Fehlende Stars, TV-Spiele – und neue Ticketgebühr

Minusrekord: So erklärt der FCL den Zuschauerschwund

Sind während der vergangenen Saison kaum negativ aufgefallen: Die Fans des FC Luzern.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Tiefpunkt seit der Eröffnung der Swissporarena: Der FC Luzern empfing letzte Saison so wenige Zuschauer wie seit 2011/12 nicht mehr – trotz fulminanter Rückrunde. Für die neue Saison hofft der Verein auf den bekannten Trainer. Und provoziert die Fans mit einer neuen Gebühr.

Der FCL beendete die letzte Saison auf dem hervorragenden dritten Rang. Was die Zuschauerzahlen betrifft, sieht es allerdings weniger rosig aus. Mit durchschnittlich 10’050 Besuchern sackte die Zahl auf den tiefsten Stand seit der Eröffnung der Swissporarena ab (siehe Grafik).

Dass immer weniger Fans auf die Allmend strömen, zeichnete sich bereits in der Vorrunde ab. Die Rückrunde, in der das Team unter Trainer Gerry Seoane – dem neuen YB-Trainer – eine regelrechte Aufholjagd an den Tag legte, brachte zwar etwas Besserung. Doch unter dem Strich bleibt ein Zuschauerrückgang.

Starbonus und Konkurrenz

Die Entwicklung ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Zum einen fehlten dem FCL in der letzten Saison die grossen Namen: Der Verein liess genauso wichtige wie beliebte Stammspieler ziehen, etwa Marco Schneuwly, Markus Neumayr, François Affolter, Jahmir Hyka, Jerôme Thiesson oder Tomislav Puljic (zentralplus berichtete). Das hatte sowohl Folgen für die Zuschauerzahl als auch für die Qualität des Spiels. In der Winterpause gehörte der Verein zu den Abstiegskandidaten.

«Hätten wir einen Ronaldo im Team, wäre die Hütte an jedem Match voll.»

Markus Krienbühl, Medienchef FC Luzern

Ob sich das in der bald startenden Saison ändert, ist offen. Der neue Trainer René Weiler hat zuletzt öffentlich kundgetan, dass er im Sturm und in der Aussenverteidigung auf Verstärkung hofft (zentralplus berichtete). Bislang gehört der FCL aber noch zu den wenigen Klubs, die nebst Torwart Mirko Salvi keine grossen Transfers getätigt haben.

Dass ein klingender Name die Fans anlocken würde, ist auch für den FCL klar. «Hätten wir einen Ronaldo im Team, wäre die Hütte wahrscheinlich an jedem Match voll», sagt FCL-Medienchef Markus Krienbühl. Dürfen die Fans also mit einem neuen Star rechnen? Krienbühl winkt ab. Der Bekanntheitsgrad eines Fussballers sei für die Arbeit von Sportchef Remo Meyer kein Kriterium. «Solches Marketing mit Spielern zu betreiben, dieser Schuss ginge nach hinten los. Wir holen keinen Spieler, der zwar einen Namen hat, uns aber sportlich nicht weiterbringt.»

Hoffen auf den René-Weiler-Effekt

Der Star-Bonus ist laut Krienbühl ohnehin nicht der einzige Faktor, wenn es um die Zuschauerzahlen geht. Auch die in den letzten Jahren gewachsene Vermarktung der Spiele über Pay-TV und das Schweizer Fernsehen spiele eine Rolle. SRF überträgt jedes Wochenende ein Spiel aus der Super League, Teleclub überträgt sogar alle 180 Meisterschaftsspiele live. Krienbühl beobachtet generell eine Übersättigung des Marktes. «Wer von Dienstag bis Donnerstag im Fernsehen besten europäischen Clubfussball mit Topspielern verfolgen kann, wird vielleicht schon mal zögern, dann am Wochenende bei 3 Grad noch in ein Stadion zu gehen.» Anders gesagt: Nach Bayern gegen Real auf dem Sofa, verliert ein Spiel wie FCL gegen Lugano bei garstigen Bedingungen seinen Reiz.

In Alarmismus verfällt man auf der Allmend wegen der geringeren Auslastung aber nicht. «Das Phänomen ist bekannt und betrifft nicht nur uns: Die Zuschauerzahlen sinken generell, und besonders in den Jahren nach der Eröffnung eines neuen Stadions ist das nicht aussergewöhnlich», sagt Medienchef Markus Krienbühl. In der Tat haben etwa auch in Basel oder St. Gallen in den letzten Jahren immer weniger Fans den Weg ins Stadion gefunden. Allerdings demonstrierte YB eindrücklich, wie ein sportlicher Höhenflug dem entgegenwirken kann: Die Berner konnten ihre Zuschauerzahl im Vergleich zum Vorjahr um über einen Viertel steigern.

So haben sich die Zuschauerzahlen des FCL in den letzten zehn Jahren entwickelt:

 

 

 

 

Gegensteuer in Form neuer, konkreter Massnahmen ist in Luzern aktuell keine angekündigt. Hoffnung setzt der FCL auch in den neuen Trainer René Weiler, dessen Verpflichtung viele in der Fussballwelt überraschte (zentralplus berichtete). Der Trainer an der Seitenlinie sei zwar selten die Figur, die zusätzliche Fans ins Stadion bringe, sagt Krienbühl. Dennoch könnte er mit seiner Art, Fussball zu spielen, die Mannschaft begeistern – und diese wiederum die Zuschauer. 

Zumindest die Stammkunden bleiben dem FCL sowieso treu. «Der Verkauf der Abo Cards bewegt sich ziemlich genau im Bereich der letzten Jahre», sagt Markus Krienbühl. Konkrete Zahlen zu den Saisonkarten kommuniziert der Verein nicht.

Neue Gebühr an der Tageskasse

Ohnehin dürften nicht die treusten Fans, sondern die Gelegenheitsbesucher ohne Saisonkarte der Knackpunkt sein. Und auf sie wartet in der neuen Saison eine Änderung: Wer sein Ticket an der Tageskasse kauft, zahlt neuerdings einen Zuschlag von 3 Franken. Während das bei den teuersten Sitzplatzkategorien mit 83 Franken kaum ins Gewicht fällt, macht es beim Stehplatz-Billett von 28 Franken über zehn Prozent aus.

«Wir möchten die Fans dazu animieren, vorgängig vermehrt den FCL-Onlineshop zu benützen oder die Tickets auch bei uns im Fanshop zu beziehen», sagt Medienchef Markus Krienbühl. Somit könnten am Spieltag allfällige Warteschlangen verhindert werden, wie etwa beim Heimspiel am Ostermontag gegen den FC St. Gallen. Damals verpassten etliche Fans das erste Tor, weil sie lange für ihr Ticket anstehen mussten (zentralplus berichtete).

«Wir wissen: Dies kann negative Reaktionen provozieren.»

Markus Krienbühl, Medienchef FC Luzern

Das führte zu verärgerten Fans – und mit solchen rechnet der FCL auch wegen der neuen Gebühr. «Wir wissen: Dies kann negative Reaktionen provozieren», sagt Markus Krienbühl. Doch es gebe gute Argumente für die Anpassung. Und es sei möglich, die Gebühr ohne viel Aufwand zu umgehen, auch ohne Smartphone und Kreditkarte. Im Onlineverkauf könnten die Fans ihr Ticket zudem bis nach Spielbeginn kaufen und es – ohne Ausdruck – gleich auf dem Smartphone als mobiles Ticket vorzeigen, macht Krienbühl praktische Gründe geltend.

«Es geht keineswegs darum, damit Geld zu verdienen», versichert der Medienchef und verweist auf die Zahlen. Im Durchschnitt gehen zwischen 1100 und 1200 Tickets an der Tageskasse über die Theke. Mit der neuen Gebühr mache der Verein also nicht das grosse Geld, sondern wolle sich «einfach der aktuellen Zeit anpassen».

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