Nach dem Heimkonzert wird neues Album eingespielt

Baarer Metal-Band Messiah ist nach 24 Jahren zurück

Als wäre er nie weg gewesen: Remo «Brögi» Broggi.

(Bild: Tim Matthijs)

Über 20 Jahre lang war es still um die Baarer Metalband Messiah. Nachdem sie im Winter erste Comeback-Schritte unternommen haben, steigt am Samstag in der Galvanik die offizielle Reunion-Show. Dann werden die netten Herren im mittleren Alter wieder zu bösen Jungs auf der Bühne.

«Wir sind aufgeregter als bei den grossen Konzerten. Ein Heimspiel mit allen Freunden im Publikum ist etwas ganz Besonderes», blickt Remo «Brögi» Broggi (52) voraus. Der Gitarrist von Messiah schiebt nach: «Aber wir sind auf jeden Fall bereit.» Am Samstag wird die Baarer Death-und-Thrash-Metal-Band in der Galvanik ihre offizielle Reunion-Show feiern. Dies nach 24 Jahren Abstinenz.

Messiah – das ist ein Quartett um Brögi, Bassist Patrick «Frugi» Hersche (48), Schlagzeuger Steve Karrer (49) und Sänger Andy Kaina (49). Der Name gehört zu den bekanntesten in der Schweizer Metalszene. Begonnen haben sie 1984, von der Originalbesetzung ist jedoch nur noch Brögi übrig.

Im Sedel wurde das Feuer entfacht

Insgesamt fünf Alben haben Messiah zwischen 1986 und 1994 veröffentlicht. Die Band spielte in zig Ländern auf den verschiedensten Metalbühnen. Die Fangemeinde war und ist gross und über den ganzen Globus verstreut – von Lateinamerika bis Indonesien. Und sie ist äusserst treu. Auch in den über 20 Jahren, als es ruhig um die Band war, wurde sie nicht vergessen.

«Eine Tournee liegt zeitlich für mich nicht drin.»

Remo «Brögi» Broggi, Gitarrist von Messiah

Doch mit der Ruhe ist es nun vorbei. Vor knapp einem Jahr an einer Party bei Brögi zuhause haben sie sich an alte Zeiten erinnert und Anekdoten hervorgekramt. Später kamen sie mit einem Sedel-Verantwortlichen ins Gespräch. «Wir haben schliesslich für drei bis vier Songs im Sedel zugesagt – nichts Offizielles, nur zum Spass», erzählt Brögi. Doch die Halle war voll und aus vier Songs wurde eine Stunde. Das Feuer war wieder entfacht.

Der Traum vom Auftritt in den USA

Dies war im vergangenen Winter. Es folgten intensive Diskussionen innerhalb der Band, ob der Name Messiah wieder auf der Metal-Landkarte auftauchen soll. Jeder brachte seine Vorstellungen ein, Brögi stellte eine Bedingung an ein offizielles Comeback: «Eine Tournee liegt zeitlich für mich nicht drin – ich habe zwei Kinder und ein eigenes Geschäft», so der Architekt.

Eine Messiah-Tour mag es nicht geben. Aber ausgewählte Auftritte im Ausland liegen allemal drin. Diesen Sommer spielten sie in Italien, Belgien und Tschechien. Nach dem Auftritt in der Galvanik geht es weiter nach Deutschland ans «Way of Darkness Festival». Im Mai erfüllt sich die Band zudem den Traum eines erstmaligen Auftritts in den USA: Am «Maryland Deathfest» in Baltimore.

Messiahs letztes Album vor der langen Pause:

Zwischen den Auftritten in Deutschland und den USA ist allerdings erstmal Songwriting angesagt. Denn das Comeback wird mit einem neuen Album verknüpft. Der Release sei für Frühling oder Sommer nächsten Jahres geplant, lässt Brögi verlauten.

Noch sind die neuen Songs nicht bereit für den Auftritt in der Galvanik, für welchen Brögi kryptisch «etwas Spezielles» ankündigt. Das Set wird dafür Songs aus fast allen bisherigen Messiah-Alben enthalten.

Die Geschichte mit dem Eisbärn

Messiah mögen es, die Genrekonventionen zu durchbrechen. So beispielsweise beim Album-Cover. Unvergessen dasjenige der Platte «Extreme Cold Weather» (1987). Der Winter 1987 zeigte sich von seiner garstigsten und erbarmungslosesten Seite. Brögi fror sich in seinem Lehrbetrieb «den Hintern ab». «Ich schaute an die Wand und sah dieses Kalenderbild eines Eisbären», blickt der 52-Jährige zurück. Und schon stand das Motiv fest. Das Eisbären-Cover ist bis heute eine Ikone unter den Metal-Covern.

Ob der Eisbär je von seiner Berühmtheit erfahren hat?

Ob der Eisbär je von seiner Berühmtheit erfahren hat?

(Bild: Facebook Messiah)

Brögi kündigt auch für das neue Album ein Genre-atypisches Design an. Er nennt das Stichwort «heimatverbunden», ohne konkreter zu werden. Die Fans sollen sich überraschen lassen.

«Ich habe hauptsächlich mit meinem Sohn ‹gejammt›.»

Brögi

«Für mich hat Messiah immer gelebt, auch wenn wir lange nicht aktiv waren», sagt der gebürtige Baarer. Der Kontakt zur Szene sei nie ganz abgebrochen. Doch musikalisch liess es der Familienvater ruhiger angehen. «Ich habe meine Gitarren behalten und hauptsächlich mit meinem Sohn ‹gejammt›. Er ist sieben und spielt Schlagzeug.»

Generationenübergreifender Support

Der Terminkalender der Bandmitglieder ist die meiste Zeit prall gefüllt. Sänger Kaina arbeitet im Sicherheitsbereich, Bassist Frugi ist im Sozialwesen aktiv und Schlagzeuger Karrer als Projektleiter bei der Stadt Zürich tätig. Entsprechend sei die Zeit für Proben rar gesät, sagt Brögi. Während es für ihn zu Beginn des Comebacks etwas ein «Chnorz» gewesen sei, laufe es inzwischen wie am Schnürchen.

Messiah in ihrem Element am Metal Méan Festival.

Messiah in ihrem Element am Metal Méan Festival.

(Bild: Tim Matthijs)

Dies gelte auch für die Festivalbesuche. «Die Organisation ist heute extrem professionell», sagt Brögi. Er geniesse es zu sehen, wie Messiah-Fans der ersten Generation mit ihren Kindern zu den Konzerten kommen. «Und die Kids tragen auch schon ein Messiah-Shirt», zeigt er sich begeistert.

Brögi glaubt auch an ein gemischtes Publikum in einer Galvanik, die gut gefüllt sein wird. Rund drei Viertel der Tickets sind bereits weg. Messiah werden nicht alleine für Stimmung sorgen. Sie bekommen Unterstützung von Cancer. Mit der britischen Thrash-und-Death-Metal-Band waren Messiah zuletzt 1990 gemeinsam auf Tour. Da bekommt der Begriff Reunion-Show gleich noch eine weitere Dimension.

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