Die Stadt Zug beteiligt sich mit 370'000 Franken

Trotz scharfer Kritik: Centro Español erhält neues Lokal

Das Vereinsheim des «Centro Español» in der Zuger Kollermühle wurde Ende August 2017 durch einen Kabelbrand bis auf die Grundmauern zerstört.

(Bild: woz)

Der Verein Centro Español erhält ein neues Vereinslokal. Am Dienstag bewilligte der Zuger Grosse Gemeinderat einstimmig einen Kredit von 370’000 Franken. Damit wird die 2017 abgebrannte Holzbaracke an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Zu reden gab im Parlament aber die Untervermietung des Lokals an den Gastro-Pächter.

Im August vergangenen Jahres brannte der Dachstock des spanischen Vereinslokals «Centro Español» lichterloh – die Bestürzung war gross (zentralplus berichtete). Vorerst blieb der Spanische Verein Zug ohne Lokal (zentralplus berichtete).

Zwar konnte dem Verein im alten Kantonsspital ein Ersatzlokal zur Verfügung gestellt werden, ein gleichwertiger Ersatz war dieses Lokal jedoch nicht. Deshalb soll an der Chamerstrasse in der Kollermühle ein Ersatzbau, wieder in Holzbauweise, erstellt werden. Kostenpunkt: 370’000 Franken. Der Schaden wird von der Gebäudeversicherung übernommen, weshalb für die Stadt keine Kosten entstehen.

Umstrittener Mietzins

Der Verein zahlt neu eine monatliche Miete von 1800 Franken. Diese Seite des Geschäfts war im Grossen Gemeinderat unbestritten. Mehr zu reden gab der Mietzins, beziehungsweise dessen Verwendung.

Bis zum Brand entrichtete der Verein der Stadt einen monatlichen Mietzins von 850 Franken. Der Verein vermietete das Lokal dem Betreiber des Lokals, kassierte dafür monatlich 3300 Franken und erzielte damit einen Jahresgewinn von 29’400 Franken, wie die Geschäftsprüfungskommission (GPK) in ihrem Bericht aufdeckte.

Offenbar finanzierte der Verein damit einen Teil seiner Vereinsaktivitäten, nebst Auslagen für Unterhalt und Inventar des Lokals. Dieses Verhalten sorgte im Parlament für  Irritation und wurde nicht gutgeheissen.

«Dreiste Machenschaften»

«Stellen Sie sich vor, die Stadt stellt einem Obdachlosen eine günstige Wohnung zur Verfügung. Dieser vermietet diese auf Airbnb und leistet sich dann Luxusferien», monierte Philip C. Brunner (SVP), der Präsident der GPK gegenüber der «Zuger Zeitung». Etwa so habe es sich bisher beim Centro Español zugetragen.

Auch andere Vereine seien sozial tätig, würden aber ihre Mittel aus Spenden oder mit Aktionen finanzieren. «Es war nie die Idee, dass eine günstige Miete die Möglichkeit für einen hohen und leichten Verdienst ermöglicht», so Brunner. 

Ins gleiche Horn stiess Benny Elsener (CVP): «Der Brand deckte Missstände in der Vereinsführung auf.» Die Stadt habe im Wissen um eine gute Sache einen günstigen Mietzins verlangt, während der Verein «dreist» das Objekt verpachtet habe, um so zu 29400 Franken für ein «luxuriöses Vereinsleben» zu kommen.

Centro fasst Leistungsauftrag

Die GPK suchte zusammen mit dem Stadtrat nach Lösungen, wie eine bessere Transparenz und Kontrolle des Gastrobetriebs im Centro erreicht werden kann. Die Lösung: Die Stadt wird mit dem Verein Centro Español eine Leistungsvereinbarung abschliessen, die sich am Ertrag des Centros orientiert. Dieser beträgt aktuell 18’000 Franken.

Für diesen Betrag hat der Verein gegenüber der Stadt auszuweisen, dass er mit seinem Angebot einen «Service public» erbringt. Aus heutiger Sicht, so Stadtrat Karl Kobelt, Vorsteher des Finanzdepartements, sei dies gegeben: Der Verein biete spanisch sprechenden Menschen ein soziales Gefäss, zudem besuchten auch viele nicht spanisch sprechende Personen das Lokal. Schliesslich nehme das Centro einen wichtigen interkulturellen Austausch wahr. Diese Lösung stiess im Rat auf Zustimmung.

Gemäss der «Zuger Zeitung» versprach Stadtrat Kobelt eine rasche Darlegung der Vereinsstrategie. Diese soll künftig Transparenz, Kontrolle und eine korrekte Verwendung der Gelder gewährleisten.

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