Die SC Kriens Supporters haben einen neuen Präsi

Fanliebe, die unter die Haut geht

Das Krienser Gemeindewappen und das SCK-Logo zieren den Oberarm von Thomi Sigrist.

(Bild: les)

«Das Kleinfeld ist mein Zuhause», sagt Thomi Sigrist, der neue Präsident der Fangruppierung «Supporters Kriens». Seit seiner Kindheit unterstützt er den SC Kriens: Auch beim neuen Stadion, obwohl manch Fussballromantiker darüber die Nase rümpft. In der Challenge League wird er die kultigen Auswärtsfahrten in die Fussballprovinz vermissen.

Bereits als Fünfjähriger wurde Thomi Sigrist vom Virus «SC Kriens» infiziert. Damals trat er als F-Junior dem Club bei, dem er auch heute als Trainer der zweiten Mannschaft noch angehört. Doch Sigrist, dessen Mutter übrigens die Stadionbeiz schmeisst, ist in erster Linie Fan. Ein ganz besonderer, denn seit dieser Saison ist der 34-Jährige Präsident der SCK Supporters, der offiziellen Fangemeinschaft des Fussballclubs.

«Das Kleinfeld ist mein Zuhause», erklärt Sigrist, als wir ihn kurz vor seinem Training treffen. Seit den Anfängen der Fanszene war er mit dabei, seit zehn Jahren im Vorstand der Supporters. «Jetzt bin ich in einem Alter, wo ich eine gute Brücke zwischen den jungen und den gestandenen Fans schlagen kann», sagt er über sein neues Amt. 

99 Mitglieder zählen die SCK Supporters. Dazu 4 Ehrenmitglieder. «Wir sind eine sehr familiäre Fanszene, man kennt alle beim Vornamen», beschreibt Sigrist den speziellen Groove. Während Fussballfans häufig anonym operierten und sich als Widerstandsbewegung verstünden, sei man in Kriens locker drauf. «Wir sind eine positive Gemeinschaft und reisen wegen unserer Mannschaft an die Auswärtsspiele und unterstützen die Jungs lautstark 90 Minuten lang.» 

Thomi Sigrist vor dem neuen Kleinfeld-Stadion.

Thomi Sigrist vor dem neuen Kleinfeld-Stadion.

(Bild: les)

Das sei gerade in der 1. Liga besonders gwesen. Die sechs Jahre ausserhalb der Nati B haben ihm sehr gefallen. «Die Auswärtsfahrten waren kultig.» Bavois, Brühl, Münsingen, Breitenrain – die SCK Supporters reisten während Jahren durch die Provinz. «Abschrankungen gibt es in der ersten Liga keine, als Auswärtsfan wird man mit offenen Armen empfangen.» Sigrist erzählt von einer Partie in Köniz, als der Wirt der Stadionbeiz vier Runden offerierte und trotzdem noch den Umsatz des Jahres machte. 

Zurück in der Challenge League wird sich einiges verändern. Während die Fans mit ihren Gesängen bisher höchstens in Yverdon oder Cham von gegnerischen Anhängern gekontert wurden, wird es nun in jedem Stadion laut zu und her gehen. «Für die Älteren ist das nichts Neues, die Jungen müssen sich daran gewöhnen.» Gewalt ist für die Krienser Fans kein Thema. «Wir halten da ein Auge drauf und weisen auch Mitglieder zurecht, die sich nicht zu benehmen wissen.» Die soziale Kontrolle funktioniere gut. Man habe Respekt voreinander. «Dies liegt sicher auch daran, dass wir 35 Familienväter dabei haben», erklärt Sigrist, der selbst auch kürzlich Vater wurde. 

Die Leiden im alten Kleinfeld

Am Samstag findet das erste Heimspiel statt. Wobei das beim SC Kriens aktuell so eine Sache ist. Weil das eigene Stadion noch nicht fertig ist, werden die ersten Spiele in der Swissporarena ausgetragen. Im Oktober folgt dann der Einzug ins neue Kleinfeld. Ein neues Stadion stösst bei Fans normalerweise auf Ablehnung. «Klar war das alte Kleinfeld eine Kultstätte», sagt Sigrist wehmütig. Doch sein Verständnis ist gross. «Es wurde Zeit, wir haben in der Kurve gelitten.» So sei man im Unkraut gestanden und bereits nach 15 Spielminuten seien Ameisen die Beine hochgekrabbelt. 

Und auch beim Thema Kunstrasen schlägt Sigrist versöhnliche Töne an. «Die Vorteile überwiegen und uns ist bewusst, dass man darauf auch viel besser und bei jeder Witterung trainieren kann.» Nicht alle Supporters teilen diese Meinung. «Klar gibt es kritische Stimmen», weiss Sigrist, denn der frühere «Acker» im Kleinfeld stellte manchen Gegner vor Herausforderungen. Er erinnert sich an eine «Schlacht» gegen Lausanne. Dazu gewann der SCK ein legendäres Cup-Spiel gegen die AC Bellinzona mit 5:4, bei dem das Wetter während 90 Minuten alle vier Jahreszeiten durchmachte. «Irgendwie gehört es zum Fussball einfach dazu, dass man nach dem Spiel ein schmutziges Leibchen hat.» Da drückt der Fussball-Romantiker doch in ihm durch.

Thomi Sigirist heizt den SCK-Fans ein.

Thomi Sigirist heizt den SCK-Fans ein.

(Bild: Roger Keller)

«Fussball bedeutet eben auch Leidenschaft, Einsatz und Kampfgeist», so Sigrist. Eigenschaften, die für den SC Kriens stehen. Die Identifikation ist gross und das Verhältnis der Fans zur Mannschaft speziell. «Wir hatten erst kürzlich einen Grillabend, den alle Spieler besuchten. Wir führen auch Töggeli- oder Poker-Turniere durch, an denen die Spieler gern gesehene Gäste sind.» Doch auf zu viel Friede, Freude, Eierkuchen will der Fan dann doch nicht machen. «Wir können auch anders. Als bei einem Auswärtsspiel der Einsatz nicht stimmte, haben wir auch schon die Heimfahrt der Mannschaft mit einem Sitzstreik um zwei Stunden verzögert.»

Für die aktuelle Saison ist Sigrist positiv gestimmt. «Ich denke schon, dass wir uns in der neuen Liga festbeissen können.» 

Vom Kleinfeld an die Anfield Road

Mit dem Aufstieg in die Challenge League wird sich auch in der Mannschaft einiges verändern. So wurden etwa drei Talente des FC Luzern ausgeliehen, die weiter reifen sollen. Solche Spieler sehen den SCK wohl nur als Sprungbrett und streben nach Grösserem. «Es gibt sehr skeptische Leute unter uns diesbezüglich», meint Sigrist. Er findet eine Zusammenarbeit jedoch sinnvoll, gerade auch, weil Beispiele wie Ridge Munsy, Dejan Sorgic oder Chris Kablan gezeigt haben, dass man sich in Kriens den Schliff für die Super League holen kann. Wo die Spieler herkommen, sei ihm schlussendlich egal, meint Sigrist. «Wichtig ist, dass die Leistung auf dem Platz stimmt.»

Nebst dem SC Kriens ist Sigrist auch grosser Anhänger des englischen Kultklubs FC Liverpool. «Ich besuche das Stadion an der Anfield Road regelmässig», erklärt er. «Die Stimmung dort ist einfach überragend.» Das ist bei 54’000 Zuschauern verständlich. In Kriens bäckt man kleinere Brötchen. «Es wäre schön, wenn wir im neuen Stadion jeweils so 2000 Leute hinkriegen würden», sagt Sigrist. Er wird gemeinsam mit seinen Supportern für die Stimmung sorgen. 

Schon jetzt legendär: das alte Stadion Kleinfeld.

Schon jetzt legendär: das alte Stadion Kleinfeld.

(Bild: les)

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