Mit Ende des Hotels Lorze fehlen Zimmer im Zentrum

Cham will neues Hotel im Gewerbegebiet – aber sonst niemand

Brachland im Chamerried: Der Chamer Gemeinderat wäre über ein Business-Hotel wie etwa das City Garden in Zug (Blase) entzückt.

(Bild: mam /zvg)

Bald schliesst im Chamer Zentrum das Hotel Lorze. Ersatz könnte auf der Städtler Allmend entstehen, wo sich der Chamer Gemeinderat auf der zu überbauenden Riesenbrache ein neues Business-Hotel wünscht. Doch dieser Wunsch kommt wohl zu spät.

Noch bis Ende September ist es geöffnet – das Drei-Sterne-Hotel Lorze am Dorfplatz in Cham. Dann schliesst das Haus vis-à-vis dem Lorzensaal und die Hirslanden-Gruppe baut die Räumlichkeiten zu einem Ärztehaus für Belegärzte der Andreas-Klinik aus.

Dann fehlt der Gemeinde eine zentrale Unterbringungsmöglichkeit für Gäste. Zwar hat in der Nähe das Hotel Bahnhof kürzlich wieder seine Tore eröffnet. Doch mit gegenwärtig 10, dereinst 13 Zimmern ist das Haus relativ klein.

Swissever Hotel ist Platzhirsch in Cham

Das mag den Eifer des Chamer Bauchefs Rolf Ineichen (SVP) zum Teil erklären, der fleissig für ein neues Hotel auf der Riesenbrache des Chamerrieds weibelt, welche die Firma Heinz Häusler AG zusammen mit den Grundbesitzern Coop und Holcim überbauen will (zentralplus berichtete).

«Der Chamer Gemeinderat wünscht sich ein neues Hotel.»

Rolf Ineichen (SVP), Chamer Bauchef

Doch braucht es im Gebiet der Städtler Allmend überhaupt ein neues Hotel? Und wie realistisch ist die Idee der Chamer Stadtoberen angesichts der Tatsache, dass in Lindencham mit dem Swissever Hotel bereits ein grosses Haus mit 120 Betten besteht, das sich vorrangig an Geschäftsreisende wendet?

Entwicklungsgebiet mit Zukunft

«Natürlich hängt die Idee davon ab, ob sich private Bauherren finden, die ein Hotel realisieren wollen», sagt Ineichen auf Anfrage. «Aber der Gemeinderat wünscht sich das durchaus.» Das Gewerbegebiet der Städtler Allmend, wo derzeit der neue Hauptsitz des Autoimporteurs Amag hochgezogen wird, sei ein Standort mit einer grossen Entwicklungsdynamik.

Das Riesen-Areal am Chamer Alpenblick: Wo jetzt noch Amag seine Autos abstellt, wird sich Coop weiter ausdehnen mit einem grösseren Bau- und Möbelmarkt sowie mit einem weiteren Lebensmittelangebot.

Riesen-Brache Chamerried: Wo jetzt noch Amag seine Autos abstellt, wird Coop seinen Baumarkt ausbauen – sonst ist vieles noch unklar.

(Bild: woz)

Laut Sara Hübscher, Präsidentin von Cham Tourismus, wäre ein Hotel im Chamerried im Interesse der Gemeinde. Zwar gebe es normalerweise genügend Hotelbetten in der Umgebung. «Doch bei einem speziellen Event sind die schnell ausgebucht.»

Häusler ist auf Wohnungen fixiert

Doch es ist fraglich, ob sich die Landeigentümer im Chamerried für diese Sichweise erwärmen mögen. Bei der Heinz Häusler AG war keine Auskunft erhältlich. Die Immobilienpromotoren, welche in unmittelbarer Nachbarschaft die Erweiterung der Hochhaus-Wohnsiedlung Alpenblick realisiert haben, sind jedoch alles andere als Feuer und Flamme für die gemeindlichen Ideen. Dies zeigen Recherchen von zentralplus.

Demnach neigen sie vielmehr dazu, auf dem Areal Wohnungen zu erstellen. Weil das laut Zonenplan nicht möglich ist, würden sie die Arbeitszone am liebsten umzonen lassen.

Die «One One»-Türme beim Alpenblick in Cham sehen chic aus. Und sind für Unbefugte schwer zu erklimmen.

Die «One One»-Wohntürme beim Alpenblick in Cham – ein Projekt der Heinz Häusler AG.

(Bild: wia)

Potenzial für weiteres Hotel wäre da

A priori sind im Wachstumsgebiet des Zuger Ennetsees weitere Hotellerieprojekte durchaus zu erwarten, wie auch das jüngste Projekt eines 50-Zimmer-Hotels auf der Chäsimatt in Rotkreuz zeigt (zentralplus berichtete).

Auch der Zuger Tourismusdirektor Nicolas Ludin glaubt daran, dass ein Markt für ein weiteres grosses Businesshotel im Kanton Zug bestehe. Die Herausforderung in der Zuger Hotellerie sei, das Hotel übers Wochenende besser auszulasten. Von Montag bis Donnerstag seien viele Häuser ohnehin gut gebucht. «Dennoch müsste es eigentlich möglich sein, ein weiteres Haus rentabel zu betreiben», sagt der Geschäftsführer von Zug Tourismus.

Zuger Version des Hotel Fox

Doch genau auf dem fraglichen Areal, dem Gewerbegebiet zwischen den Dörfern Steinhausen und Cham, zeichnet sich bereits ein grosses Hotelprojekt ab. Genauer gesagt im Sumpf, wie das Areal auf Steinhauser Boden heisst.

Nach einem Bericht der «Zuger Zeitung» planen zwei deutsche Investoren über ihre Hotel Fox Zug AG an der Turmstrasse ein grosses Businesshotel mit über 100 Betten. Von dort aus lässt sich das gesamte Chamer Gewerbegebiet Städtler Allmend innerhalb von 5 Gehminuten erreichen.

Gibt’s schon: Swiss Hotel und Andi’s B’n’B

Ebenfalls in der Nähe, gleich beim Bahnhof Steinhausen und Einkaufszentrum Zugerland, befindet sich mit «Andi’s B’n’B» eine Unterkunft in einem Gewerbebau, die auf der Online-Buchungsplattform booking.com bei der Gästezufriedenheit Höchstwerte erzielt. Und das Swiss Hotel am Choller, das ebenfalls recht gut bewertet wird, ist ebenso in Marschdistanz.

Vielleicht ist der Chamer Gemeinderat mit seinen Wünschen einfach zu spät dran. Was nichts daran ändert: Um die Nutzung der Brache im Chamerried gibt’s einen Interessenskonflikt. Und der ist alles andere als ausgestanden.

 

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