Schnider will Bergbahn Sörenberg auf Kurs bringen

Entlebucher Chef-Promoter setzt auf das Rothorn – und Sommertouristen

Theo Schnider, Direktor der Unesco-Biosphäre Entlebuch.

(Bild: zvg)

Der Direktor der Unesco-Biosphäre Entlebuch übernimmt wohl das VR-Präsidium der Sörenberg-Bahnen. Das Unternehmen kämpft mit Zukunftssorgen. Kürzlich wurde die Sistierung der 8er-Gondel aufs Rothorn bekannt, daraufhin schmiss der bisherige Präsident den Bettel hin. Theo Schnider sieht die Tourismusregion gefährdet.

Er ist bekannt für seine Spässe und Sticheleien – das zeigte er kürzlich mit seinem Bänklistreik mit der Stadt Luzern (zentralplus berichtete). Doch dieses Mal ist es ihm ganz ernst: Theo Schnider, Direktor der Unesco-Biosphäre Entlebuch (UBE), will neuer Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Sörenberg werden (zentralplus berichtete).

Der Wechsel geht einher mit dem schwerwiegenden Entscheid des Verwaltungsrates, auf eine 8er-Gondelbahn zwischen Sörenberg Dorf und der Ostseite des Rothorns zu verzichten. 39 Millionen Franken sollten in den kommenden Jahren insgesamt im Bereich Wintersport investiert werden, ein Teil davon wurde bereits mit einem modernen Skilift auf dem Rothorn eingelöst. Nicht einverstanden mit der Sistierung war der bisherige Verwaltungsratspräsident Fredy Portmann – deshalb gibt er auf die kommende GV im Herbst sein Amt ab (zentralplus berichtete).

Investitionen im Rothorn gehen weiter

Nur vier Jahre vor seiner Pensionierung nimmt Schnider nun einen herausfordernden Reorganisationsprozess in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld in Angriff. Weshalb tut er sich das an? «Die Bergbahnen Sörenberg sind eine bedeutende Unternehmung für die Region. Ihr Wohlergehen ist wichtig für das Entlebuch», sagt Schnider. Die verschiedenen Partner der Unesco-Region müssten sich im Verbund gegenseitig stützen und stärken.

Obwohl nun auf die Gondelbahn verzichtet wird, hält Schnider an einer besseren Erschliessung des Rothorns fest. Doch weshalb verzichtet der Verwaltungsrat auf das ursprüngliche Projekt? «Die Kosten sind uns davongelaufen und hätten zu viele Mittel für ein Teilprojekt gebunden», sagt Schnider. Alternativen würden nach der Generalversammlung ab Herbst erarbeitet werden. Auch Lösungen für den Erschliessungstunnel zwischen den Liften und der Standseilbahn werden in Angriff genommen.

Fest steht – in puncto Wintersport spielt die Musik in Zukunft vermehrt auch auf dem Rothorn: «Auch aufgrund der Klimaentwicklung investieren wir in das Skigebiet oberhalb von 2000 Metern.» Im Ski- und Wandergebiet Dorf seien Investitionen mittelfristig ebenfalls nötig. Eine weitere Herausforderung sei, dass der Skitourismus insgesamt mit einem Rückgang an Skifahrern zu kämpfen habe.

Schnider will Sommertourismus stärken

Die Mitbewerber machen Druck, etwa die Skigebiete in Engelberg und im bernischen Hasliberg. Kann man dieser Konkurrenz das Wasser reichen? «Entscheidend ist, dass wir unsere Stärken ausspielen und nicht zur Kopie der anderen Wintersportdestinationen werden», sagt Schnider. Ein starkes Segment seien insbesondere Familien mit Kindern. Ausserdem biete Sörenberg im Winter zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten ohne Nadelöhr. Man sei nicht einfach ein Skigebiet, sondern das einzige Skigebiet der Schweiz in einer internationalen Modellregion, betont Schnider.

«Die Kräftekonzentration ist ein entscheidendes Mittel zum Erfolg.»

Theo Schnider, Direktor der Unesco-Biosphäre Entlebuch

«Deshalb stehen auch substantielle Investitionen in den Sommertourismus an. Dieser ist bereits heute wichtig und wird immer wichtiger werden», sagt Schnider. Ein Beispiel ist der bereits realisierte Moorwasserspielpark Mooraculum auf der Rossweid. Einer der grössten Erlebnis- und Naturparks der Schweiz für Familien. «Dieses Angebot funktioniert hervorragend», sagt Tourismusfachmann Schnider. Welche Projekte im Bereich des Sommertourismus weiter geplant sind, will Schnider noch nicht verraten. «Es bestehen diverse Projektideen – diese sind aber noch nicht spruchreif.» Mit erheblichen Investitionen ist auch hier zu rechnen in den kommenden Jahren. «Im Tourismus ist es entscheidend, dass Investitionen getätigt werden, um mithalten zu können, nicht aber um jeden Preis», sagt Schnider. 

«Mir geht es nicht um Macht»

Bevor die grossen Bögen geschlagen werden können, muss sich Schnider jedoch den bestehenden Problemen widmen. «Es braucht erst einmal eine gewisse Ruhe reinzubringen in die Unternehmung und zusammen mit den VR-Kollegen unaufgeregt die strategische Arbeit anzugehen», so Schnider. Trotz Schlagzeilen seien die Mitarbeiter wie auch der Verwaltungsrat sehr motiviert, die Herausforderungen anzupacken.

Schnider will seine beiden Positionen ausserdem dazu nutzen, die verschiedenen Player unter dem Dach der UBE noch näher zusammenzurücken. «Die Kräftekonzentration ist ein entscheidendes Mittel zum Erfolg.»

Das lässt aufhorchen. Sollte Schnider als VR-Präsident gewählt werden, kann er beachtliche Macht auf sich konzentrieren in der Biosphäre. Zu viel Macht? «Nein. Unser Schweizer Milizsystem, die Demokratie in der Schweiz lebt nur dank Personen, die bereit sind, mehrere Hüte gleichzeitig zu tragen und mehr zu leisten als das, was gerade verlangt wird», sagt Schnider.

Genau das mache die Schweiz zum Erfolgsmodell. Ihm gehe es keineswegs um Macht, sondern darum, Begeisterung und Leidenschaft zu wecken für die Tourismusregion Entlebuch, für das Tourismusland Schweiz. Man dürfe nicht wegschauen, wenn es Probleme gebe, sondern müsse Verantwortung übernehmen, müsse sich aufopfern können für eine Sache – dazu sei er mit einem tollen Team bereit. «Die Diskussion um Mafia und Filz gehört in die Krimi-Ecke.»

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