Auch die Eigentümerin SBB hält sich bedeckt

Luzerner Torbogen: Weit und breit keine Retter in Sicht

Keine Augenweide: Die Rückseite des Torbogens. Hier ist die Parkhauslüftung untergebracht.

(Bild: bic)

«Der Torbogen ist ein Megaunfall», titelte zentralplus kürzlich. Die Reaktionen und Kommentare auf diese Aussage dreier Luzerner Architekten waren teils äusserst heftig. Doch jetzt zeigt sich: Auch von Seiten der Denkmalpflege gibt es derzeit keine grosse Unterstützung für das Monument. Und auch die Inhaberin des Bogens hält sich dazu bedeckt.

Der Artikel warf bei den Lesern hohe Wellen. Der Torbogen am Bahnhof sei ein «Megaunfall», sagten drei Luzerner Architekten gegenüber zentralplus. Ihre brisante These: Sollte er jemals in Frage gestellt werden, würde sich wohl niemand für dessen Erhalt einsetzen (zentralplus berichtete). 

Dutzende Kommentare hagelte es darauf in den sozialen Medien. Es sei eine Frechheit und Anmassung der drei Architekten, so über ein Luzerner Wahrzeichen zu reden, lautete der Tenor. Zudem würden die Architekten weder wissen, welche Bedeutung der Bogen für die Luzerner hat, noch hätten sie die Kompetenz dazu, darüber zu urteilen.

«Architekten denken gerne in Rastern, also in einer ‹Waagrecht- und Senkrecht-Welt›, wo ein Bogen natürlich ein Fremdkörper ist. Darum mögen sie ihn nicht. Nur hat dieser Torbogen viel mehr Geschichten zu erzählen, und erst noch spannendere», äusserte sich ein Leser in der Kommentarspalte. «Der Torbogen gehört zum Luzerner Bahnhof und ist auch für Nicht-Luzerner nicht wegzudenken», enervierte sich eine Leserin.

Die Kommentatoren halten sich nicht zurück.

Die Kommentatoren halten sich nicht zurück.

(Bild: Screenshot Facebook)

Kaum Rückendeckung von der Denkmalpflege

Weil die Architekten sich nur mit den baulichen und funktionalen Aspekten des Torbogens, wie zum Beispiel der Parkhauslüftung, auseinandersetzten, wurden historische und denkmalpflegerische Komponenten mehr oder weniger aussen vor gelassen. Wie die Kommentare zeigen, führte dies zu einigem Unverständnis. Aber besitzt der Torbogen überhaupt einen historischen Wert und schätzen ihn die Verantwortlichen als schützenswert ein?

«Das mittig auf den Bahnhofplatz wieder aufgebaute ehemalige Portal des abgebrannten Bahnhofgebäudes von 1896 erinnert an den historischen Luzerner Bahnhof», sagt Cony Grünenfelder, Denkmalpflegerin des Kantons Luzern. «Die Art und Weise der Präsentation des Portals als Relikt auf dem Bahnhofplatz ist ein typischer Zeuge seiner Entstehungszeit nach dem Brand des alten Bahnhofgebäudes.»

Die Figurengruppe «Zeitgeist», die auf dem ehemaligen Portal platziert ist, gelte als künstlerisch bedeutendes Werk und sei im kantonalen Denkmalverzeichnis eingetragen. «Damit steht die Figur unter Schutz und muss daher angemessen präsentiert werden», so Grünenfelder. Was das im Detail bedeute, könne sie im Moment indes nicht sagen. «So oder so. Es muss eine denkmalpflegerisch vertretbare Lösung gefunden werden.»

«Im Zusammenhang mit dem künftigen Ausbau des Bahnhofs Luzern muss ohnehin auch die Situation am Bahnhofplatz geprüft werden.»

Reto Schärli, SBB-Mediensprecher

Heisst das, dass eine angemessene Präsentation also auch ohne den Bogen möglich wäre? Könnte man die Figuren einfach auf den Boden stellen? Dazu kann Grünenfelder zurzeit keine abschliessende Antwort liefern. Es bleibt also ungeklärt, ob das Monument an sich einen denkmalpflegerischen Wert aufweist. Auf den Kanton können sich die Verfechter des Monuments, Stand heute, wohl nur bedingt verlassen.

Die Figurengruppe «Zeitgeist» steht unter Schutz. Ob dies auch für den Torbogen gilt, kann aktuell niemand sagen.

Die Figurengruppe «Zeitgeist» steht unter Schutz. Ob dies auch für den Torbogen gilt, kann aktuell niemand sagen.

(Bild: ida)

Zurückhaltung bei den SBB

Egal, welche Bedeutung die Denkmalpflege dem Torbogen auch beimisst: Über das Schicksal des Torbogens müssten am Ende des Tages wohl die SBB entscheiden. Denn der Torbogen ist im Eigentum der Bundesbahnen. Würden sie den Torbogen im Ernstfall also retten?

«Für die SBB hat der Torbogen in Luzern Erinnerungswert. Er ist ein bahnhistorisches Zeugnis», sagt Mediensprecher Reto Schärli. Der Torbogen versinnbildliche einerseits den historischen Bahnhof von 1896 und andererseits den Grossbrand, der diesen 1971 zerstörte.


Trotzdem will man sich bei den SBB momentan nicht festlegen, inwiefern man für den Erhalt des Bogens einstehen würde und ob er als Denkmal schützenswert ist. «Im Zusammenhang mit dem künftigen Ausbau des Bahnhofs Luzern muss ohnehin auch die Situation am Bahnhofplatz zusammen mit allen Partnern geprüft werden. Namentlich mit der Stadt Luzern, auf deren Platz der Torbogen steht», sagt Schärli. Bevor aber eine vertiefte Überprüfung nicht vorgenommen wurde, könne man sich nicht weiter dazu äussern.

Fazit: Auch von der Inhaberin des Torbogens gibt es momentan kein eindeutiges Bekenntnis zum Luzerner Monument. Wie sich die Situation präsentiert, sollte der Bogen dereinst tatsächlich zur Disposition gestellt werden, wird sich weisen müssen. Allfällige Rettungsversuche müssten allenfalls aus der Gesellschaft kommen. Emotionale Debatten wird es aber mit Sicherheit geben.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marcel Sigrist
    Marcel Sigrist, 03.09.2018, 14:57 Uhr

    Der beste Kommentar zum «Unfall»: Roli Greter, am 25.08.2018, 21:31 Uhr –
    «Oje, Tick Trick und Track auf Achse…»

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