Praktiken der Kreditfirma «ByJuno» in der Kritik

Zuger kassieren illegale Zinsen für Migros-Tochter

Das Geldeintreiben versteht man im Zuger Metalli-Gebäude. Hier ist «ByJuno» eingemietet.

(Bild: Bildmontage zentralplus)

Eine Zuger Kreditfirma verstösst mit ihren Zinsen gegen das Gesetz. Dies im Auftrag der Migros-Tochter «M-Way». Doch von rechtlich unzulässigen Deals will man in Zug nichts wissen. Dabei sind es längst nicht nur Migros-Kunden, die sich vom Unternehmen «ByJuno» über den Tisch gezogen fühlen.

Der Sommer zeigt sich dieses Jahr bislang von seiner besten Seite. Da überlegt sich einer vielleicht kurzerhand, noch rasch ein E-Bike zu kaufen. Blöd nur, wenn auf dem Konto Ebbe herrscht.

Doch auch für dieses Problem gibt es natürlich eine Lösung. Die Migros-Tochter «M-Way» wirbt mit dem Slogan «Sofort fahren, 2019 zahlen» für ihre Elektrovelos. Der Drahtesel kann so per Ratenzahlung abgestottert werden.

«Trick» mit Zuger Kreditfirma

Der Haken dabei: «M-Way» schlägt hohe Gebühren und happige Zinsen auf die Zahlungen. 2.50 Franken Bearbeitungsgebühr werden pro Rate fällig und mit zusätzlichen 11,9 Prozent auf den Kaufpreis verlangt die Migros-Tochter einen Zins, der über dem gesetzlichen Maximum liegt. Setzte man die gesetzlich vorgeschriebenen Kleinkreditformel ein, würden die Zinsen bei einer Zahlung in 12 bis 36 Raten bis zu 15,4 Prozent betragen, hat das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» ausgerechnet. Bei einer dreimonatigen Rückzahlung steigen die Kosten auf bis zu 18,8 Prozent. «Das ist nach meiner Meinung als Wucher zu bezeichnen», meint Schuldenberater Mario Roncoroni.

Bei den überrissenen und rechtlich heiklen Deals mit dabei: die Kreditfirma «ByJuno» mit Sitz im Metalli im Zuger Stadtzentrum.

Zwar schreibt das Kleinkreditgesetz einen maximal zulässigen Zins von zehn Prozent des Kaufpreises vor. Diese Limite versucht «M-Way» zu umgehen, indem sie das Eintreiben der Raten an die Zuger Firma delegiert. Von einem Trick ist die Rede. Bei «ByJuno» werde der E-Bike-Kauf unter der Produktkategorie «Kreditkartenkäufe und Käufe mit Kreditoptionen» abgehandelt, wo laut Gesetz zehn statt zwölf Prozent Zins erlaubt sind.

Rechtlich problematisch

Für verschiedene Rechtsexperten ist die Einordnung der Transaktionen als Kreditkartengeschäft jedoch nicht haltbar, wie sie gegenüber SRF sagen. Denn im Fall der E-Bikes handle es sich eindeutig um einen sogenannten «Abzahlungskauf» und nicht um ein Kreditkartengeschäft. Fazit: Die Zinsen verstossen gegen das Gesetz.

Die Zuger Firma verteidigt sich gegenüber zentralplus: «Die im SRF-Beitrag erwähnte Finanzierungslösung wurde vor der Markteinführung juristisch geprüft. Gemäss dieser Prüfung steht sie im Einklang mit den geltenden Gesetzen», sagt Mike Strahm, Commercial Director von «ByJuno».

Zudem handle es sich auch bei der Ratenzahlung für die E-Bikes um ein Kreditgeschäft. «Bei der Finanzierungslösung eröffnet der Kunde ein Konto mit einer Kreditlimite. Dies ist vergleichbar mit einer virtuellen Kundenkreditkarte, die ebenfalls Einkäufe mit Monatsrechnung und/oder Abzahlungsoption erlaubt», erklärt Strahm.

Die geäusserten Bedenken nehme man aber ernst und prüfe, ob Anpassungen am betreffenden Finanzierungsangebot oder dessen Kommunikation vorgenommen werden.

Viele bekannte Partner …

Trotz dieser Unzulänglichkeiten scheint der Migros-Konzern Gefallen an der Zusammenarbeit mit der Zuger Firma gefunden zu haben. Denn «M-Way» ist längst nicht die einzige Migros-Tochter, die den Zahlungsverkehr durch die Zuger abwickeln lässt. «Travel.ch» und «Migros-Ferien« machen ebenfalls gemeinsame Sache mit «ByJuno».

Hinzu kommen weitere bekannte Unternehmen wie «Hotelplan» und das inzwischen eingestellte «Siroop». Und sogar die SBB arbeiten mit der Zuger Firma zusammen. Letztere lassen bei ihrem neuesten Angebot, bei dem man die Zugbillette per Monatsrechnung bezahlen kann, das Geld durch «ByJuno» eintreiben. «‹ByJuno› machte den SBB von allen Anbietern das wirtschaftlich günstigste Angebot», weiss das Branchenmagazin «Inside-IT».

… und Dutzende wütende Kunden

Doch gerade SBB-Kunden lassen unter anderem auf der Bewertungsplattform «Trustpilot» mächtig Dampf ab, wenn es um die Bezahlung der Zugtickets geht. «Rechnungsstellung und Bezahlung funktioniert überhaupt nicht (…) die SBB sollten den Vertrag mit ‹ByJuno› künden», schreibt einer, «völlig unübersichtlich, intransparent und superaggressiv beim Geldeintreiben (…) Hände weg!», ein anderer. Und erst vergangene Woche lautete ein Kommentar: «Abzocker. Nie wieder mit ‹ByJuno›.»

Generell scheint «ByJuno» in Konsumentenkreisen nicht den besten Ruf zu geniessen. So schrieb das Magazin «K-Tipp» über die Firma: «Die Zahlungsmodali­täten von ‹ByJuno› sind alles andere als kundenfreundlich.» Wie lange Staatsbetriebe wie die SBB oder Duttweilers Migros da noch mitmachen, wird sich weisen müssen.

So äussern sich verärgerte Kunden:

(Bild: Screenshot Trustpilot)

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