Luzerner Metal-Band Maxxwell drückt aufs Gas

«Wir haben keinen Bock auf das Grimmige und Böse»

«Wir grinsen die ganze Zeit»: Maxxwell gilt als äusserst spielfreudige Liveband.

(Bild: zvg/Yorkproduction)

Je älter, desto härter: Die Luzerner «Metaler» Maxxwell suchen mit ihrem neuen Album den internationalen Durchbruch. Dazu verzichten sie jetzt auf ein Label und halten die Fäden selber in der Hand. Über den schmalen Grat zwischen Spass und Ambitionen.

Silbern glitzert das Cover, kantig prangen darauf die Buchstaben «Metalized». Ein Wesen mit neun Augen züngelt und zeigt Zähne. Das neue Album der Luzerner Band Maxxwell zeigt offensichtlich, wohin der Weg geht: mehr Heavy Metal, weniger Hardrock. Und so donnern die Gitarren schon im Opener «Hurricane» mit beeindruckender Spielfreude los.

Seit zehn Jahren mischen Maxxwell die Szene der lauten Gitarren auf, 200 Shows in elf Ländern haben sie bereits auf dem Buckel. Mit dem vierten Album wollen sie es nun wissen. Ihr Ziel: Konzerte in Übersee. «Auf jeder nur ansatzweise spielbaren Bühne, mit Spass in den Backen und dem obligaten Bier in der Kralle», so die Band durchaus selbstironisch.

Auch in der Vermarktung gehen Maxxwell neue Wege: Sie haben sich vom Label verabschiedet und machen alles selber – von den Aufnahmen bis zum Booking will die Band die Fäden selber in den Händen halten. Der Gitarrist Cyril Montavon (40) erzählt im Interview, wieso die Band komplett autonom unterwegs sein will.

zentralplus: Cyril Montavon, andere Bands werden auf das Alter ruhiger, Maxxwell wurde zur Metal-Band. Wie kam das?

Cyril Montavon: Ja, wir werden je älter, desto härter. Wir wollten das Live-Feeling stärker einfangen. Es hiess immer, dass wir live härter sind als auf CD. Zudem habe ich erstmals die Produktion unter meine Fittiche genommen und ich komme halt eher aus der Heavy-Metal-Szene. Zusammen mit dem anderen Gitarristen Hef Haefliger habe ich mich auch stärker am Songwriting beteiligt. Anscheinend kommt das raus, wenn man zwei Gitarristen machen lässt (lacht).

zentralplus: Könnten bisherige Maxxwell-Fans erschrecken?

Montavon: Ja, die Gefahr besteht, aber von Szene-Magazinen bekamen wir bisher extrem gute Kritiken. Es ist uns bewusst, dass wir den einen oder anderen verscheuchen, aber das war uns egal. Wir wollten in erster Linie ein Album machen, das uns gefällt. Und wir haben viel Wert daraufgelegt, dass die Songs trotzdem eingängige Melodien haben.

Cyril Montavon mit dem neuen Maxxwell-Album: «Das Beste, was wir je gemacht haben.»

Cyril Montavon mit dem neuen Maxxwell-Album: «Das Beste, was wir je gemacht haben.»

(Bild: jwy)

zentralplus: Gibt’s also keine Alterserscheinungen bei Maxxwell?

Montavon: Nein, definitiv nicht. Das Album war für uns wie eine Frischzellenkur, wir haben keine Verschleisserscheinungen. Wir gelten sowieso als spielfreudige, agile Liveband, das hören wir immer wieder. Wir ziehen auch nicht böse Gesichter auf der Bühne, sondern grinsen die ganze Zeit und treiben Schabernack.

zentralplus: Sonst ist Metal ja eher eine ernsthafte Angelegenheit.

Montavon: Ja, in dieser Szene steht das Grimmige und Böse im Vordergrund. Aber darauf haben wir keinen Bock, dafür sind wir auch zu alt. Wir sind alle um die 40, da musst du nur noch machen, woran du Freude hast.

zentralplus: Was ist das Geheimnis, dass der Spass nicht verloren geht?

Montavon: Man darf sich selber nicht zu ernst nehmen, das ist ganz wichtig. Wir haben alle viel Erfahrung und in mehr oder weniger erfolgreichen Bands gespielt. Nach ein paar Wechseln ist die Besetzung seit zwei Jahren stabil und es ist seither ein unglaublich gutes Bandgefüge.

Der neue Clip zeigt: Maxxwell haben Spass.

 

zentralplus: Wieso habt ihr für das neue Album alles selber gemacht?

Montavon: Wir waren schon bisher recht autonom unterwegs. Die Promo machte ich mit meiner eigenen Agentur, daneben hatten wir für die ersten drei Alben ein Label in Deutschland. Nun arbeiten wir, abgesehen von einem internationalen Vertrieb, komplett autonom, ohne Label oder sonst was.

Album und Tour

Maxxwell: «Metalized» ist am 21. September erschienen. Plattentaufe: Freitag, 5. Oktober, Schüür Luzern. Danach folgt eine ausgedehnte Tour durch Europa mit mehr als 50 Konzerten.

zentralplus: Wieso wollt ihr die Fäden in den eigenen Händen halten?

Montavon: Wir fanden, dass wir nicht mehr weiterkommen mit dem Label und haben den Vertrag nicht mehr verlängert. Wir hatten dann drei neue Angebote auf dem Tisch, aber keines hat uns gepasst. Also probieren wir es selber. Wir haben das Geld für die Promo selber investiert. Dafür landet alles, was jetzt reinkommt, direkt bei uns und verteilt sich nicht auf verschiedene Wege.

zentralplus: Wie viel habt ihr in die Hand genommen für das Album?

Montavon: Mit Aufnahme, Produktion, Clips, Promo, Pressung und allem sind es rund 50’000 Franken. Allein für die europaweite Promo haben wir 7’000 Euro investiert, das Marketing ist teurer als das Produkt an sich. Der grösste Teil davon sind private Investments. Das Schöne ist, dass wir treue Unterstützer, Partner und Sponsoren haben. So haben wir für das neue Album 15’000 Franken aufgetrieben. Dafür sieht unser Bandbus aus wie der von einem Fussballclub – furchtbar (lacht). Aber für uns wie auch die Sponsoren gibt das natürlich einen tollen Mehrwert.

zentralplus: Ein eigener Bus ist viel wert.

Montavon: Der ist extrem viel wert. Den haben wir uns in der Spielshow «5gegen5» erspielt, als wir 30’000 Franken gewonnen haben. Die haben uns wohl etwas unterschätzt und dachten, da komme so eine dumpfe Hardrock-Band (lacht).

Hier ihr Auftritt von damals:

 

zentralplus: Bei euch stehen die Konzerte im Vordergrund. Wieso habt ihr ein so teures Album gemacht?

Montavon: Es ist das Mittel zum Zweck, um dich interessant zu machen. Dass die Leute einen Grund haben, wieder an deine Konzerte zu kommen. Zudem möchten wir die eigene Kreativität ausleben. Egal, ob man Maler oder Musiker ist, man will einen Output. Zudem hat in der Metal-Szene die Musik noch mehr Gehalt als im Mainstream-Pop.

zentralplus: Wer kommt an eure Konzerte? Vor allem Metal-Szene-Gänger?

Montavon: Vor allem Rockliebhaber, sicher nicht die 15-Jährigen. Tendenziell ist es der 40-plus-Mann mit leichtem Bauchansatz vom Bierkonsum, der gern mal die Lederjacke anzieht und rausgeht (lacht).

zentralplus: Ein Wort noch zu eurem Motto: «Bier in der Kralle und eins aufs Maul»?

Montavon: Natürlich mit einem Augenzwinkern. Wir wollen einfach authentisch sein. Wir sind nach dem Konzert die Ersten am Merch-Stand und die Letzten, die aus dem Club geworfen werden. Unsere Fans sind uns einfach sehr wichtig.

«Das Album war eine Frischzellen-Kur»: Maxxwell beim Shooting.

«Das Album war eine Frischzellenkur»: Maxxwell beim Shooting.

(Bild: zvg/Thomas Moor)

zentralplus: Verträgt sich der Spass mit den Ambitionen?

Montavon: Wir sind ehrgeizig und wollen natürlich vorwärtskommen und möglichst viel erreichen. Wenn wir mal Geld damit verdienen, ist niemand traurig. Wir setzen sehr viel daran und planen schon die Tour für nächstes Jahr. Wenn alles klappt, werden wir viereinhalb Monate unterwegs sein. Wir wollen also nicht nur Bier trinken, sondern Erfolg haben und möglichst viele Leute erreichen.

zentralplus: Also nicht besoffen auf die Bühne?

Montavon: Hat’s auch schon gegeben (lacht). Aber das vereinbart sich eher schlecht mit unserer Art von Musik und man ist den Fans ja auch was schuldig. Darum sind wir da mittlerweile seriös. Zudem gibt es eigentlich immer nur dann Spannungen, wenn Alkohol im Spiel ist. Wenn wir mal Streit haben, dann geht’s um diesen schmalen Grat zwischen Ehrgeiz und Spass. Man muss aufpassen, dass der Spass nicht verloren geht, aber trotzdem auch Mass halten.

zentralplus: Wohin geht’s nächstes Jahr?

Montavon: Vor allem quer durch Europa, vielleicht noch Russland und ein Teil von Asien. Und eventuell nach Amerika, aber das ist noch nicht spruchreif. Übersee wäre eine Premiere!

zentralplus: Ihr wollt es also wirklich wissen!

Montavon: Ja, mit diesem Album wollen wir’s wissen, wir haben extrem viel investiert, jetzt muss es einen Schritt vorwärts gehen. Es wäre der logische Schritt, es ist aus unseren Augen mit Abstand das Beste, was wir je gemacht haben.

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