Rüffel für die Zuger Regierung

Gleicher Lohn für Mann und Frau – nachgerechnet wird nicht

Seit über 100 Jahre gefordert, seit bald 40 Jahren in der Schweizer Verfassung: Lohngleichheit für Mann und Frau.

(Bild: Valentin Bachem / flickr)

In der Zuger Kantonsverwaltung gibts keine systematischen Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau – sagt die Regierung. Und weigert sich die These zu überprüfen – mit Verweis auf die Kosten. Das stört nicht nur die Linken, sondern auch die CVP. Die wählerstärkste Partei im Kanton hat keine Freude an dieser Haltung.

«Wir fragen nach Zahlen und erhalten Buchstaben», klagte die Zuger SP-Kantonsrätin Barbara Gysel am Donnerstag im Zuger Kantonsrat. Ihre Fraktion hatte in einer Interpellation vom Zuger Regierungsrat «überprüfbare Fakten» gefordert, um festzustellen, ob bei der kantonalen Verwaltung wirklich gleiche Löhne für Mann und Frau bezahlt werden.

Doch anstatt die geforderten Zahlenangaben in Prozenten zu liefern, beschränkte sich die Zuger Regierung auf allgemeine Erklärungen und hielt fest, dass «namentlich im Verwaltungsbereich» «im System grundsätzliche Lohnungleichheiten zwischen Mann und Frau» nicht festzustellen seien. Gysel stellte indirekt in Frage, ob es wirklich keine konkreten Unterschiede gäbe und urteilte: «Auftrag nicht erfüllt».

«Unverständlich und ungenügend»

Die Chamer ALG-Kantonsrätin Esther Haas, äusserte grundsätzlichen Überlegungen zum Thema der Lohngleichheit, die sie vor kurzem bereits bei der Behandlung des alternativen Postulats zur Charta der Lohngleichheit geäussert hatte (deren Unterzeichnung der Rat abgelehnt hat).

Die Aussage der Regierung, dass es kein Problem gäbe, sei «schwer nachvollziehbar«, solange es keine wirkliche Prüfung gäbe. Für Haas ist die Frage der Lohngleichheit auch im Zusammenhang mit dem öffentlichen Beschaffungswesen von Bedeutung – wie sie aber bei Zulieferern und Auftragnehmern der öffentlichen Hand sichergestellt wird, ist ihr nicht klar.

Wie oft paritätische Kommissionen Kontrollen durchführten, sei nicht ersichtlich, meinte sie. Der Kanton Zug habe es bis jetzt nicht für nötig befunden «mit griffigen Instrumenten die Lohngleichheit oder Ungleichheit zwischen Frau und Mann unter die Lupe zu nehmen. Ihr Verdikt: «Unverständlich und ungenügend».

Ständerat sorgt für Bewegung

Auch die Baarer CVP-Kantonsrätin Barbara Häseli fand die Antwort der Regierung zur den Verhältnissen beim Kanton «nach wie vor ungenügend». «Die Lohngleichheit wurde in dieser Form nie gemessen», sagte Häseli, also könne man doch solche Aussagen nicht machen. «Jedoch haben wir die Äusserungen des Finanzdirektors sehr gern aufgenommen, wonach eine Überprüfung der Lohngleichheit als Empfehlung aufgenommen werde.»

Das müsse sie vielleicht sowieso bald machen, meinte Häseli: Wenigstens wenn der Vorschlag des Ständerats Wirklichkeit wird, der in der letzten Session beschlossen hat, für eine befristete Zeit eine Lohngleichheitsanalyse für alle Unternehmungen mit mehr als 100 Angestellten vorzuschreiben.

Regierung geht noch mal über die Bücher

Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP) signalisierte in Richtung CVP ein gewisses Einlenken. Die Zuger Regierung werde einen internen Workshop zum Thema Lohngleichheit durchführen. Gleichzeitig beharrte Tännler aber darauf, dass man keine flächendeckende Kontrollen im Kanton vornähme. «Aber Kontrollen gibt es.»

Am Gemäkel an der magistralen Antwort auf die SP-Interpellation liess Tännler kein gutes Haar. Man spreche von Grundsätzlichem und Systematischen, weil es eben um die allgemeine Regel «und nicht um den Einzelfall» gehe. Es gebe schlicht kein Problem mit Lohnungleichheit beim Kanton Zug, dies werde auf mehreren Stufen ausgeschlossen. 

FDP, SVP und Grünliberale äusserten sich nicht zur Debatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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