Bereits über 10'000 Fische mussten gerettet werden

Fischsterben: Luzern steht am Rande einer Katastrophe

Nur noch zehn Fälle von Fischsterben gab’s im Kanton Luzern.

(Bild: Fischereiverband des Kantons Luzern)

Die Fische der Schweiz leiden unter den hohen Temperaturen. Nachdem in einem anderen Kanton das Fischsterben bereits Tatsache ist, kämpfen die Luzerner Verantwortlichen noch immer um das Leben der Tiere. Doch die Hitze der nächsten Tage verheisst nichts Gutes.

Während die warmen Temperaturen Badegäste und Wanderer erfreuen, sind sie die Fischer im ganzen Land seit Wochen in Alarmbereitschaft. Die warmen Wassertemperaturen werden für die Tiere zum Problem. Ab 23 Grad zeigen Fische wie Äschen oder Forellen erste Symptome von Stress, ab 24 bis 25 Grad wird es für sie lebensbedrohlich. Nachdem die Situation sich tagelang zuspitzte, ist das befürchtete Fischsterben Realität: Am Montagmorgen vermeldete Schaffhausen das Ableben von Äschen im Rhein, am Abend wurden bereits über eine Tonne toter Äschen aus dem Fluss gefischt. In den Medien kursieren vermehrt Bilder von toten Fischen im Wasser.

So schlimm ist die Situation im Kanton Luzern noch nicht. Kurt Bischof vom kantonalen Fischereiverband sagt: «Wir sind alarmiert und verfolgen die Situation sehr aufmerksam.» 

«Wenn die Situation bis Ende Woche so bleibt, wird bei uns dieselbe Situation eintreten wie in Schaffhausen.»

Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei

Philipp Amrein

Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei.

Umsiedlungen haben geholfen

Die Luzerner Fischpächter stehen die Tage im Dauereinsatz, sie führen gemeinsam mit Spezialisten der Dienststelle Landwirtschaft und Wald kontrollierte Umsiedlungen der Tiere durch. Seit dem 2. Juli laufen täglich Rettungsaktionen. Die Tiere werden aus den warmen, sauerstoffarmen Gewässern gefischt und an kühleren Plätzen wieder ausgesetzt.

Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei des Kantons Luzern, ist verantwortlich für die Notmassnahmen. Er sagt, bisher seien weit über 10’000 Fische gerettet worden. Auch für Montag und Dienstag sind weitere Massnahmen im ganzen Kanton geplant.

Kurt Bischof vom kantonalen Fischereiverband lobt Amrein für seinen Einsatz: «Die Behörden haben in Zusammenarbeit mit lokalen Fischern einen super Job gemacht.»

Harte Tage stehen bevor

Dennoch: Entwarnung geben kann der Kanton nicht. Vor allem die Äschen in der Reuss seien bedroht, meint Philipp Amrein. Neuste Messungen vom Montag zeigen: Der Fluss ist bis zu 25 Grad warm, im «Blick» war gar von gemessenen 26.9 Grad zu lesen – zu warm für die Tiere. Doch glücklicherweise finden diese (noch) Zuflucht in den etwas kühleren Zuflüssen.«Die Fische hängen in diesen Gewässern wie am Tropf», sagt Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei des Kantons Luzern. Der Rückzug in Seitenbäche zeige, wie angespannt die Tiere seien.

Regeln zum Schutz der Tiere

Der Fischereiverband Luzern Anglern, Schwimmern und Schifffahrern Tipps, um die akute Situation der Fische nicht unnötig zu verschärfen:

  • Nicht durch übermässigen Schiffsverkehr die immer eingeschränkteren Lebensräume unnötig aufwühlen.
  • Auf gar keinen Fall Wasserentnahmen aus Gewässern (zum Beispiel Bewässerung für die Landwirtschaft) vornehmen.
  • Badende sollten unbedingt Kaltwasserzonen (in diese ziehen sich die Fische automatisch zurück) meiden.
  • Fischer: Warme Gewässer befischen, um unnötigen Stress für die Tiere zu vermeiden.

Er sagt: «Wenn die Situation bis Ende Woche so bleibt, wird bei uns dieselbe Situation eintreten wie in Schaffhausen.» Erst am Freitag sollen die Temperaturen auf rund 25 Grad sinken. Doch trotz der voraussichtlichen Abkühlung bleibe die Situation im Wasser problematisch. «Bis sich die Temperatur der Gewässer verändert, kann es einige Tage dauern», sagt Amrein.

Die notfallmässige Umsiedelung der Äschen sei nicht möglich, da die Reuss ein zu grosses Gewässer darstellt. Das einzige, was den Fischen nützen würde, wäre eine längere Regenperiode. Danach sieht es aber auch die nächsten Tage nicht aus. Die Fische sind also ihrem eigenen Schicksal überlassen.

Die Hoffnung aufgeben will Kurt Bischof vom Fischereiverband nicht. «Wir hoffen, dass die Fische mit ‚Födli einziehen’ und einem Schweine-Glück durchkommen.» Aber eine wirkliche Prognose für Luzern will er nicht abgeben. «Dafür bräuchte man eine Kristallkugel», sagt er.

Die Wasserstände in Schweizer Flüssen sind tief. Hier: Ein Bootshaus, das nun neben statt im Wasser steht.

Die Wasserknappheit hinterlässt Spuren. Hier: Ein Bootshaus, das neu neben statt im Wasser steht.

(Bild: zvg)

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