkplätze: Dieses Thema beschäftigte in den letzten Jahren auch Voll, wie er sagt. Hat er wegen fehlenden Parkplätzen also Kunden verloren? Voll dementiert: «Zwar haben uns einige der Kunden immer wieder darauf hingewiesen, dass es etwas umständlich sei, wenn man nicht direkt vor dem Geschäft parkieren kann.» Vor allem für Leute mit einer Behinderung sei es oft mühsam gewesen, wenn sie an einem anderen Ort im Quartier parkieren mussten. Negative Auswirkungen habe er letztlich aber keine gespürt, sagt Voll. «Grundsätzlich waren wir mit unserem Standort sehr zufrieden.»

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